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Publicationen der kgl. belgischen historischen Commission

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Textdaten
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Autor: Eugène Hubert
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Titel: Publicationen der kgl. belgischen historischen Commission
Untertitel:
aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 2 (1889), S. 459–462.
Herausgeber: Ludwig Quidde
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung J.C.B. Mohr
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Erscheinungsort: Freiburg i. Br
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Quelle: Scans auf Commons
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Publicationen der kgl. belgischen historischen Commission.


Die königliche historische Commission in Belgien hat 1888 drei Bände erscheinen lassen, von denen zwei zu der Sammlung „Relations politiques des Pays-Bas et de l’Angleterre“ gehören, deren Herausgeber Herr Kervyn de Lettenhove ist, während der dritte die Einleitung zu Bd. VII der „Table chronologique des chartes et diplômes imprimés“ von Herrn Alph. Wauters bildet. Mehrere andere wichtige Bände stehen kurz vor ihrer Vollendung und werden noch 1889 erscheinen.

Der VI. Bd. der Relations politiques des Pays-Bas et de l’Angleterre ist dem zweiten Theil der Verwaltung des Herzogs von Alba gewidmet (vom 5. October 1570 bis zu dem Zeitpunkt, in dem der Herzog die Herrschaft der belgischen Provinzen aufgab, dem 29. November 1573). Es ist ein stattlicher Band von 871 Seiten, in welchem 533 Documente abgedruckt sind, man sieht in ihm die Ereignisse entrollt, welche trotz der Siege, welche die Armee Philipp’s II. errang, den Sturz der spanischen Herrschaft in den Niederlanden herbeiführten. Glücklich auf dem Schlachtfelde, reüssirte der Herzog von Alba nicht in gleichem Masse in den diplomatischen Unterhandlungen und seine Bemühungen von der Königin Elisabeth die vollständige Preisgebung der Unzufriedenen in den Niederlanden zu erlangen, waren nicht von Erfolg gekrönt. Der englische Hof hütete sich wohl, Wilhelm von Oranien und die Seinen ihrem Schicksal zu überlassen, da er zugeben musste, dass nach Unterdrückung des Aufstandes in den Niederlanden Spanien sofort energische Schritte zu Gunsten Maria Stuart’s unternehmen würde. Man bediente sich daher auf englischer Seite gleich König Philipp II. und seinen Räthen der Verstellung und hinterhaltiger Winkelzüge. Nachdem der Herzog von Alba abgereist war, konnte [460] die Versöhnung nicht mehr stattfinden, obgleich sein Nachfolger, Luis de Requesens, gemässigter war.

Der VII. Bd. der Relations politiques, welcher vom 29. November 1578 bis 25. October 1575 reicht, liefert zahlreiche Einzelheiten über Requesens’ Verwaltung und Unterhandlungen. Man erfährt zuverlässig, dass eine der Ursachen, welche die Bemühungen Requesens’, die Unterwerfung der Holländer zu erlangen, scheitern liessen, die Clausel war, welche verlangte, dass mehrere der befestigten Häfen des insurgirten Landes in seine Hände gegeben wurden.

Der VIII. Bd. der Table chronologique des chartes et diplômes imprimés, von Herrn A. Wauters, wird aus zwei Bänden bestehen, von denen der erste hier vorliegt. Die Einleitung umfasst CXVIII Seiten. Nachdem der Verfasser bei der grossen Anzahl bereits veröffentlichter authentischer Documente verweilt hat, wirft er einen Blick auf die Ueberlieferungen, welche früher gangbar waren, und fast immer irrthümliche Vorstellungen über die Ereignisse in Belgien hervorriefen; er betont, wie man unterscheiden müsse zwischen den Werken reiner Phantasie und solchen, in denen der Autor sich einer gewissen Genauigkeit befleissigt und desshalb sein Zeugniss auch von grösserem Gewicht ist.

In der Abhandlung: „Quelques réflexions à propos de l’Imitation de Jésus-Christ“, hat es sich Herr Wauters angelegen sein lassen, Thatsachen darzustellen, welche, an sich von untergeordneter Wichtigkeit, doch geeeignet sind, die Streitfrage über den Ursprung eines der berühmtesten Werke des Mittelalters zu beleuchten. Er lehrt uns die Beziehungen kennen, welche sich im Anfang des 15. Jahrhunderts zwischen dem Kloster Windsheim, dem Centrum des Augustiner Chorherrn-Orden in Niederdeutschland und den brabantischen Häusern desselben Ordens, speciell Rouge-Cloître, anknüpften. Dadurch erklärt es sich, wie diese letztgenannte religiöse Anstalt seit 1416 den ersten Theil der Imitation besitzen konnte, welche doch, wie es scheint, damals kaum redigirt war.

Herr L. Devillers hat im „Bulletin“ einen dritten Theil seiner Studien: „Le Hainaut sous le règne de Maximilien d’Autriche“ gegeben. Indem er fortfährt, sich derselben Quellen zu bedienen, erzählt er detaillirt die Geschichte des Hennegau während der Jahre 1488 und 1489. Die Provinz befand sich damals in der kritischsten Lage. Von fast allen Seiten von Territorien umgeben, in denen die Autorität Maximilian’s von Oesterreich theils missachtet, theils bestritten wurde, auf der anderen Seite an die Frankreich unterworfenen Gebiete grenzend, blieb es doch dem Könige treu. Sein Handel war behindert, seine Grenzen wurden oft von fremden [461] Truppen überfallen, und doch gelang es ihm, all’ diesen Gefahren gegenüber Stand zu halten. Die zahlreichen Actenstücke, welche Herr Devillers veröffentlicht oder verzeichnet, lassen uns ein genaues Bild von dem Geiste gewinnen, welcher damals im Hennegau die verschiedenen Classen der Bevölkerung beseelte.

Die Commission verdankt Herrn P. Génard zwei kleinere Mittheilungen. Die erste: „Les résolutions des députés pour l’union d’Utrecht, depuis le 29 juillet 1579 jusqu’au 17 novembre de la même année“ vervollständigt unsere Kenntnisse über die Beschlüsse dieser denkwürdigen Versammlung. Man wusste bisher nur, was sich in der Zeit vom 30. Januar bis Ende Juli zugetragen hatte; ein glücklicher Zufall spielte Herrn Génard ein Heft in die Hände, welches zum Archiv der Stadt Antwerpen gehört, und in welchem die Beschlüsse verzeichnet sind, die nach der Zulassung dieser Stadt zur Union (29. Juli 1579) gefasst wurden. Die Actenstücke, alle in vlämischer Sprache abgefasst, enthalten Einzelheiten voll Interesse über mannigfache Fragen, welche die Deputirten zu prüfen und zu lösen hatten.

Die zweite Mittheilung des Herrn Génard, „Un procès célèbre au 16e siècle, Gilbert van Schoonbeke contre Gaspard Dozzi“, zeigt uns eine merkwürdige Seite der Antwerpener Zustände unter der Regierung Karl’s V. Ohne das werthvolle Actenstück, welches Herr Génard erläutert und wiedergegeben hat, würde man sich schwerlich eine Vorstellung von den heftigen, ja wilden Leidenschaften machen, welche sich in Antwerpen freien Lauf verschafften, und von den unvorhergesehenen Hindernissen, an welchen die Bemühungen des Magistrats zur Aufrechterhaltung der Ordnung scheiterten. Man sieht den Finanzrath Gaspard Dozzi sich mit Bravi umgeben, diejenigen angreifen, denen er grollte, sich weigern, dem Gericht sich zu stellen, und unbestraft weiter leben, nachdem er, wie Herr Génard mit viel Wahrscheinlichkeit annimmt, zum Untergang und Tod van Schoonbeke’s beigetragen hatte, des bedeutenden Mannes, welcher in gewisser Weise die Stadt Antwerpen regenerirte. Dem Text der Mittheilung folgt ein Anhang von Pièces justificatives.

In dem wissenschaftlichen Streit über den Ursprung und den Familiennamen des docteur solennel Henri de Gand ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Nach Darlegung der von den letzten Biographen des Doctors festgestellten Einzelheiten untersucht Herr v. Paurr die Frage seines Familiennamens, und nachdem er auseinandergesetzt hat, dass man ihn bald Henri de Plaga und bald Henri a Mudo nennt, erinnert er daran, dass ein von Angillis in seinen Geestelijke liederen veröffentlichtes vlämisches Gedicht [462] ihn als „formator“ bezeichnet – was wohl dem vlämischen De Scheppere, d. i. der Spötter, entsprechen könnte.

Ein werthvoller Codex des British Museum (Nr. 10 019) lieferte Herrn Schoolmeesters den Stoff zu einer interessanten Arbeit über jene sehr bewegte Epoche aus den Annalen Lüttichs, welche durch den Aufstand der Bürger gegen den Electen Johann von Baiern und das Schisma des Thierry de Perwey von 1406–1408 gekennzeichnet wurde.

Lüttich, August 1889.

E. H.     

Anmerkungen