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Rösleins Unglück

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Rösleins Unglück
Untertitel:
aus: Erotische Volkslieder aus Deutschland, S. 67–68
Herausgeber: Hans Ostwald
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: [1910]
Verlag: Eberhard Frowein
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Princeton-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[67]

Rösleins Unglück

Röslein ging einmal spazieren,
Hinaus in grünen Wald,
Was traf sie da zu ihrem Vergnügen,
Ein Jüngling von schöner Gestalt.

5
Schön und reizend war der Jüngling

Und sein Wuchs war schlank.

[68]

Düster und dunkel war’s im Walde,
Und sie waren allein.
Und als sie so beisammen waren,

10
Und als sie voneinander gingen,

Schwur er ihr die Treu.
Und als sie voneinander gingen
War der Schwur vorbei.

Röslein ging betrübt nach Hause,

15
Ja weil sie schwanger war.

Niemand wußt’ im ganzen Hause
Was mit Röslein war.
Röslein, deine Wangen erbleichen,
Sprach die Mutter gar bald.

20
Es hat mir ein Jüngling die Treue geschworen

Und sein Schwur war falsch.

Als drei Viertel Jahr um waren,
Da gebar sie einen Sohn.
Und als der Jüngling der Vater sollt sein,

25
Ging er auf und davon.

Wann ich einst gestorben bin,
So prägt in meinen Grabstein ein:
Drüben in jenem dunklen Walde
Ruht die Unschuld mein!

 Süddeutschland