RE:Κύπαιρα
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Stadt in Achaia Phthiotis | |||
Band XII,1 (1924) S. 46–47 | |||
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Κύπαιρα (delphisch Κύφαιρα, vgl. Rüsch Gramm. d. delph. Inschr. I 189 d), Stadt in Achaia Phthiotis. Nach der Reihenfolge, in der K. bei Ptolem. III 12, 42 (Müller) und auf der geographischen Liste SGDI 2580 A III 41 aufgezählt wird, möchte man die Stadt im Spercheiosgebiet vermuten. Aber nach Liv. XXXII 13, 14 ist es ein opportune Dolopiae imminens castellum, also ein nicht-dolopischer Ort, und zwar in der Nähe von Xyniai. Der Name kommt in Delphi oft vor. 363 v. Chr. liefert ein Vertreter der Κύφαρ[εῖς] 170 Drachmen für den Tempelbau ab, Syll.³ 239 B 12. Trotz des fehlenden ι wird man dies Ethnikon der Stadt K. zuweisen dürfen. Am Ende des 3. Jhdts. ist K. ätolisch. In einer auf 220 (früher auf 197) datierten Inschrift erscheint der Name des ätolischen Hieromnemons Κλε[υμέν]ευς Κυφαιρέως Syll.³ 523, 5. 218/7 wurde der ätolische Kommandant in Delphi :Ἀρίσταρχος Ἀἰτωλίωνος Κυφαιρεύς) belobt, Syll.³ 534 B. Walek Die delph. Amphiktyonie, Berlin 1912, 166, 66. 216 ist Νικιάδας Κυφα[ιρεύς] ätolischer Hieromnemon, Syll.³ 538 A 8. Um 210 muß K. zusammen mit Xyniai in die Hände Philipps gefallen sein, Salvetti Studi di storia ant. 1893, II 112. Niese Gesch. d. maked. St. II 484, 1. Aber 198 wurde es von den Atolern wieder eingenommen, Liv. XXXII 13, 14. Daß Antiochos 192 Cypaera eingenommen habe, beruht nur auf einer Konjektur für die richtige Lesung Cierium, Drakenborch tom. X p. 510 zu Liv. XXXVI 10, 2. Es ist anzunehmen, daß K. 189 mit Xyniai von den Ätolern an Thessalien abgetreten wurde, vgl. Niese III 12. Auf der oben genannten geographischen Liste (178-171 v. Chr.) wird die Stadt selbst als Wirtin angegeben. So sind alle geschichtlichen Nachrichten auf zwei Jahrhunderte zusammengedrängt. K.s Schicksal erscheint eng verknüpft mit dem von Xyniai, Kip Thess. Stud., Halle 1910, 72. 128. Westlich von Xyniai gegen Dolopien zu, wo nach Liv. a. O. K. lag, gibt es nur eine Ruine, die von Kaitsa. Manche teilen sie Dolopien zu. Aber dann würde die Grenze zwischen Achaia und Dolopien das Becken des Sees Xynias durchschneiden, das doch eine geographische Einheit bildet, Philippson Thess. u. Epirus 1897, 59f. 72. Kaitsa ist durchaus dem See zugekehrt. Dagegen für seine natürliche Absperrung vom westlichen Bergland Dolopiens ist es bezeichnend, daß ich 1912 dort keinen Führer nach Rentina bekommen kannte, während Domoko allen bekannt war. Die Grenze Dolopiens lief also westlich von Kaitsa.
Die Ruine liegt südwestlich von Kaitsa auf der Höhe 813, deren Kalkkuppe auf weicheren Gesteinsmassen auflagert, Philippson a. O. 73. Die Stadt liegt auf einem Rücken, der von Norden nach Süden langgestreckt, von Osten nach Westen schmal ist. Die Mauer ist am besten erhalten an der stark befestigten Südseite, zu der der Hauptweg hinführt. Hier sind zwei in die Mauer eingebundene Türme erhalten, 3,60 m vorspringend. [47] 6,20 m breit, an den Ecken mit Randschlag. Die Mauer ist teilweise in den Kalkfelsen hineingeschnitten. Der Quaderschnitt ist wagrecht und zeigt nur wenig Abweichungen von der senkrechten Linie und mäßige Rustika. Die Mauer ist in Emplektontechnik gebaut, 2,50 m dick; durchschnittlich alle 4 m bindet ein großer Quader durch die ganze Breite der Mauer und gibt der Innenfüllung mit kleinerem Gestein Halt. Die Mauer dürfte im 4. Jhdt. gebaut sein. Im Norden ist durch eine Quermauer die kleine Akropolis abgetrennt. Im Inneren ist das Fundament eines großen Gebäudes (24 : 10 m, Säulenhalle?) und der in den Fels geschnittene Grundriß eines viereckigen Bauwerks (3,52 : 4,72 m, Heiligtum?) erhalten. Ich fand Scherben hellenistischer Zeit, vgl. Bull. hell. 1883, VII 51, darunter ein Bruchstück eines homerischen Bechers mit der bisher unbekannten Darstellung des Athamas von Sophokles; Figur samt Inschrift ist teilweise erhalten. Der Umfang der Stadt beträgt etwa 775 m. Während sich dieser Umfang von dem der dolopischen Städte bei Rentina – Aggeiai (ca. 200 m) und bei Dranista – Ktimene (ca.240 m) weit entfernt, steht er dem mittlerer achäischer Städte nahe, z. B. Xyniai 940 m. Aus den dort gefundenen Inschriften geht hervor, daß die Stadt thessalische Monatsnamen und die achäische Städteverfassung von drei Archonten hatte, IG IX 2, 223-228. Swoboda Griech. Staatsalt. 245, 12; vgl. Arvanitopullos Πρακτικά 1911, 347 zu IG IX² 228. Giannopulos Ἐφημ. ἀρχ. 1914, 248 zu IG IX 2, 227. Der angebliche Stadtname Mo ..., bei dem auch die drei vorhergehenden Zeichen nicht zu τᾷ stimmen, ist unerklärt, Kip 128. R. Weil Berl. phil. Woch. 1911, 903. Schönfelder D. städt. u. Bundesb., Lpz. 1917, 17 nr. 10.
Die Stadt bei Kaitsa liegt an dem Platz, wo wir K. vermuten müssen, sie gehört zu Achaia, und blühte in der hellenistischen Zeit wie K., sie wurde in späterer Zeit nicht erneuert, wie auch K. mit dem 2. Jhdt. v. Chr. aus der Geschichte verschwindet. Somit ist es berechtigt, diese Stadtruine mit K. gleichzusetzen.