Pygmalion (Schlegel)
In qual parte del ciel’, in quale idea
Era l’ esempio, onde natura tolse
Quel bel viso leggiadro, in ch’ella volsè
Mostrar quaggiù, quanto lassù potea?
Festlich duften Cypriens Altäre,
Von Gesang ertönet Paphos Hain.
Schön geordnet ziehn geschmückte Chöre
In den myrtumkränzten Tempel ein.
Alle bringen sie Gelübd’ und Gaben,
All’ erflehn, Verlangen in der Brust,
Liebe, Reiz und Jugendlust.
Wollust athmet aus den Rosenlauben,
Wo ein Paar von buhlerischen Tauben
Ihrer Ankunft süß entgegengirrt.
Küsse hört man flüstern in den Büschen,
Wo sich Licht und Dunkel lieblich mischen,
Sich zum Lager schwellend hebt.
Aber einsam, in sich selbst verschlossen,
Schaut Pygmalion dem Feste zu;
Das Frohlocken muthiger Genossen
Suchtest du denn von den Schönen allen,
Holder Jüngling, keiner zu gefallen?
Oder hat, für die dein Sinn entbrannt,
Spröde sich dir abgewandt?
Mancher Wink verhieß ihm Gunst und Glück,
Und es hob von schnellern Herzensschlägen
Mancher Busen sich vor seinem Blick.
Doch umsonst! nie öffnet er die Arme,
Dieser Mund, wo frisch die Jugend blüht,
Wird von Küssen nie durchglüht.
Höher strebt sein einziges Begehren,
Hingeschmiegt an einen zarten Leib
Was ihm fehlt, gewährt kein irdisch Weib.
Nicht um Blumen, gleich dem Schmetterlinge,
Auf zur Sonne mit des Adlers Schwinge
Schwebt sein Geist, und athmet reine Luft,
Zur Geliebten hat er sich erlesen,
Die noch nie ein sterblich Auge sah;
Nur ein Schatte, doch ein mächtig Wesen,
Ist sie fern ihm, und doch ewig nah,
Pflegt die Dichtung sie mit reger Fülle,
Und umarmt das göttlich schöne Bild,
Halb von eignem Glanz verhüllt.
In erstauntes Anschaun so versunken,
Götter! seufzt er dann, nur Einen Funken,
Einen Funken eurer Schöpfermacht!
Bin ich bloß zu eitlem Wahn gebohren?
Meine Lieb’ an einen Traum verlohren,
Liebevoll sich mir vermählt?
Oder thronet, die ich lieb’, im Saale
Des Olymp mit sel’ger Allgewalt?
Trinkt sie jeden Tag aus goldner Schale
Wird sie zürnend den Vermeßnen tödten,
Der in Lieb’ entbrennt, statt anzubeten?
Oder lächelt sie voll Größ’ und Huld
Seiner hoffnungslosen Schuld?
Einst das Meer in Pupurglut getaucht!
Du, die in die Brust der Menschensöhne,
Wie der Götter, linde Wonne haucht!
Sieh mit unaussprechlichem Verlangen
Diese Züge hoher Anmuth lieh
Nur von dir die Phantasie.
Zwar dich darf kein Sterblicher erblicken,
Wie du bist, wie dich der Himmel kennt;
Einen schnell vernichtenden Moment.
Aber laß, wie Frühlingswehn, dein Lächeln
Eine jungfräuliche Stirn umfächeln,
Wie die Sonn’ im Bache sich beschaut:
Also fleht er oft, doch aus den Sphären
Steigt Erhörung niemahls ihm herab.
Nur die Kraft kann seinen Wunsch gewähren,
Die zuerst dem Wunsche Flügel gab.
In dir fließt die Quelle schönes Lebens;
Schöpfe da, und fühle froh geschwellt
Deine Brust, dein Aug’ erhellt.
Eine Stimme, tröstend im Versagen,
Nein! nicht länger will er schmachtend zagen:
Träume reifen zu Entschluß und That.
Muthig, was er liebt, sich zu erschaffen,
Schärft er seines Geistes goldne Waffen;
Hülfe, statt der Götter Gunst.
Jener Zaubrer wandelnder Gestalten,
Dädalus, erzog ihn einst für sie,
Lehrt’ ihn Bildung aus dem Stoff entfalten,
Gern besiegt von seines Meissels Schlägen,
Schien der starre Felsen sich zu regen,
Und er ward auf seines Lehrers Spur
Nebenbuhler der Natur.
Bildet’ er der Götter ganzes Chor;
Zog zur Erde nur den Himmel nieder,
Nicht die Erde zum Olymp empor.
Edle Wesen, irdische Heroen,
Schien ihr mildres, nicht umstrahltes Haupt
Der Unsterblichkeit beraubt.
Und der Künstler wohnt’ in ihrer Mitte,
Frey und fröhlich ihnen zugesellt,
Jener ersten, unschuldvollen Welt,
Wo die Himmlischen auf stillen Fluren
Oft mit Menschen Freud’ und Leid erfuhren;
Wo Apoll, ein unerkannter Hirt,
Aber seit ein nahmenloses Sehnen,
Süß und quälend, seine Brust entzweyt,
Seit der Wahn des nie erblickten Schönen
Ihn berauscht mit Allvergessenheit,
Unbesorgt, ob er ein Werk vollende,
Das nur halb, mit zweifelhaftem Sieg,
Aus dem Stein ins Leben stieg.
Nun, da zu der holden Unsichtbaren
Will er seinen Augen offenbaren,
Was sein Busen heimlich längst gehegt.
In der Flut begeisternder Gedanken,
Die entbunden um die Sinne schwanken,
In der Werkstatt Pantheon.
Und, o Wunder! in verklärtem Lichte
Stehen rings die stolzen Bilder da;
Es enthüllt dem staunenden Gesichte
Wie von reinem Nektarthau durchflossen,
Wonnevoller Ewigkeit Genossen,
Schön und furchtbar, scheinen sie erhöht
Zu des Urbilds Majestät.
Wallt der Locken hoher Schwung zurück;
Juno thront, die Königin der Frauen;
Pallas senkt den züchtig ernsten Blick.
Bacchus bietet hold die süßen Gaben,
Hermes regt den Sinn, behend und schlau,
Mit der Glieder leichtem Bau.
Selbstgenugsam, in entzückter Feyer,
Schwebt Apoll, mit Daphne’s Laub bekränzt.
Die in seinem Arm, ein Kleinod, glänzt.
Und o du! süßlächelnde Dione,
Mit der Anmuth zartem Gürtel! schone!
Gab er nicht zum Opfer Seel’ und Sinn
Freudig, doch mit ahndungsvollem Schweigen,
Blickt er auf der Himmelsmächte Kreis:
Richter sind sie ihm und heil’ge Zeugen,
Wie er ringt nach der Vollendung Preis.
Schwört er, bis er den geliebten Schatten,
Einen Fremdling in der niedern Welt,
Seinen Göttern dargestellt.
Schöner Stein! in Paros kühlen Grüften
Ja, du wurdest aus den Felsenklüften
In beglückter Stund’ hervorgebracht.
Von der Hand Pygmalions erkohren,
Reiner Marmor! wirst du neugebohren.
Tausendfach das holde Bild.
Wann Aurora kaum noch deine Weiße
Röthet, eilt der Künstler schon herzu,
Und ihn winkt von immer süßerm Fleiße
Wann des Schlafes Arm’ ihn leis’ umfangen,
Spielt um ihn das schmeichelnde Verlangen,
Zeichnet sein gelungnes Werk der Traum
Dämmernd in des Aethers Raum.
Ueber ihm, Vollendung bringend, auf.
Endlich, endlich ist das Ziel gewonnen,
Und die Palme kühlt des Siegers Lauf.
Vor ihm blüht das liebliche Gebilde,
Welche webend, athmend um sie floß,
Kaum den Purpurkelch erschloß.
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Hüllenlos, von Unschuld nur umgeben,
Scheint sie sich der Schönheit unbewußt;
Vor dem Schooß und vor der zarten Brust,
Reine Harmonie durchwallt die Glieder,
Deren Umriß, von der Scheitel nieder
Zu den Sohlen, hingeathmet fliegt,
Schön begränzt ihr Daseyn stille Gnüge,
Friedlich wohnet es in sich daheim;
Und es ruht im Spiel der linden Züge
Unentfaltet künft’ger Liebe Keim.
Lacht’ ihr heller Blick, die ebne Stirne;
Ihre halbgeschloßne Lippe schwoll,
Süßer Tön’ und Küße voll.
Selig festgezaubert im Betrachten,
Bald verstummt er, aufgelös’t in Schmachten,
Bald erschallt des Herzens Hymne laut.
Einen Gegenstand der Huldigungen
Hat sich nun die treue Lieb’ errungen,
In der Oede sich verlor.
Seine Seele, die Erwiedrung heischet,
Leihet der Geliebten, was sie fühlt,
Gern vom eignen Wiederschein getäuschet
Mit des Steines nachgeahmtem Leben
Strebt er sich so innig zu verweben,
Daß sein Herz, von Lieb’ und Lust bewegt,
Wie in Beyder Busen schlägt.
Welche süße Nahmen nannt’ er nicht?
Das Gebüsch verarmt an Myrt’ und Rosen,
Die er sorgsam ihr in Kränze flicht.
Aber ach! wann wird ihr holdes Flüstern
Wann besiegelt der erwärmte Mund
Wiederküssend ihren Bund?
Lächelnd einst, wie mildes Frühlingswetter,
Schaut Urania vom lichten Thron.
Fodert sie der reinsten Treue Lohn:
Sieh! allein von allen Erdensöhnen
Hat Pygmalion, dem höchsten Schönen
Huldigend, und frey vom Sinnenbrand,
Nicht aus Trotz, zu eitlem Schöpferruhme,
Folgsam lauschend nur dem innern Ruf,
Stellt’ er im verborgnen Heiligthume
Uns die Gattin dar, die er sich schuf.
Zum Verderben seinem stolzen Haupte,
Gieb ihn mir für den bescheidnen Sinn
Meines Künstlers zum Gewinn.
So die Göttin, und mit Wohlgefallen
Locken, den Olymp erschütternd, wallen
Auf die Stirn ambrosisch ihm herab.
Ein gewohntes Opfer darzubieten
Stand Pygmalion in Duft und Blüthen,
Daß er zagend niedersank.
Doch ihn locken ferne Melodien
Zauberisch ins Leben bald zurück.
Rosenfarbne Morgenschimmer fliehen
Wie von eines Aetherbades Wogen
Wird sie sanft gewiegt und fortgezogen:
Soll sie eures Himmels Zierde seyn?
Götter! Götter! sie ist mein.
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Kühn und fest um das geliebte Weib.
Glühend, schauernd fühlt er, sie erwarme;
Seinem Drucke weicht der Marmorleib.
Und es schlägt ihr Herz die ersten Schläge,
Und das Drängen junger Lebenslust,
Schwellt die ungeduld’ge Brust.
Und ihr Auge – Wonne würd’ ihn tödten,
Schlöß’ es sich dem fremden Tage nicht.
An des Jünglings Busen ihr Gesicht.
Liebe! Liebe! stammeln Beyder Zungen,
Und die Seelen, ganz in eins verschlungen,
Hemmt ein Kuß im schwesterlichen Flug,