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RE:Alexandros 24

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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A. genannt Iannai, Sohn des Iohannes Hyrkanos, 27 Jahre König der Juden
Band I,1 (1893) S. 1439 (IA)–1441
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24) Alexandros, mit seinem ursprünglichen hebräischen Namen Iannai (Ἰανναῖος, d. i. Abkürzung von Jonathan) genannt, als Sohn des Iohannes Hyrkanos im J. 129 v. Chr. geboren, folgte im J. 104 seinem Bruder Aristobulos, der ihn bis dahin gefangen gehalten hatte, als König und Hohepriester der Juden. Ihm verhalf hierzu dessen Witwe Alexandra Salina (Jos. Ant. XIII 320; Bell. Iud. I 4, 1), die er darauf zu seiner Gemahlin machte. Ein Bruder, der ihm den Thron streitig machte, wurde hingerichtet. Strabon XVI 762 nennt den A. mit Unrecht den ersten ‚König‘ der Juden, da schon sein Vorgänger Aristobulos den Titel angenommen hat. Wohl aber findet sich auf seinen Münzen zuerst der Königstitel (auf den zweisprachigen hebräisch ‚Jonathan [1440] der König‘, griechisch βασιλέως Ἀλεξάνδρου). Seine 27jährige Regierung war ein fortwährender Kampf nach innen und aussen. Unermüdlich hat er für die Vergrösserung Iudaeas gekämpft, wobei ihm die Schwäche des Seleukidenreiches sehr zu statten kam. Zunächst sah er es auf die Eroberung der ihm noch nicht unterthänigen Küstenstädte Ptolemais, Stratonos Pyrgos und Gaza ab. Als Ptolemais von A. belagert den Ptolemaios Soter II., der damals von seiner Mutter Kleopatra aus Ägypten vertrieben in Cypern weilte, zu Hülfe rief, und dieser mit 30000 Mann zum Entsatz erschien, musste A. sich nach Iudaea zurückziehen. Während er nun dem Ptolemaios Waffenbündnis anbot, verhandelte er im geheimen mit Kleopatra. Ptolemaios, über diese Falschheit empört, brach in Galilaea ein und schlug den A. in einer blutigen Schlacht bei Asophon unweit des Jordan (Jos. Ant. XIII 324ff.). Da das Heer des A. völlig vernichtet war (nach Timagenes soll er 50000 Mann verloren haben), zog Ptolemaios plündernd durch Iudaea und besetzte Gaza. Kleopatra aber, die nun ihr Heer einrücken liess, machte seinen Erfolgen ein Ende, occupierte Iudaea und schloss mit A. ein Bündnis. Nur auf den Rat des Generals Ananias soll sie von einer dauernden Annexion Iudaeas Abstand genommen haben (Jos. Ant. XIII 348ff.). Von der ägyptischen Invasion befreit eroberte A. nun Gadara (nach zehnmonatlicher Belagerung) und Amathus, beide im transjordanischen Gebiet, darauf an der Küste (südlich von Gaza) Raphia und Anthedon, endlich nach einjähriger Belagerung Gaza im J. 96 v. Chr. (Jos. Ant. XIII 356f.; Bell. Iud. I 4, 2). Sein nächster Kriegszug galt den Moabitern und Galaaditern, die beide tributpflichtig gemacht wurden. Als er darauf mit dem nabataeischen König Obodas I. in Streit geriet, rettete er, in einen Hinterhalt gefallen, nur das Leben. In Jerusalem erwartete den Flüchtling ein Volksaufstand, der von den Pharisäern geleitet wurde, die schon nach der Eroberung von Gaza das Volk gegen ihn aufgehetzt hatten. Sechs Jahre (wohl ca. 94–89) hatte der Bürgerkrieg, in dem A. 50000 Juden durch seine Söldner getötet haben soll, schon gewährt, da riefen die Aufständischen den syrischen König Demetrios III. herbei, mit dessen Hülfe sie dem A. bei Sichem eine vollständige Niederlage beibrachten (Jos. Ant. XIII 372ff.; Bell. Iud. I 4, 3–4). Doch dies unnatürliche Bündnis konnte nicht von Bestand sein. Die Popularität des Hasmonäers gegenüber dem verhassten Syrerfürsten, die schon bei Sichem 20000 Juden auf A.s Seite gebracht hatte, schlug auch jetzt durch, zumal Demetrios durch den Sieg gefährlicher wurde. Bald wuchs der Anhang des A., worauf Demetrios abzog. Nach und nach wurde nun der Aufstand gedämpft, mehrere Schlachten noch geschlagen, die letzten Widerstrebenden endlich in Jerusalem hingerichtet. 8000 Juden gingen in die Verbannung (ca. 88 v. Chr., Jos. Ant. XIII 379ff.). Etwa im J. 85 versuchte A. vergeblich, indem er von Joppe bis Antipatris Wall und Graben zog, dem Seleukiden Antiochos XII., der gegen die Nabatäer zu Felde zog, den Durchzug durch sein Gebiet zu verwehren. Als darauf Antiochos auf diesem Zuge gefallen war, und Coelesyrien mit Damaskos in [1441] die Hand der Nabatäer fiel, erwiesen sich diese als gefährlichere Nachbarn als die schwächlichen Seleukiden. Aretas III. drang ins Innere Iudaeas vor (ca. 84 v. Chr.) und besiegte den A. bei Adida (zwischen Joppe und Jerusalem), zog dann aber nach Abschluss eines Vertrages wieder zurück. Darauf unternahm A. einen Feldzug ins transjordanische Gebiet, wo er in dreijährigem Kampfe (ca. 83–81) Pella, Gerasa und andere wichtige Plätze eroberte. Wiewohl A. vom J. 80 an am Fieber litt (nach Josephos infolge des Trinkens), hat er doch vom Krieg nicht lassen können. Er erlag der Krankheit im J. 78 bei der Belagerung von Rhagaba im transjordanischen Gebiet (Jos. Ant. XIII 387ff.; Bell. Iud. I 4, 5–8). Wie Gewaltiges A. für die Grösse seines Vaterlandes gethan hat, erhellt am besten aus der Übersicht, die Jos. Ant. XIII 395–397 über die Grenzen des jüdischen Reiches am Ende seiner Regierung giebt. Vgl. Schürer Gesch. des jüdischen Volkes I 1889, 219ff. Madden Coins of the Jews (1881) 83ff.