2) Einer der zahlreichen Commentatoren des Aratos, von Suidas mit dem Romanschriftsteller zusammengeworfen. Den Namen A. T. hält Christ (Gesch. der Griech. Litt. 386) fest, während Susemihl (Gesch. der Griech. Litt. in der Alexandrinerzeit I 293, 46) unter Berufung auf Diels Doxogr. 17ff. nur den Namen A. gelten lässt und den Beinamen Tatios oder Statios als einen Irrtum des Suidas verwirft. Seine Lebenszeit, die bisher um viele Jahrhunderte unbestimmt war, setzen E. Rohde und Diels in das Ende des 2. oder Anfang des 3. Jhdts. n. Chr., Günther Gesch. der antiken Naturwissenschaft (1888) 75 noch etwas später „um 300 n. Chr.“ Jedenfalls muss er vor Iulius Firmicus, dem Mathematiker (um 336 n. Chr.) gelebt haben, der ihn Math. IV 10 nennt, da es berechtigt scheint, diese etwas seltsame Stelle qua divinus ille Abraam et prudentissimus Achilles ..... nobis tradidere auf unsern A. zu beziehen, wie es einst schon Aldus Manutius gethan hat. Vgl. Fabricius Bibl. Gr. III c. 5, 13 (II 104f. der ersten Ausg.). Die spätesten von A. citierten Autoren (soweit sich ihre Zeit bestimmen lässt) gehören in das ausgehende 2. Jhdt. n. Chr. (Rohde Griech. Roman 471). Über des A. Leben ist nichts bekannt. A. schrieb ein Werk Περὶ σφαίρας (Suid.), von dem nur der Anfang oder Auszüge unter dem besonderen Titel ἐκ τῶν Ἀχιλλέως πρὸς εἰσαγωγὴν εἰς τὰ Ἀράτου φαινόμενα uns erhalten sind. Diese Εἰςαγωγή, die für unsere Erkenntnis des geographischen Wissens der Alten einen nicht geringen Wert hat, wurde zuerst griechisch aus der mediceischen Bibliothek von Petrus Victorius, Florenz 1567 zusammen mit Hipparch und einigen andern herausgegeben, dann nochmals zugleich mit lateinischer Übersetzung in Dionysii Petavii Uranologium, Parisiis 1630 fol. und später Amst. 1703 fol. abgedruckt. Vgl. Weidler Hist. astronomiae (1741) 191. 460f. Die Commentatio de Arati Solensis vit etc. (Aratus ed. Buhle II 474) fasst den Inhalt des Werkes des A. zusammen in die Worte: Agitur in hoc opere de Universo, de rerum principio, de rerum omnium constitutione, de natura coeli et de sphaera astronomica und giebt statt des von Suidas übermittelten dem Werke den in der Subscription genannten Titel Περὶ τοῦ παντός, wie auch schon Gessner irrtümlich diese nur den Inhalt des 1. Capitels bezeichnende Überschrift
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für das ganze Werk benutzt und dieses als Liber de Universo betitelt hatte.
Der Zuname Tatios hat für den populärastronomischen Schriftsteller keine Berechtigung. Genannt ist dieser A., der dem 3. Jhdt. n. Chr. angehört, in dem Grammatikercatalog bei Kröhnert Canonesne poetarum etc. fuerint (Königsb. Diss. 1897) 7 und Maass Comment. in Arat. rell. p. XVII. Über seine Zeit, seine Quellen und die hsl. Überlieferung der uns erhaltenen Excerpte spricht ausführlich Maass im ersten Capitel seiner Aratea (Philol. Unters. XII 1892) 1–59. Derselbe hat Comm. in Arat. rell. p. 25–85 die durch einen Vaticanus und einen Mediceus (über das Verhältnis dieser Hss. s. auch Rehm Berl. Philol. Wochenschr. 1899, 1349) erhaltenen Excerpte aus des A. Isagoge (Περὶ τοῦ παντός) und seinem Aratcommentar, dem ein Γένος Ἀράτου καὶ βίος vorangeht, mit kritischem Apparat und Quellennachweisen herausgegeben. Firmicus IV 10 meint wohl die gleiche Person; doch hat A. vermutlich nur als Quelle für den letzten Abschnitt der Sphaera barbarica der Firmicus (über die λαμπροὶ ἀστέρες) gedient, also nicht selbst ein Buch über die Sphaera barbarica verfasst. Starke Übereinstimmungen zwischen Manilius I und A. weist Malchin De auctoribus quibusdam qui Posidonii libros meteorologicos adhibuerunt, Rost. Diss. 1893, 12–25 nach; sie gehen auf gemeinsame (bei A. wohl nicht directe) Benützung des Poseidonios zurück. Vgl. auch Martini Leipzig. Stud. XVII 363f. Eduinus Müller De Posidonio Manilii auctore I (Diss. Lips. 1901) 1.