2) Feste Stadt im Süden von Sicilien (Ἄκραι Thuk. Diod. Plut.; Ἄκρα Steph. Byz.; Ἀκραῖα, Ἀκράαι, Ἄκραιαι Ptol.; Acrae Liv. Sil. It. XIV 206; Einwohner Ἀκραῖοι IGI 215; Acrenses Plin.), von den Syrakusanern 70 Jahre nach Gründung ihrer eigenen Stadt, also um 664, angelegt (Thuk. IV 5, 3) und mit den Geschicken der Mutterstadt meist verbunden. Plut. Dio 27. Liv. XXIV 36, 1. Auch die Verfassung scheint der syrakusanischen durchaus ähnlich gewesen zu sein. Kaibel IGI p. 29. Im Vertrage der Römer mit Hiero von Syrakus im J. 263 wurde es dem letzteren zugesprochen (Diod. XXIII 4); aus dieser Zeit die Inschrift IGI 215 βασιλέως Ἱέρωνος Ἀκραίων.
Inschriftlich werden genannt ein Ἀρτεμίσιον, Ἀφροδίσιον, Κορεῖον und eine πύλα Σελινουντία (IGI 217). Über die Verfassung in römischer Zeit wissen wir nichts: Plinius (III 91) zählt A. zu den civitates stipendiariae. Im 5. Jhdt. n. Chr. bestand in A. eine christliche Gemeinde, aus deren Coemeterien die Inschriften IGI 236–239 stammen; vgl. V. Schultze Katakomben 295–297. Jetzt Palazzolo-Acreide mit nicht unbedeutenden Resten, namentlich südlich von der Stadt eine merkwürdige Nekropole mit Reliefs in den Felsen gehauen. Vgl. Judica Antichità di Acre, Messina 1819 fol. Schubring Jahrb. f. Philol. Suppl. IV 662–672. Inschriften IGI 203–239. CIL X 7188. Münzen British Museum Sicily 2. Salinas Monete di Sicilia p. 9 tav. II.
Neue Ausgrabungen in und bei Palazzolo Acreide Not. d. scavi 1891, 336 (kleine sikulische Nekropole). 1897, 436 (sicilische Münzen des 5./4. Jhdts.). 536 (griechische Gräber). 1898, 340 (desgl.). Die phantastischen Angaben von G. Italia-Nicastro Ricerche per l’istoria dei popoli Acrensi anteriori alle civiltà elleniche (Messina 1856. 1873) über megalithische Denkmäler und Grabkammern mit phoinikischen Inschriften bei A. berichtigt P. Orsi Not. d. scavi 1891, 335ff. Über christliche Katakomben s. Not. 1879, 208f. Führer Abh. Akad. Münch. XX 3 (1897), 675.