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Pomologische Monatshefte:1. Band:9. Heft:Ueber die Gewinnung edler Birnsorten aus Samen

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Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 9, Seite 406–412
J. de Jonghe
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Ueber den Erfolg des Aufrufes an alle Pomologen und Obstbaumzüchter Deutschlands
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Notizen über die Dauerhaftigkeit mehrerer Kernobstsorten
[406]
Ueber die Gewinnung edler Birnsorten aus Samen.

Man wird noch manche Seite schreiben über die verschiedenen Birnsorten, die man seit einem Jahrhundert und bis auf unsere Tage durch Samenschulen bei uns erhält. Man fragt sich natürlich: wie kommt es, daß ein in so enge Grenzen eingeschlossenes Land wie Belgien für sich allein eine größere Zahl geachteter und werthvoller Varietäten in unserem Klima hervorgebracht hat, als alle andern Gegenden des Nordens und Westens von Europa zusammengenommen? Dieses Ergebniß hat verschiedene Ursachen, von denen wir hier einige angeben wollen. Man weiß allgemein, daß die verschiedenen Typen des Birnbaumes, die man noch heute in Pflanzschulen antrifft, vor Zeiten aus südlichen Ländern bei uns eingeführt worden sind und daß sie dorthin auf gleiche Weise eingebracht und durch Gewöhnung an den Boden gefesselt worden waren. Es ist [407] wahrscheinlich, daß man Anfangs, um Früchte daran zu ziehen, genöthigt war, ihnen in Stadtgärten oder in den Gärten der Klöster und patrizischen Familien einen guten Stand an der Mauer anzuweisen. Die zu diesem Zwecke in diesen Gärten ausgeführten Vorrichtungen, wovon noch einige Spuren vorhanden sind, deuten auf ein Jahrhunderte langes Bestehen.

In den Gärten religiöser Gemeinschaften besonders beschäftigte man sich mit der Anpflanzung von Fruchtbäumen und ihrer Vervielfältigung, soweit deren Methoden bekannt waren. Junge, aus Kernen erhaltene und zur Vielfältigung gezogene Bäume haben, nachdem sie das Alter von 10 bis 15, oder noch mehr, Jahren erreicht hatten, ohne gepfropft zu werden, Früchte zeigen können. Die Fruchtkerne dieser Bäume haben dann andere erzeugt, die kräftiger und besser acclimatisirt waren und nach und nach eine ohne Zweifel bessere Qualität zeigten.

Diese neuen, in Obstgärten angepflanzten Sorten haben ein hohes Alter erreicht und man findet sie noch heute in hügeligen Gegenden, wo sie ungeheure Dimensionen erreichen.

Ein an Dammerde reicher Boden mit einem guten, tiefen Untergrunde, ein günstiges Klima und einsichtsvolle Abwartung haben bei uns im Verlauf der Zeit verschiedene Birnbaumsorten erzeugen müssen, deren Namen in speciellen Registern, die von Klosterbrüdern gehalten wurden, aufbewahrt worden sind. Aus diesen Orten ist in der letzten Zeit des vergangenen Jahrhunderts in die Gärten der Bürger eine große Menge von Varietäten eingeführt worden, die man noch in den Baumschulen besitzt, wo sie ihren ursprünglichen Namen bewahrt haben.

Ohne Zweifel hat auch aus den Kernen dieser vollkommeneren Sorten der Zufall eine gewisse Zahl Varietäten erzeugt, über welche man noch nicht ganz im Reinen ist. Wir wollen einige angeben:

1) Die Birne Legipont, die Herr Legipont im Dorfe Charneux in der Provinz Lüttich aufgefunden hat. Diese Varietät trägt folgende Namen: Köstliche von Charneux (Merveille de Charneux), Schmalzbirne (Fondante) von Charneux oder irrthümlich Charneuxbirne (des charneuses).

Es ist bemerkenswerth, daß heute noch nach 50 Jahren ihrer Entdeckung diese Varietät im Dorfe Charneux den ursprünglichen Namen Poire Legipont führt.

2) Die Birne Racquenghien, aufgefunden im Dorfe dieses Namens, nicht weit von der Stadt St. Omer. Aus diesem Grunde führt auch diese Varietät den Namen Poire St. Omer. Ob man ihr anderswo andere Namen beigelegt hat, weiß ich nicht.

Diese Varietät hat filzige Blätter, wie die Gansells Bergamottbirne und die Birne „Graf von Flandern“ (Comte de Flandres) von „van Mons“.

3) Die Beurré de Rance, aufgefunden im Dorfe Rance im Hennegau von dem verstorbenen Abbé von Hardenpont aus Mons. Mit Unrecht bezeichnet man sie mit dem Namen Hardenponts Frühlingsbirne (Hardenpont du printemps) oder Noirchain-Birne.

4) Bosch-peer, oft vorkommender flämischer Name, der deutsch Buschbirne bedeutet. Der Samen dieser Varietät ist in einem Gehölz des Dorfes Huisse in Ostflandern gefunden worden. In England nennt man sie Flemish Beauty (Flandrische Schönheit), in Frankreich, Schmelzende Waldbirn [408] (Fondante des bois) oder Waldbutterbirn (Beurré des bois)[1]. In Deutschland heißt diese Sorte, wenn ich mich nicht irre, Liegel’s Dechantsbirne.[2] Sie figurirt im Katalog des seligen van Mons, der in Löwen 1823 herausgegeben wurde, unter Nummer 185 als Bosch-peer, welchen ursprünglichen Namen man beibehalten und nicht übersetzen sollte.

5) Nelis Winterbirne ober Colmar-Nelis-Birne, aufgefunden vom verstorbenen Rath Nelis aus Mecheln unter den Sämlingen seines Gartens am Ende des letzten Jahrhunderts.

6) Drie-Torenbirne, volksthümlicher Name. Diese Varietät fand man auf dem Pachthof genannt „Zu den drei Thürmen“ zwischen Brüssel und Mecheln. Van Mons hat später dieser Birnbaumvarietät den Namen Diels-Butterbirne (Beurré Diel) beigelegt, der ihr geblieben ist.

7) Glücksbirne (Fortunée) von Reumes, nicht von Parmentier; der erste ist der Auffinder und Besitzer der Samenschule; der zweite hat diese Varietät zur Kenntniß gebracht, wie Hardenpont die Butterbirne von Charneu und van Mons die Drietoren- oder Drei-Thurmbirne (à trois tours) unter dem Namen Diel’s Butterbirne verbreitet hat. Die Varietät „Glücksbirne“ ist noch bekannt unter dem Namen Glücksbirne von Enghien, einer kleinen Stadt im Hennegau in Belgien, von wo sie sich in die Anpflanzungen verbreitet hat.

8) Die Butterbirne von Aremberg ist eine Varietät, die man ebenfalls dem Zufall verdankt, denn man fand sie in einem Garten von Enghien, der früher dem Hause Aremberg gehörte. Aus diesem Grunde ohne Zweifel hat ihr van Mons diesen Namen beigelegt, der ihr geblieben ist. Sie hatte sich zuerst unter dem Namen Colmar Deschamps oder Colmar-Waisen-Birne (Colmar des Orphelines) oder Enghien-Waisen-Birne (Orphelines d’Enghien) verbreitet. Der Abt Deschamps war Direktor des Waisenhauses zu der Zeit, wo der Samengarten seine ersten Früchte zeigte.

Diese im Ausland wenig bekannten Nachweisungen können den Liebhabern, die die zur Geschichte des Birnbaums dienenden Nachrichten sammeln wollen, von einigem Nutzen sein.

Während der letzten Periode des vergangenen Jahrhunderts existirte in Mons, der Hauptstadt der Provinz Hennegau, eine Gesellschaft von Obstfreunden, welche alle Jahr demjenigen eine Medaille zur Belohnung aussetzte, der eine neue, werthvolle und von den bekannten verschiedene Frucht erhielt. Dieser Einrichtung verdanken wir ohne Zweifel einige gute Varietäten, die in den Anpflanzungen existiren.

Nach dem zu Löwen von van Mons im Jahre 1823 herausgegebenen Kataloge verdankt man folgende Varietäten dem Abbé Hardenpont:

Erste Reihe (Serie).

109. Die Birne Passe Colmar, deren erste Erzeugung sich von 1756 datirt.

289. Winter-Butterbirne (Beurré d’hiver) und

Winter-Hardenpont-Birne (Hardenpont d’hiver). Erste Erzeugung von 1759.

In den Brüsseler Gärten sind diese zwei Varietäten sehr verbreitet, die erste unter [409] ihrem ursprünglichen Namen und die zweite unter dem Namen Winterbutterbirne. In Frankreich wird sie in Folge eines Irrthums des verstorbenen Noisette unter dem Namen: Beurré d’Arenberg gebaut; in England unter dem Namen Glou-Morceau. Das Wort Glou bedeutet im Wallonischen „Lecker“, also „leckeres Stück“. Ihr Name ist übrigens im Hennegau sehr bekannt und ohne Zweifel ist sie unter demselben auch in England bekannt worden, denn dort ist man nicht gewohnt, die Namen der Früchte abzuändern, oder sie zu übersetzen. Es ist nicht nothwendig, hier hinzuzufügen, unter welchen Namen diese Varietät in Deutschland bekannt ist[3], noch auch die Behauptung, als habe man sie ehemals aus Samenschulen in Ungarn erhalten, zu bekämpfen.

Erste Reihe. 331. Die Birne: Délices d’Hardenpont. Dieser Name ist ihr geblieben und ich weiß nicht, ob man ihr anderswo andere Namen beigelegt hat.

2. Reihe.

56. Die Birne: Sauvageon de Passe-Colmar.

75. Die Birne: Bergamotte de Jemmappes.

Man schreibt dem Abbé Hardenpont noch die Birne zu, die unter dem Namen Fondante Paniselle (nicht Pariselle) bekannt ist. Dieser Name kommt vom Berge Paniselle (Panis cellarium), auf welchem sich ehemals eine dem heidnischen Gotte Pan geweihte Kapelle befand; an seinem Fuße lag der Garten des Abbé’s Hardenpont.

Nach dem oben genannten Kataloge sind die Namen der andern Züchter der Stadt Mons folgende: Loire, Liart, Capiaumont und Abbé Duquesne.

Dem ersten schreibt man folgende Varietäten zu:

2. Reihe.

331. Loire de Mons.

428. Reine des Poires.

497. Fondante de Mons.

571. Fondante d’Hiver.

1272. Sauvageon de Loire.

2513. Bergamotte de Mons.

2256. Vermillon de Mons.

Dem zweiten schreibt man zu:

2. Reihe.

40. Sauvageon Liart oder

949. Napoléon, beide bekannt unter dem Namen Bon Chrétien Napoléon.

Man weiß allgemein, unter welcher Benennung diese Varietät in Frankreich und Deutschland gezogen wird.

Dem Herrn Capiaumont wird zugeschrieben:

2. Reihe.

315. Poire Capiaumont oder

322. Beurré Capiaumont, welcher Name ihr geblieben ist.

Dem Abbé Duquesne schreibt man zu:

2. Reihe.

52. Colmar van Mons.

80. Cendrillon.

158. Marie Louise. Diese Varietätät ist ganz und gar verschieden von der im genannten Katalog unter Nummer 424 [410] angeführten, die den Namen Marie Louise Duquesne (van Mons) führt. Um diese Aehnlichkeit der Namen zu unterscheiden, bezeichnet man diese letztere mit dem Namen Marie Louise nova von van Mons.

208. Colmar bis automne (Frucht, die sich nach dem Pflücken bis zum andern Herbst hält).

218. Fondante de Mons.

825. Roi de Rome.

1178. La Comète.

2119. Sauvageon Doyenné.

Mit Ausnahme der Beurré Capiaumont, Marie Louise und Napoléon hat keine der andern Varietäten großes Aufsehen in den Obst-Pflanzungen erregt, wo sie übrigens wenig bekannt sind.

Ferner hat man nie von einer neuen Varietät sprechen hören, die sich in der Stadt Mons oder in ihren Umgebungen seit der Unterdrückung der Gärten und der an ihrer Stelle erbauten Festungswerke gezeigt hätte.

Wir kommen zu einer andern Reihe von Birnvarietäten, deren Einführung in die Obstpflanzungen dem Grafen Coloma aus Mecheln, der in dieser Stadt den 5. Juni 1825 verstarb, zugeschrieben wird. In dem oben genannten Katalog des van Mons sind die Namen enthalten.

In einer Stelle seiner Pomonomie Belge, herausgegeben zu Löwen in zwei Bänden 8. 1835 und 1836[WS 1], sagt van Mons: Jeden, der den Herrn Grafen Coloma gekannt hat, muß es schwer ankommen zu glauben, daß derselbe sich jemals mit dem Säen von Fruchtkernen zum Behufe neuer Früchte abgegeben habe. Uebrigens ist es eine in Mecheln ganz bekannte Sache, daß im Augenblick der Unterdrückung der Klöster und des Verkaufs ihres Eigenthums, der Graf Coloma den schönen Garten der Riches Claires kaufte und daß er in diesem Garten die Varietäten fand, deren Namen er bestimmte und die noch jetzt im Katalog von 1823 enthalten sind.

2. Reihe.[4]

11. Coloma du printemps.

25. Maitresse passe-tout.

39. Citron Coloma.

56. Coloma d’hiver.

97. Bergamotte Coloma.

419. Tardive Coloma.

443. Amande Coloma.

472. Coloma d’été.

492. Doyenné Coloma.

632. Bretagne Coloma.

956. Délices Coloma.

974 und 1786. Urbaniste. Das erste Produkt datirt sich, sagt man, von 1786. Diese Abart ist in den Gärten Brüssels, deren Pflanzungen aus den Jahren 1815–1830 herrühren, sehr verbreitet. Sie wird allgemein auf Hochstamm in freien Lagen gezogen.

1073. Suprême Coloma.[5]

1251. Fondante Coloma.

[411]
3. Serie.

56. Vrai Coloma de Printemps.

58. Extra Coloma.

301. Reine des poires.

455. Excellente Coloma.

Die Erscheinung dieser Varietäten, deren Zahl 16 oder 17 beträgt, datirt aus dem Ende des letzten Jahrhunderts bis zum Jahr 1820. Es ist sehr zu bedauern, daß die Früchte weder beschrieben, noch in ihrer normalen Gestalt abgebildet worden sind. Jedoch muß man davon die Birne: Urbaniste ausnehmen, über welche vom verstorbenen van Mons eine gute Beschreibung vorhanden ist. Diese Beschreibung ist in dem: „Album de pomologie Belge von Bivort wieder abgedruckt worden. Ferner bemerkt man leider, daß Herr Coloma, der seinen Namen in so lächerlich-verschwenderischer Weise anbrachte, bei seinen Benennungen nicht der in jener Zeit nach der Gestalt der Frucht sich richtenden Classificirung gefolgt ist. Fügen wir jedoch hinzu, daß Coloma um die Fruchtbaumzucht insofern große Verdienste hat, als er durch den Ankauf des Gartens der Riches Claires und durch Verbreitung der Reiser der Fruchtbäume, diese trefflichen Früchte vor einem gewissen Untergange bewahrt hat. Wie viel haben wir schöne, an kostbaren und seltenen Fruchtsorten reiche Gärten um jene Zeit veräußern und dem Vandalismus unwissender Käufer überliefern sehen!

Unter den Varietäten, die man dem Zufall verdankt, unter denen nämlich welche aus den Umgebungen von Mons oder aus den Gärten der Klöster kommen, wird die größte Zahl zur Erlangung vollkommener Schönheit und ihrer ganzen Vorzüglichkeit in sonnigem Stande an der Mauer gezogen werden müssen. Einige empfehlen sich durch ihre Gesundheit und Rusticität (Härte gegen das Klima) als Pyramiden für freie Standorte. In diesen verschiedenen Beziehungen werden alle diese Varietäten heut zu Tage von jenen neueren Abarten übertroffen, die man der allmähligen Regenerationsmethode des verstorbenen van Mons besonders, des verstorbenen Majors Esperen und des Herrn Simon Bouvier verdankt.

Der erste starb zu Löwen den 6. September 1842.

Der zweite starb zu Mecheln den 13. August 1847.

Der dritte starb zu Jodoigne im November 1848.

Wir übergehen hier die Namen der Obstzüchter, welche das Werk des Fortschritts, das von den Vorgängern unternommen worden war, weiter geführt haben. Es soll ihrer an Ort und Stelle gedacht werden.

Das Aufsehen, welches unter der großen Zahl der Freunde schöner, guter, veredelter Früchte, der Anblick der Resultate, welche in unserer Zeit in der Regeneration des Birnbaums erzielt worden sind, gemacht hat, ist noch heute sehr groß in Belgien. Von allen denen, die sich mit dieser langen und mühsamen Arbeit beschäftigt haben, hat der einzige, Professor van Mons, [412] Schriften hinterlassen. Ausgestattet mit hoher Geisteskraft, von Kindheit auf der Obstbaumzucht sich widmend und belesen in Allem, was vor ihm über diesen Gegenstand gedruckt worden war, ganz besonders aber unaufhörlich mit dem Studium jener Phänomene beschäftigt, die sich dem Auge des Beobachters während der verschiedenen Phasen des Wachsthums der Fruchtbäume, ihrer Entwicklung und Fruchtbildung darbieten, hat er das Gebiet der Forschungen sehr weit ausgedehnt. Nach einer gewissen Anzahl Jahre, die er vergleichenden Erfahrungen widmete, stellte er das Princip auf, das ihm später bei Allem, was er that, als Grundlage diente. Dieses Princip findet man an mehreren Stellen der oben erwähnten Pomonomie angedeutet und entwickelt.

Nach diesem Princip strebt ein Typus oder eine Abart einer ursprünglichen Obstart dahin, in seiner durch Samen bewirkten Wiedererzeugung sich stets zu variiren. Säet man die Kerne der letzten Sprößlinge wiederum, so zeigt sich die Umwandlung als eine fortschreitende Verbesserung. Unter einem gewissen Klima, begünstigt durch Reichthum, Tiefe des Erdreichs und andern Bedingungen, vervollkommnen sich diese Varietäten hinsichtlich ihrer Kräftigkeit, Rusticität, Schönheit, der langen Dauer der Früchte und deren Vorzüglichkeit.

Diesem Princip folgend ist van Mons bis zur zehnten Regeneration gekommen und hat von seinen letzten Aussaaten an Gestalt sehr schöne, äußerst kräftige, fruchtbare und für äußere Einflüsse gewiß die unempfindlichsten Bäume gezogen, die heut zu Tage in den Pflanzungen Europa’s vorkommen.

Man versteht unter der Formenschönheit des Birnbaums einen geradeaufstrebenben und festen Stamm, schön aber mäßig abstehende Aeste und Zweige, kurz einen Baum von schönem Ansehen mit einem hübschen Laubwerk. Kräftigkeit des Wuchses ist die Folge der schönen Form. Diese Kräftigkeit zeigt sich nicht nur in den Normaljahren, sondern auch inmitten klimatischer Veränderungen während des Frühlings und Sommers in der gleichmäßigen Vegetation.

Die Rusticität besteht darin, daß die Varietät selbst in den strengsten Wintern nicht leidet und trotz rauher Witterung, die zuweilen im April, Mai und Juni eintritt, ihre Früchte ansetze und bewahre.

Den Freunden der Obstkultur muß daran liegen, diese Varietäten, die ihre Aufmerksamkeit zu fesseln verdienen, kennen zu lernen. In einem folgenden Artikel werden wir ihnen daher das Ergebniß unserer persönlichen Beobachtungen hinsichtlich einiger Produktionen unserer Vorgänger mittheilen. Nachdem wir seit 10, 15 und 20 Jahren inmitten unserer Fruchtbäume gelebt haben, darf es uns wohl erlaubt sein, eine Meinung über die wahre Vorzüglichkeit einer gewissen Zahl sehr speciell beobachteter Varietäten auszusprechen.

Brüssel, 25. Juni 1855.

J. de Jonghe.

  1. Anm. der Redaktion: Diel’s Uebersetzung des Fondante des bois durch Holzfarbige Butterbirn, über deren Angemessenheit er selbst zweifelhaft blieb, ist mithin unrichtig.
  2. Ganz richtig, vergl. pag. 308.
  3. Bemerkung der Red. Fast durch ganz Deutschland ist diese Birn unter den beiden Namen Hardenponts Winterbutterbirn und Kronprinz Ferdinand von Oestreich bekannt und geschätzt. Unter Beurré d’hiver, Winterbutterbirn, dagegen wird in Deutschland stets „Wildling von Chaumontel“ verstanden, welche Birn unter diesem Namen von Bollwiller aus vielfach verbreitet worden ist.
    L.
  4. Ich führe hier diese Namen deßhalb auf, damit die Liebhaber, welche vor 1823 Propfreiser von dem verstorbenen van Mons erhalten haben sollten, ohne seinen Katalog zu besitzen, sich darin zurechtfinden, und ihnen ihren ursprünglichen Namen wieder herstellen können.
    d. J.
  5. Bemerkung der Red. Aus diesen sehr schätzbaren Erörterungen unsers geehrten Herrn Mitarbeiters geht mit ziemlicher Gewißheit hervor, daß die Suprême Coloma, Coloma’s köstliche Winterbirn, welche nach einer Nachricht (pag. 114) des Herrn General von Pochhammer, Exc. aus Böhmen in großer Menge nach Berlin auf den Markt gebracht wird und daher in jenem obstreichen Lande sehr verbreitet sein muß, wo sie Kopitsche, richtiger Kopertscher, fürstliche Tafelbirn welchen Namen sie auch in Sachsen führt, genannt wird, eine nicht in Belgien erzeugte, sondern nur dort eingeführte Sorte ist. Auch die Volksnamen: Postelberger, Weinhuberbirn, die diese Sorte in Oestreich führt, deuten auf deutschen Ursprung hin. Trotzdem wird es das beste sein, den von Diel gegebenen Namen „Coloma’s köstliche Winterbirn“, wie auch Dr. Liegel empfiehlt, als den systematischen Namen dieser Sorte beizubehalten. (Vergl. die Bemerkg. von O. pag. 114.)
    (L.)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. J. B. van Mons: Arbres fruitiers. Leur culture en Belgique […] ou Pomonomie Belge, expérimentale et raisonnée […]. Dusart et Vandenbroeck, Louvain 1835–1836, 1. Band Harvard, 2. Band Harvard