Zum Inhalt springen

RE:Ἄτρακτος 1

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Spindel
Band II,2 (1896) S. 21342135
Handspindel in der Wikipedia
Handspindel in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register II,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|II,2|2134|2135|Ἄτρακτος 1|[[REAutor]]|RE:Ἄτρακτος 1}}        

Ἄτρακτος. 1) Die Spindel, fusus. Das antike Spinngerät ist das noch jetzt in südlichen Ländern übliche. Der ἀ. ist eine kurze Stange, aus Knochen (Pompeii, 15–20 cm. lang), Buchsbaum (Ed. Diocl. 13, 5), aus dem Stengel der danach ἀτράκτυλις genannten Färberdistel oder Safflor (Diosc. III 97. Theocr. IV 52 m. Schol.; Plin. n. h. XXI 90 spricht wohl irrtümlich vom colus), oben mit einem Haken versehen (ἄγκιστρον Plat. rep. X 616 c), unten durch den Wirtel (σφόνδυλος, verticillus, turbo) gesteckt; letzterer, häufig gefunden, ist aus Stein, Thon, Glas, Knochen (Pompeii), auch aus Bernstein (Archaeologia XLI 197) und hat die Form einer Linse, eines Mühlsteins, einer Kugel, eines abgestumpften Kegels. Die Kunkel (ἠλακάτη, ὄνος, ἐπίνητρον, colus), meist aus Rohr, mit der Wolle oder dem Flachs (τολύπη, tractum) wurde gewöhnlich in der linken Hand hochgehalten; den ausgezogenen Faden befestigte man an dem Haken der Spindel, die man in drehende Bewegung setzte, und liess ihn, weiter ausziehend und drehend, zwischen Daumen und Zeigefinger durchgleiten bis die Spindel den Boden berührte; dann wickelte man ihn auf die Spindel und zog ihn durch den Haken; um dies nicht zu oft zu thun, spann man gern stehend oder gehend (Plin. n. h. XXVIII 28). War die Spindel voll, so wurde das Gespinnst (κλωστήρ, glomus), wohl mit der Spindel, in den Spinnkorb (κάλαθος, τάλαρος, quasillus) gelegt. Dies Verfahren wird bei Catull 64, 311 beschrieben und sonst oft erwähnt; es ist auch ersichtlich aus Bildwerken, namentlich aus zwei Vasenbildern (Blümner Technol. I 119. Arch. Zeit. 1877 Taf. VI; auf letzterem scheint der Faden zur Anfeuchtung durch den Mund gezogen zu werden). Für stärkere und fester gedrehte Fäden (z. B. zur Kette des Gewebes, Plat. Polit. 282 e) brauchte man grössere Wirtel. Wenn man die Kunkel in den Gürtel steckte (Mosaik bei Mori Sculture del Museo capitolino I 237) oder dieselbe selbständig auf dem Boden stand (γέρων Poll. VII 73), so konnte man beide Hände zum Ausziehen des Fadens gebrauchen. Schneider [2135] ad. scr. r. rust. IV 359. Blümner Technol. I 107, teilweise berichtigt von Cohausen Ann. des Vereins für nassau. Altertumskunde XV (1879) 24. Marquardt Privatl.² 517. Ägyptische Spindeln Wilkinson Mann. and cust. III 136.

[Mau. ]