Pyroskulptur
[68] Pyroskulptur. Eine neuartige Ausführung der Brandmalerei hat ein österreichischer Jurist, Professor Weißenbach, gefunden und ihr den Namen Pyroskulptur gegeben. Die Neuheit ist allerdings weniger eine Brandmalerei in dieses Wortes Bedeutung, als vielmehr eine Brandarbeit, insofern es hierbei nicht auf eine detaillierte Darstellung komplizierter Muster ankommt, sondern lediglich auf tief und derb eingebrannte Konturen kompakter Motive, die besonders der Fernwirkung zu dienen geeignet sind. Um aber diese rohe Ausführung lebendiger und künstlerischer zu gestalten, brennt Weißenbach den Grund außerhalb des Musters punzenartig mit allerhand Stempeln und Filetten ein und hebt außerdem das Muster von seiner schwarzbraunen Umgebung durch eine zarte Farbengebung ab, so daß ein herrlicher Effekt erzielt wird. Um die schöne Arbeit auch Dilettanten ausführbar zu machen, hat Weißenbach im Verlag von E. Haberland in Leipzig bereits 4 Hefte Vorlagen erscheinen lassen, welche ebenfalls von allen Freunden der Brandmalerei eifrig studiert werden sollten. Aber auch durch Herstellung sogenannter Dekorationsspitzen zum Ausbrennen des Grundes sucht man den zahlreichen Liebhaberkünstlern die Beschäftigung mit der Pyroskulptur zu erleichtern. Es sind dies, wie aus beistehender Abbildung ersichtlich, kleine Brennstempel, welche direkt auf den Platinastift gesteckt, mit diesem heiß gemacht werden und durch einfaches Aufdrücken auf die Holzfläche je nach ihrer Form allerhand Muster einbrennen, Kreise, Spiralen, Nullen, Sterne, Blätter, Kreuze etc. Die Dekorationsspitzen kosten 1 Mark das Stück und werden in 20 verschiedenen Formen geliefert. Da bei dem erforderlichen tiefen Einbrennen der Musterkonturen sehr leicht unsaubere Arbeiten entstehen, die Umgebung der Linien versengt würde etc., schlägt Weißenbach vor, das Holz mit einer Auflösung von Damarharz in Benzin ein paarmal tüchtig einzureiben. In der That erzielt man dadurch stets reine Striche.