Ἀνάθημα (poetisch und dialektisch ἄνθεμα), das den Göttern dargebrachte Geschenk, das im Heiligtum aufbewahrt wird (ἀνακεῖσθαι) und als göttlicher Besitz selbst für heilig (ἱερόν) gilt. Als ein Ausdruck frommer Dankbarkeit für eine ausserordentliche Gnade der Gottheit ist es ein Denkmal (μνῆμα) sowohl für die Macht der Gottheit, wie für die Frömmigkeit des Stifters, mit dem sich die Bitte um weiteren Schutz von selbst verbindet. Das Wort erscheint in der Bedeutung ‚Weihgeschenk‘ zuerst im 5. Jhdt., bei Sophokles und Herodot, während die homerischen Gedichte es nur in der Wendung ἀναθήματα δαιτός, Od. I 152. XXI 430, kennen; vgl. Ameis-Hentze z. d. St. In den Aufschriften, welche die Basen der Weihgeschenke tragen, ist zwar das Zeitwort ἀνατιθέναι – auch einfaches τιθέναι (θεῷ)Preger Inscr. Gr. metr. 56. 72. 103 – jederzeit üblich, das Weihgeschenk selbst aber wird in älterer Zeit, soweit es nicht allgemein ἄγαλμα (s. d.) genannt wird, gewöhnlich als ἀπαρχή, d. h. als der der Gottheit zufallende Vorzugsanteil am Gewinn – seltener wird in diesem Sinne ἀκροθίνιον (besonders vom Anteil der Kriegsbeute) verwendet; vgl. Paus. V 27, 12 (5. Jhdt.). Bull. hell. XI 345. Fränkel Inschr. v. Pergamon 62 – oder als δεκάτη, d. h. als der der Gottheit zugemessene Zehntanteil, bezeichnet, womit natürlich in weitaus den meisten Fällen nur gesagt sein soll, dass das Weihgeschenk aus dem Erlös der δεκάτη oder ἀπαρχή hergestellt ist, bezw. als ihm gleichwertig betrachtet werden soll; genauer sollte es heissen (ἀ.) ἀπὸ δεκάτης, wie IGA I 191; vgl. Herod. I 121: ἀκροθίνια, ἐκ τῶν ἐγένετο ἀνδριάς. Weiteres s. unter Weihgeschenke.