Βουκόλοι 1) Name der räuberischen Hirtenbevölkerung im nordwestlichen Teile des Nildeltas in der Umgegend von Alexandreia, am herakleotischen Nilarm, bis nach Chemmis hin (Eratosth. bei Strab. XVII 802. 792. Heliod. Aeth. I 5. II 17. 18. VI 2–12. 24. Achill. Tat. III 9–18), auch Ἡρακλεοβουκόλοι genannt, wohl nach der Stadt Herakleion, Steph. Byz. Sie unterschieden sich in Aussehen, Sitten und Gewohnheiten von den übrigen Ägyptern wesentlich, wie schon in den ältesten ägyptischen Darstellungen die Rinderhirten des Deltas (Erman Ägypten II 583ff.). Unter M. Aurel (172) erregten diese B. oder Bucolici milites einen Aufstand, der von Avidius Cassius nur mit List unterdrückt wurde, nachdem Alexandreia beinahe in ihre Hände gefallen wäre, Cass. Dio LXXI 4. Hist. Aug. M. Antonin. philos. 21; Avid. Cass. 6. Nach Heliod. Aeth. I 5 hiess die von ihnen an der herakleotischen Mündung bewohnte sumpfige Niederung, die durch die Überschwemmungswasser in einen See verwandelt wurde und den Räubern ein sicheres Versteck bot, τὰ Βουκόλια, vgl. Bucolia Geogr. Rav. III 2. Quatremère Mém. géogr. sur l’Egypte I 232, τὰ τῶν Βουκολίων Chron. Pasch. 471 (Bonn.), τὰ Βουκόλου und BuculusQuatremère a. a. O. Als Hauptorte der B. werden bei Heliodor und Achilles Tatius Βῆσσα und Νίκωχις genannt (s. d.). Räuberische Hirten (ποιμένες) gab es auch an anderen ähnlich geeigneten Stellen des Deltas, wie z. B. bei Pelusion (Xen. Ephes. III 12), doch ist B. als Name nur für die Bewohner der Βουκόλια im nordwestlichen Delta nachgewiesen. Man hat deshalb auch kein Recht, die nur von Herod. II 17 erwähnte, nach ihm künstliche Nilmündung Βουκολικὸν στόμα, die offenbar nach dieser Gegend benannt ist, mit der phatmetischen im östlichen Teile des Deltas zu identifizieren, vgl. Champollion L’Egypte sous les Pharaons II 15.