Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Ῥαθηνοί, Volk in Arabia Petraea, nur von Ptolem. V 17, 3 erwähnt. Vor der wegen der hsl. Verhältnisse beachtenswerten Namensform Ῥ. bevorzugte K. Müller in seiner Ausgabe, wie vor ihm Nobbe und Wilberg, die Form Ῥαϊθηνοί, weil er die von Ptolemaios erwähnte Völkerschaft mit Ῥαΐθω (Raithu), der noch in neuerer Zeit so bezeichneten Gegend von Tōr (Tür) an der Westküste der Halbinsel Sinai, in Verbindung brachte. Übrigens verwies Müller (nach Ritter Erdk. XIV 14. 87) noch auf ein zweites Raithu auf Sinai (bei Raphidim und Pharan). Da Ptolemaios vor den R. die Φαρανῖται anführt, lag es auf den ersten Blick ziemlich nahe, auch die R. auf der Sinaihalbinsel zu suchen. Aber schon die Prüfung der Worte, mit denen Ptolemaios den Wohnsitz der R. bezeichnet (παρὰ τὴν ὀρεινὴν τῆς Εὐδαίμονος Ἀραβίας), lehrt unwidersprechlich, daß nach des Ptolemaios Vorstellung die R. jene Gegend von Arabia Petraea, bewohnten, welche durch eine Berg- oder Hügellandschaft von Arabia felix getrennt war. Die Worte des Ptolemaios schließen also jede Beziehung auf die Sinaihalbinsel aus und lassen die R. nur in Arabien selbst, in der Landschaft, deren Hauptstadt Petra war, als Einwohner oder Anwohner einer Berggegend annehmen. Mit Rücksicht auf diese topographische Bestimmung wie auf die Namensform glauben [260] wir, den Namen der alten R. zu der heutigen Landschaft Rātīje auf dem Boden des alten Peträischen Arabien im heutigen el-Ǧebāl bei der Stadtruine Fēnān (35° 22" 4’ östl. Länge Gr., 30° 38" 2’ nördl. Breite) in Beziehung setzen zu dürfen. Nach dem Reiseberichte bei A. Musil Arabia Petraea 1907, II 1, 294, erhebt sich unweit von Fēnān (vgl. Musils Karte von Arabia Petraea) der Rās Rātīje und erstreckt sich auch die Landschaft Rātīje mit dem gleichnamigen auf el-Ġwēr ausmündenden Tale. Von den ,Hügeln Rātīje‘ spricht dasselbe Reisewerk II 1, 298. Das Wādī Rātīje schneidet der 30° 40’ nördl. Breite. Die Landschaft Rātīje liegt 21’ nördlich von Wādī Musa (Petra). Damit kann also nur der nördlichste Punkt des Gebietes der R. des Ptolemaios bezeichnet sein. Wie weit es sich nach Süden erstreckte, läßt sich begreiflicherweise, zumal da Ptolemaios über die Ausdehnung keine Angabe bietet, nicht mehr sicherstellen, sondern nur annehmen, daß Ptolemaios, wenn er als Südgrenze die Grenze zwischen Arabia Petraea und Arabia felix annahm, mit diesem Ansatz zu tief geriet, aber kaum mehr als um 40’. Wenn die Identifikation des Namens der R. mit dem heutigen Rātīje richtig ist, dann erhält auch die schon an sich durch beachtenswerte hsl. Zeugnisse empfohlene Form Ῥ. an dem arabischen Namen eine weitere ausschlaggebende Stütze.