Praktische Verwertung eines frischen Schweineschinkens
[100 a] Praktische Verwertung eines frischen Schweineschinkens.
Eine frische Schweinskeule, die man an vielen
Orten recht billig kaufen kann, giebt bei praktischer Einteilung
eine ganze Anzahl trefflicher Mittagsgerichte, so daß
ihr Kauf während der kühlen Jahreszeit, wo man das
Fleisch unbesorgt einige Zeit, ohne Furcht, das es verderben
könnte, aufbewahren kann, sparsamen Hausfrauen mit Recht
empfohlen werden kann. Am besten ist es, den Schinken am
Freitag zu kaufen, damit man am Sonntag einen gerade
richtig abgelegenen Braten hat. Am Einkaufstage löst man
Schwarten und Beinknochen bis zur richtigen Keule ab,
kocht sie weich, schneidet sie in grobe Würfel und klärt die
Brühe, der man darauf Essig, etwas Fleischextrakt und
Gewürz zusetzt, um sie mit den Fleischwürfeln zu vermischen
und in eine Form zu füllen. Die so erhaltene
Sülze giebt ein treffliches Abendgericht, sie wird einfach mit
Oel und Mostrich oder mit Remouladensauce gereicht. – Die
sogenannte „Kugel“ der Keule wird ausgelöst und vom Fett
befreit, sie giebt mit einem Kohl- oder Rübengemüse gekocht
und mit kleinen Salzkartoffeln, die in Butter und Petersilie
geschwenkt werden, ein gutes Sonnabendmittagsgericht. –
Alles überflüssige Fett wird mit Aepfeln und einer Zwiebel
zu trefflichem Schmalz ausgebraten, dessen Verwendung jeder
Hausfrau zur Genüge bekannt ist. – Von dem nun übrig
gebliebenen Keulenstück wird ein genügend großer Braten
abgeschnitten, am besten eignet sich hierzu die obere Hälfte
des frischen Schinkens, während die untere Hälfte treffliche
Schnitzel oder Koteletten giebt. Das letztere Stück legt man
auf Eis oder bestreicht es mit Karnolin und hängt es an
einen luftigen aber kühlen Ort. Am Sonntag wird der
Braten in passender Pfanne mit kleinen rohen Kartoffeln,
geschälten Zwiebeln und Apfelvierteln in halb Schmalz,
halb Butter im Ofen gebraten, mit den verschiedenen Zuthaten
umkränzt angerichtet und fein mit aufgelöstem Liebigschem
Fleischextrakt, etwas Maismehl und Rotwein verkochter
Bratensatz daneben gereicht. – Am Montag nimmt man
der Abwechslung halber ein Rindfleisch- oder Kalbfleischgericht,
am Dienstag wird die Hälfte des zurückgebliebenen
frischen Fleisches zu Koteletten oder Schnitzeln verwandt,
zu denen man Kartoffelsalat reicht, während man am Mittwoch
die andere Hälfte zu Klops mit Mostrichsauce verbraucht,
deren Reste für ein Abendbrot zerschnitten, im
Wasserbade erwärmt und mit Bratkartoffeln serviert werden.
– Die Reste des Sonntagsbratens endlich geben, mit
Zwiebelfarce bestrichen, zwischen zwei Speckscheiben gelegt
und aufgebraten eine gute Beilage zu Rotkraut am Donnerstag,
die ausgekochten Knochen endlich mit Mehlschwitze und
Fleischextrakt zu sämiger Suppe verkocht, mit Reis und
Wurzelgemüse als Einlage eine Suppe am Freitag, nach
der man eine beliebige Mehlspeise reicht. Man hat auf
diese Weise trotz der einen Fleischsorte doch genügend Abwechslung. L. H.