Εἴσπραξις ist 1) die Handlung des εἰσπράττειν und εἰσπράττεσθαι und ebenso πρᾶξις die des πράττειν und πράττεσθαι, des Einforderns einer Schuld. So bei Thuc. V 53 διὰ τοῦ θύματος τὴν ἔσπραξιν, ferner And. I 88 τῶν ἰδίων συμβολαίων αἱ πράξεις, und es scheint auch bei den Rednern der Gebrauch festgehalten, daß εἰ. von öffentlichen Geldern gesagt wurde, Isokr. XII 63. Demosth.
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XIV 22. XXII 47 u. oft. XLVII 30, von privaten Forderungen dagegen πρᾶξις [Demosth.] XXXIV 27. XXXV 12. LVI 35. 45, während das Verbum εἰσπράττειν auch für den letzteren Fall ganz gewöhnlich ist. Da nun aber die Beitreibung im Prozeßwege weitläufig war (durch Pfändung ἐνεχυρασία und δίκη ἐξούλης), so sicherte sich der Gläubiger durch ein Unterpfand (s. Πρᾶσις ἐπὶ λύσει, ‘Υποθήκη) oder, da dieses nicht immer zu haben war, durch scharfe Vollstreckungsbedingungen. So wird in dem Vertrage bei [Demosth.] XXXV 12 bestimmt, daß, wenn das Unterpfand zur Deckung der Forderung nicht ausreicht, ἔστω ἡ πρᾶξις τοῖς δανείσασι καὶ ἐκ τῶν τούτων ἁπάντων καὶ ἐγγείων καὶ ναυτικῶν, πανταχοῦ ὅπου ἄν ὦσι καθάπερ δίκην ὀφληκότων καὶ ὑπερημέρων ὄντων, καὶ ἑνὶ ἑκατέρῳ τῶν δανεισάντων καὶ ἀμφοτέροις und am Schluß wird durch die Formel κυριώτερον δὲ περὶ τούτων ἄλλων μηδὲν εἶναι τῆς συγγραφῆς dem Schuldner jeglicher Einwand gegen den Vertrag abgeschnitten, vgl. XXXIII 6. Noch schärfer sind die Festsetzungen der Nikareta gegen die Stadt Orchomenos IG VII 3172, 104f., wo Schuldner und Bürgen solidarisch verpflichtet werden, nicht bloß mit dem Vermögen, sondern auch mit der Person haften, und die Gläubigerin bei der Eintreibung sich durch andere vertreten lassen kann (3./2. Jhdt.). Bis zu unerhörter Schärfe sind die Vollstreckungsbedingungen in den Schuldurkunden der Stadt Arkesine auf Amorgos aus dem 2. Jhdt. gesteigert, vgl. Inscr. jur. Gr. 313f. = Dittenberger Syll.2 517, wo hohe Verfallstrafen und Verpfändung des gesamten Staats- und Privateigentums der Stadtbewohner mit der rücksichtslosesten Vollstreckungsbefugnis verbunden sind. Auf diesen Urkunden ist ständig das Wort εἰ. gebraucht, ebenso bei Dittenberger Syll.2 510, 50, dagegen πρᾶξις IG VII 3172, 106. CIG 2448 (Cauer Del.2 148) E 31. Dittenberger Syll.2 940, 22. Flind. Petr. Pap. I 16, 2. Solidarische Haftpflicht finden wir ferner ausbedungen Wescher-Foucart Inscr. Delph. 139. Pap. Louvre 62, 6 Z. 15, Haften der Person IG VII 645 I 154 und ganz allgemein in den ägyptischen Papyri, vgl. Mitteis Reichsrecht und Volksrecht 442. 448; Herm. XXX 607, die Formel καθάπερ ἐκ δίκης aus Iasos Rev. ét. gr. 1893, 171, aus Kos Dittenberger Syll.2 940. 22, auf den Urkunden von Arkesine und Ägypten, die Vertretung des Gläubigers ist gestattet in Bull. hell. XXII 355 aus Physkos, ebd. 1f. nr. 9 und XXII 343f. nr. 67 aus Delphoi und in den Inschriften von Arkesine, dagegen untersagt Bull. hell. XVI 270f. XXII 1f. nr. 74. Vgl. Goldschmidt Ztschr. d. Savigny-Stift. Rom. Abt. X 360f. Mitteis Reichsrecht und Volksrecht 401f. Inscr. jur. gr. 332f. 2) Eintreibungen, die noch zu machen sind, also Forderungen IG VII 3172, 55, wo jetzt allerdings die Form ἔ[μ]πραξις gelesen wird. 3) Eintreibungen, die schon gemacht sind, also Zahlungen, Poll. IV 46.