Ἀμυγδαλῆ[WS 1] (ἀμυγδαλέα amygdalus, meist amygdala, aber auch amygdalum), der gemeine Mandelbaum, Amygdalus communis L., in den milderen Gegenden auch bei uns fortkommend, allbekannt durch seine essbare Frucht. Nach Aristarch (bei Athen. II 53a ; vgl. Lehrs De Arist. stud. Hom. 313) war ἀμυγδάλη die gewöhnlichste Form des Wortes sowohl für den Baum als auch für die Frucht. Nach Suidas und Tryphon (b. Athen. II 53a. b) ist die Frucht ἀμυγδάλη, der Baum dagegen ἀμυγδαλῆ (= ἀμυγδαλέα) zu betonen. Letzterer hiess übrigens auch ἀμύγδαλος (Luc. pro merc. cond. 5), die Frucht auch ἀμύγδαλον (z. B. Diphilos bei Athen. II 54 a. Hermipp. com. b. Hesych. Theophr. u. a.), auch ἀμυγδαλίς (Philox. bei Athen. XIV 643c). Columella meint mit amygdala stets den Baum, die Frucht nennt er nux Graeca. Jetzt heisst der Baum [1991] ἀμυγδαληά, der mit bitteren Früchten πικραμυγδαληά (Lenz[WS 2] Bot. d. a. Gr. u. R. 705). In Italien, wo die Mandeln in Gärten gezogen werden, aber auch wild vorkommen, heisst der Baum mandorlo oder mandolo, die Frucht mandorla oder mandola. Nach Movers Phoenizier I 578. 586 wäre ἀ. der semitische Name der phrygischen Kybele und bedeutete ‚grosse Mutter‘. Dem Mythos nach war der (zuerst aus dem Winterschlaf erwachende) Mandelbaum allerdings aus dem Blute der Göttermutter entstanden (vgl. Murr Die Pflanzenw. i. d. griech. Myth. 39); doch führt das lakonische μύκηρος = μούκηρος (vgl. Pamphilos bei Athen. II 53b), d. h. Nuss, Mandel (vgl. lat. Gen. nucerum Charis. 54, 25 K.), mit Wahrscheinlichkeit auf griechische Ableitung. Die Bedeutung (vgl. μύσσω, μύξα, mucus) war sonach wohl ‚weiche, schleimige Frucht‘ (vgl. Hehn Kulturpflanzen⁵ 496. Vaniček Etym. Wörterb. 738. Kuhns Ztschr. XII 210). Andere glauben, dass (wie der Baum so auch) das Wort syrischen Ursprungs ist; erwähnt sei auch die alte Ableitung von ἄμυγμα oder ἀμυχή (von ἀμύσσω) – Schmarre, Schramme, angeblich von den Grübchen auf der Nussschale – die auf den Grammatiker Herodian zurückgeht; vgl. Athen. II 52e. Plut. quaest. sympos. I 6, 4. Nach Herakleon von Ephesos wurden übrigens die Mandeln zuweilen auch κάρυα genannt (Athen. II 52b). Der Mandelbaum gehört zur Ordnung der rosenartigen Pflanzen (Rosiflorae). Sein Aussehen hat viel Ähnlichkeit mit dem Pfirsichbaum, ist aber vor allem durch die trockene Steinfrucht von Prunus und Persica unterschieden, ferner durch Drüsen an den Blättern und doppelt stehende Blüten. Die letzteren sind weiss oder hellrosenrot (Theophr. h. pl. I 13, 1. Priap. LI 13) und gewähren einen schönen Anblick. Die Blütezeit fällt ausserordentlich früh (πρωϊβλαστεῖ Theophr. h. pl. I 9, 6; prima omnium Plin. n. h. XVI 103), meist in den Januar (vgl. Seidensticker Waldgesch. d. Altert. II 44), ja mitunter schon in die Mitte des December, bei uns in den März oder April, wodurch er im Landschaftsbilde von jeher besonders auffiel. Die länglich-lanzettlichen, drüsig-gesägten Blätter erscheinen erst nach den Blüten, Theophr. h. pl. VII 13, 7; de caus. pl. I 14, 4. Über die Zeit ihres Abfallens, welches nicht früher erfolgt, als bei anderen Bäumen, vgl. Theophr. h. pl. I 9, 6. Plin. XVI 83. Der Baum wird bis 9½ m. hoch; nur der südeuropäische Zwergmandelbaum (Amygdalus nana L.), der auch bei uns als Zierstrauch in Gärten gezogen wird, bleibt strauchartig. Jener verträgt die grösste Trockenheit, nimmt mit magerem Boden Vorlieb (Neumann-Partsch Physik. Geogr. v. Griechenl. 427) und trägt noch in hohem Alter, Plin. n. h. XVI 117. In Griechenland ist er in Gärten, auf Feldern und trockenen Hügeln vielfach angepflanzt und kultiviert worden, nicht selten ist er aber auch – wie noch heute – halb verwildert anzutreffen gewesen. Schon Theophrast wusste, dass er, aus Samen erzogen, schlechter schmeckende Früchte gab (vgl. h. pl. II 2 , 5); darum rät er, ihn zu propfen (z. B. auf Aprikosen-, Pfirsich- oder Pflaumenbäume; das Umgekehrte [Pflaumenreiser oculierte man gern auf Mandelstämme] bei Plin. XV 42), wenn [1992] er herangewachsen, wo nicht, so soll man den Ableger öfter verpflanzen. Der Mandelbaum trägt eine Steinfrucht mit dünnem, trockenen, ungeniessbaren Fleische, welche mit einer wolligen, grasgrünen Haut überzogen ist. In dieser Hülse findet sich ein ölreicher Kern, die bekannte Mandel. Nach v. Heldreich (Pflanzen d. att. Ebene 580) gehören die gegenwärtig in Attika kultivierten Varietäten zu den schlechtesten, dickschaligen. Ein grosser Teil wird noch unreif unter dem Namen Τσάγαλα gegessen. Mandeln waren von jeher eine oft genannte Speise (vgl. z. B. Menander bei Athen. XIV 651a. Lucian. apol. 5). Seine Früchte wirft der Mandelbaum gern vor der Reife ab, namentlich bei gewissen Stürmen (vgl. Plin. XVI 109. XVII 11. Theophr. h. pl. II 2, 9), weshalb man besondere Anstalten zu treffen hat, vor allen Dingen die Caprification (ἐρινασμός), das Nähere hierüber bei Theophr. h. pl. II 8, 1. Schon die Alten unterschieden bittere (dies die geringere Sorte) und süsse Mandeln (vgl. Pollux I 233. VI 78. 80. IX 101. Theodoret. p. 482, 5 Gaisf. Geopon. VII 12, 2. 20, 7. 24, 1. 31, 1), und Plinius (XVII 252) giebt Recepte an, wie bittere in süsse zu verwandeln seien (vgl. Theophr. h. pl. II 7, 7; caus. pl. III 9 , 3. Pallad. de r. r. II 15, 11. Geopon. X 59). Andererseits nennt er eine Methode, aus süssen Mandeln bittere zu machen: man lässt die Bäume von Tieren belecken (XVII 237). Dass die bittere Mandel (weil Blausäure enthaltend) giftig ist, wenigstens für kleinere Tiere (z. B. Füchse, Diosc. I 176) und – in grösserer Menge genossen – selbst dem Menschen schädlich werden kann, wussten schon die Alten, wie sie überhaupt in allem, was die Frucht und ihre Verwertung oder den Baum selber, seine Behandlung, Pflege und Aufzucht angeht, sich gut orientiert zeigen; vgl. Aristot. h. a. IX 40. Plin. XV 89. 114. XVI 86. XVII 88. 131. 135. 247. Pallad. de insit. 149. 157; de r. r. II 15, 6ff. (Hauptstelle). III 25, 33. Colum. de arbor. 22, 1. 2. 25, 1; de r. r. V 10, 12ff. IX 4, 3. XI 2, 96. XII 55, 2. Gargil. Mart. de arb. pomif. 3. Geopon. III 1, 4. 3, 4. 13, 4. X 57, 1. 3. 5. 58. 61. 62. Magerstedt Obstbaumzucht der Römer. Billerbeck Flora dass. 125f. Fraas Synops. pl. fl. cl. 67. Lenz Bot. d. a. Gr. u. R. 705ff. Die ursprüngliche Heimat des in Süd- und Mitteleuropa angebauten Mandelbaumes war allem Anscheine nach Syrien; vgl. Koch Bäume u. Sträucher 192. Murr Die geogr. n. mythol. Namen d. altgr. Welt in ihrer Verwert. für ant. Pflanzengeogr. 11. v. Heldreich Nutzpflanzen Griechenl. 67. De Candolle Ursprung d. Culturpfl. 272. Von da verbreitete sich der nützliche Baum bereits in praehistorischer Zeit schnell über Palästina, Phoenikien, die Pontusgegenden (Paphlagonien u. s. w.; vgl. Hermippos bei Athen. I 28 a: ἀμύγδαλα σιγαλόεντα Παφλαγόνες παρέχουσι. Hehn Kulturpflanzen⁵ 319), den Kaukasus und Nordafrica (Plin. XIII 8. XV 114. Leunis Synops. II. Teil³ II § 440, 1). Dass sonach dieser Fruchtbaum aus dem Orient, d. h. aus Kleinasien bezw. aus Syrien und Phoenikien, nach Griechenland eingeführt wurde, darf als feststehend betrachtet werden. Fraglich ist nur, wann die Griechen die Mandel und ihren Baum kennen gelernt [1993] haben; weder Homer noch Hesiod erwähnen ihn. Hehn (vgl. auch Koch 193) neigt zu der Annahme, dass diese Einführung erst in verhältnismässig später Zeit erfolgt sei. Von Hippokrates und den älteren Komikern Phrynichos und Eupolis an, die bereits Mandeln von Naxos erwähnen (Athen. II 52c. d = FCA I 387. 327 K.), ist der Baum nachweislich in Griechenland bekannt gewesen. Theophrast kennt ihn und die Erscheinungen seines Vegetationsprocesses sogar genau; seine Beschreibung ist zutreffend und plastisch; ja er spricht sogar schon von verwilderten Mandelbäumen (h. pl. II 2, 9). Murr (Pflanzen. i. d. gr. Myth. 37) möchte den Zeitpunkt der Einführung des Baumes, der in Griechenland sicherlich später als seine Frucht bekannt wurde, weiter zurückdatieren, ja in die praehistorische Periode zurückverlegen. Vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte, zumal die Einführung nicht viel Schwierigkeiten verursacht haben kann, da der Baum durchaus nicht empfindlich ist, Pallad. de r. r. II 15, 7. Es ist sonach anzunehmen, dass der Mandelbaum den Griechen früher bekannt wurde, als beispielsweise die Cedrate, anscheinend auch früher, als Walnüsse und Kastanien; vgl. Neumann-Partsch 427. Gegen eine gar zu frühe Bekanntschaft der Griechen mit ihm scheint indes der Umstand zu sprechen, dass Baum und Frucht erst verhältnismässig spät, nämlich im 1. Jhdt. v. Chr., nach Rom gekommen sind, wo man sie zunächst mit primitiver Bezeichnung – gleichsam provisorisch – ‚griechische Nüsse‘ (nux Graeca) nannte. Plinius sagt ausdrücklich (XV 90): haec arbor (der Mandelbaum) an fuerit in Italia Catonis aetate dubitatur, quoniam Graecas nominat; vgl. Cato de agr. 8, 2 und Macrob. sat. III 18, 8, wo in demselben Sinne auch die Bezeichnung nux Thasia gebraucht ist (vgl. Hehn 321). Mit der Zeit wurde aber auch die griechische Bezeichnung von Baum und Frucht den Römern bekannt und von diesen mit latinisierter Endung (amygdala) beibehalten. Der Ausdruck ‚thasische Nuss‘ bezieht sich sicherlich auf die Thatsache, dass besonders gute Früchte auf Thasos geerntet wurden. Das Gleiche gilt, vielleicht in noch höherem Grade, von den Inseln Naxos, Chios und Kypros, deren Mandeln im Altertum geradezu berühmt waren; vgl. Lenz 705. Zum Knacken der Mandeln hatte man ein besonderes kleines Werkzeug, den ἀμυγδαλοκατάκτης oder καρυοκατάκτης; vgl. Aristot. quaest. mech. 24 (23). Athen. II 53b. Von manchen Tieren dagegen, besonders gewissen Affenarten, wusste man, dass sie sich die Früchte selbst mit vielem Gschick öffnen und den essbaren Kern herausholen; vgl. Aelian. hist. an. X 30. Die nux Graeca wurde auch – zerrieben – zum Einreiben gegen Ungeziefer bei Hunden verwandt; vgl. Varro de r. r. II 9, 14. Auch das bekannte aus den Mandeln gewonnene Öl (oleum amygdalinum), von dem die Früchte bis zu 50% in sich haben, wurde schon früher sowohl zum Salben (Xen. Anab. IV 4, 13. Theophr. de odor. 14. 16. 20) als auch in der Heilkunde angewandt, z. B. als Emulsion gegen Reizzustände der Respirationsorgane, sowie des Darmkanals (vgl. Plin. XXIII 85. XXVI 22. XXVIII 254. Diosc. I 39. Schulze Toxic. veter. 71). Die Bereitung des [1994] Öles, welches auch μετώπιον hiess, aus den bitteren Mandeln beschreibt Plinius XV 26; vgl. Diosc. I 39. Es diente wegen seines grossen Fettgehaltes (Plin. XV 109) auch zur Conservierung von Wohlgerüchen, Plin. XIII 19. Auch trinkbare Mandelmilch (von den süssen Mandeln) wird erwähnt bei Seren. Sammon. 459 (= Baehrens PLM III 128). Theophrast kennt ferner den Gummifluss beim Mandelbaum und dessen Folgen (h. pl. IX 1, 2. 5 und an zahlreichen anderen Stellen; vgl. Plin. XXIV 105f. Ael. hist. an. IV 36). Die medicinischen Wirkungen des Gummis bei Diosc. I 176. Das aus den bitteren Mandelbäumen ausfliessende Gummi ist minderwertig, Plin. XIII 66. Über den Blütensaft als Bienenspeise s. Aristot. h. a. IX. 40. Varro de r. r. III 16, 22. Betreffs der medicinischen Verwendung der Mandeln s. Diphilos bei Athen. II 54a; am ausführlichsten Galen (VI 611f. 793. XI 827f. XII 392. 745) und Dioskorides (I 176), wo auch hervorgehoben wird, dass die medicinischen Wirkungen der bitteren Mandel kräftiger sind als die der süssen; vgl. Hippocr. I 690. Scribon. Larg. comp. med. 5. 147f. (Hehn 322). Mandelfarbe war für manche eine Lieblingsfarbe der Kleider, Ov. a. am. III 183. Aus der Blüte weissagte der Landmann den Ertrag der Felder und Bäume (Theophyl. probl. nat. 17. Philo vit. Mos. 2. Verg. Georg. I 187). Nach Eupolis (bei Athen. II 53a = FCA I 274 K.) scheint es sogar Sitte gewesen zu sein, bei der Mandel zu schwören (ἀπολεῖς με, ναὶ μὰ τὴν ἀμυγδαλῆν); vgl. Herod. περὶ μον. λέξ. p. 6, 25. Sehr alt ist die Meinung, die Mandeln seien, vor dem Trinken genossen, ein wirksames Vorbeugungsmittel gegen die Trunkenheit; vgl. Eupolis bei Athen. II 52d. Machon ebd. VIII 349f. Xenarchos ebd. X 426 b. Noch Hans Folcz: ‚Zu schloffen machen sie bereyt unn wenn darmit die Trunkenheit‘; vgl. Macer Floridus de virib. herb. ed. Choulant-Sillig 189. Ausführliches über den Arzt des Drusus, des Sohnes des Kaisers Tiberius, der, wenn er fünf bis sechs bittere Mandeln vorher gegessen hatte, die anderen unter den Tisch trinken konnte, sonst aber gar nichts vertrug, s. bei Plut. quaest. sympos. I 6, 4. Wegen seines bereits im frühesten Frühjahr stattfindenden Prangens im neugeborenen Blütenkleide war der Baum schon vor alters ein Sinnbild der sich im Frühjahr verjüngenden Naturkraft und der frühzeitigen Entwickelung; vgl. Creuzer Symb. II 48–55. Dierbach Flora myth. 110. Darauf deutet auch der hebräische Name der Mandel hin שברֹר; dieses Wort heisst mit denselben Buchstaben ‚frühzeitig sich ausbilden‘. Andererseits ist der bittere Mandelbaum das Sinnbild der Bitterkeit der Trauer, das Symbol des Schmerzes; vgl. Roscher Lex. d. Myth. I 101, 28. Als Attis sich selbst unter einer Fichte entmannt hatte, starb er; Kybele begrub seine Hoden (phrygischer Mythos; vgl. Paus. VII 17, 9ff. Arnob. V 5–7; die Gestalt der Mandelbaumfrucht war für die sinnlich veranlagten Phrygier Veranlassung, sich an die männlichen Geschlechtsteile, Hoden, erinnert zu fühlen; vgl. Murr 38). Ja die Braut des Attis tötete sich selbst aus Verzweiflung über den Tod ihres Geliebten. Aus ihrem Blute entsprossen Veilchen. [1995] Diese begrub Kybele( = Agdistis), worauf ein Mandelbaum aus der Erde wuchs, das Sinnbild des Seelenschmerzes. Nach Paus. VII 17, 11 war es auch ein Mandelbaum – allerdings nach Arnobius ein Granatbaum –, der aus dem abgeschnittenen männlichen Gliede des Zwitterwesens Agdistis (s. d. Nr. 2) entstanden war. Hier ist die Entmannung das Symbol der den Winter über kraftlosen Vegetation. Eine Tochter des Flussgottes Sangarios, Namens Nana, steckte eine reife Frucht dieses Baumes in ihren Busen; hiedurch wurde sie schwanger und gebar einen Sohn, eben jenen Attis. In diesem Mythos tritt die Beziehung der Mandelfrucht zur junges Leben weckenden Zeugungskraft besonders klar zu Tage; vgl. die Worte im Hymnos bei Hippolyt ref. 5, 9. Genaueres über die symbolische Bedeutung des (phrygischen an den Adoniskult erinnernden) Attiskultus bei Roscher Lex. I 719f. (Ersterben der Natur im Winter, Erwachen der Vegetation im Frühjahr). Über die Agdistismandel (Verwandlung leiblicher Substanz in ein Gewächs) vgl. auch Bötticher Baumkultus 270. Wie das Wesen eines Verstorbenen (Transfigurierten) in der Pflanze weiterlebt, dafür ein schönes Beispiel bei Serv. Ecl. V 10. Ov. Heroid. II 98ff. Hyg. fab. 59. 243. Myth. Vat. I 159. II 214. Pallad. de insit. 61. 97. 149. Mannhardt W.- u. F.-K. 21. Bötticher Baumkultus 272: Phyllis war die Tochter des thrakischen Königs Sithon und liebte den Demophon, den Sohn des Theseus und der Phaidra. Demophon hatte ihr versprochen, zu ihr zurückzukehren, doch da er während langer Zeit sein Wort nicht eingelöst hatte, wurde die getäuschte Phyllis, die sich verlassen wähnte, schwermütig und erhing sich an einem Mandelbaum. Die Götter jedoch hatten mit ihr Erbarmen und transfigurierten die Phyllis in diesen Baum. Die Trauer der Geliebten dauerte noch im Baume fort, der Mandelbaum grünte nie wieder auf, sondern blieb ohne Blätter (vgl. Plin. XVI 108). Als Demophon endlich kam, um sein Versprechen einzulösen, war er traurig, als er das Geschehene vernahm, und umarmte den scheinbar erstorbenen Grabbaum. In diesem Augenblicke erbebte der Baum freudig und prangte in frischem, plötzlich entstandenem Blütenkleide, so den lange Entbehrten begrüssend. Über die Entstehung des Mythos (Demophon ein Bild der neues Leben erweckenden Frühlingssonne und die Begrüssung der letzteren durch den zuerst von allen Bäumen und so herrlich blühenden Mandelbaum; Gleichklang Φύλλις und φύλλον) vgl. De Gubernatis La mythol. des plantes II 9. Murr 39. Dass übrigens die jungen Blätter am Mandelbaume oft sehr schnell kommen, alle womöglich in einer Nacht, soll der Wirklichkeit nicht selten entsprechen. Die Stadt Mygdale in Oberlydien, früher Mygdonia, d. h. Mandelland, hat angeblich von Mandeln den Namen erhalten. In Palästina führte bei Jerusalem ein Ort den Namen Ἀμύγδαλον (s. d.); vgl. Murr Die geogr. u. mythol. Namen der altgr. Welt in ihrer Verw. f. ant. Pflanzengeogr. 11.