Ἀνδρόσαιμον, eigentlich Mannsblut (wegen des roten Saftes; vgl. Billerbeck Fl. cl. 200), gewöhnlich als Blut-Johanniskraut, Hypericum Androsaemon L., italienisch androsemo gedeutet, ist wohl mit grösserem Rechte auf Hypericum perfoliatum L. , das breitblättrige Hartheu (zur Familie der Hypericaceae Hartheu- oder Johannisgewächse) zu beziehen. Nach Diosc. III 163 hiess es auch Διονυσιάς (vgl. Galen. XI 830), wohl, weil es im Kulte des Dionysos irgend eine, wenn auch untergeordnete, jedenfalls uns nicht näher bekannte Rolle gespielt haben wird ; vgl. Murr Die Pflanzenw. [2172] i. d. griech. Myth. 234. Eine andere Bezeichnung war ἄσκυρον (vgl. Plin. XXVII 26), doch sagt Dioskorides ausdrücklich, dass es sich vom eigentlichen ὑπερικόν und vom eigentlichen ἄσκυρον unterscheide. Die Beschreibung bei Dioskorides passt auf Hyp. andros. L. keineswegs genau (vgl. Lenz Bot. d. a. Gr. u. R. 640), weit besser auf Hyp. perfol. L., welches in Griechenland häufig wächst (vgl. Leunis Synops. II. Teil³ II § 562, 2 Anm. 5), jetzt μυρωδιά oder λειχηνόχορτον genannt. Nach Fraas Synops. pl. fl. cl. 111 gehört es dem Laubholzdistrikte, sowie der unteren Tannenregion an und ist häufig nur in schattigen Schluchten der Hochgebirge von 1000 bis 2500′. Über die medicinische Verwendung s. ausser Diosc. a. O. Plin. XXVII 27. Galen. XI 829f. Übrigens wurden die Begriffe ἄσκυρον, ἀσκυροειδές und ἀ. — vgl. insbesondere auch Diosc. III 162. Galen. a. O. Plin. XXVII 37 — vielfach durcheinandergeworfen, so dass der Begriff ἀ. nicht mehr genau bestimmbar, eher aber noch weiter zu fassen ist. Auch das gemeine Hartheu oder Johannisblut, Hyp. perforatum L. — so genannt, weil die hellen Öldrüsen den gegen das Licht gehaltenen Blättern das Aussehen geben, als seien sie durchlöchert — konnte mit ἀ. bezeichnet werden; gewöhnlich hiess es ἄσκυρον.