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Pomologische Monatshefte:1. Band:3. Heft:Beschreibung neuer Obstsorten

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Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 3, Seite 73–75
Georg Liegel
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Zwei Ostpreußische Obstsorten
[73]
Beschreibung neuer Obstsorten.
Vom Herrn Dr. Liegel, Apotheker zu Braunau am Inn.

354. Die Frühe Schwarze. I. Rang. II. Kl. II. Ord. I. Unt.-Ord.

Eine kleine, plattgedrückt-runde, schwarzblaue Damaszene.

Der Baum hat einen gemäßigten Trieb und kleine frühe Blüthen. Die Blätter nähern sich der rundlichen Form.

Die Frucht ist klein, 1 Zoll hoch und breit, 12½′′′ dick. Die Gestalt ist plattgedrückt rund, nach oben etwas verjüngt, am Rücken und Bauch, oben und unten gedrückt, der stärkste Durchmesser ist in der Mitte, Rücken und Bauch sind gleich erhöht. Die Nath drückt den Rücken flach. Der Stempelpunkt liegt oben in der Mitte, etwas vertieft.

Der Stiel, 9 Linien lang, ist kurz behaart, dick, braun, sitzt in einer engen, tiefen Höhle, in der Mitte der Frucht. Der Duft ist hellblau.

Die Farbe schwarzblau, kleine Punkte nehmen sich wenig aus. Die Haut ist dünn.

Das Fleisch ist grünlich-gelb, härtlich, von einem süßerhabenen Geschmack.

Der Stein liegt hohl im Fleisch, rundlich 6 Lin. hoch, 5 dick, 4 breit, Rücken mehr erhoben, dessen Kanten stumpf, Bauchfurche leicht, Backen afterkantig, Breite in der Mitte.

Die Frucht zeitigt mit der Johannespflaume im ersten Drittel des August.

Die Frühe Schwarze ist zwar eine kleine, aber frühe, gute Frucht und daher zu empfehlen. Sie unterscheidet sich von andern frühen blauen Früchten: der Johannespflaume, der Leipziger Frühdamaszene, der Rothen Frühdamaszene, durch eine etwas platte Form, da jene Früchte etwas oval sind.

Ich erhielt davon Zweige von Herrn Superintendenten Oberdieck zu Jeinsen bei Hannover.

234. Der Prinz von Wales.

(Prince of Wales.) I. Rang. II. Kl. II. Ord. II. Unt.-Ord.

Eine stark mittelgroße, blaulich-rothe, plattgedrückt-runde Damaszene.

Der Baum wächst kräftig, belaubt sich dicht, mit kurz ovalen Blättern, und ist strotzend tragbar. Die Frucht ist mittelgroß, 1″ 4′′′ hoch, 1″ 4½′′′ breit und [74] dick; sie ist plattgedrückt rund, um die Mitte ziemlich rund, oben und unten gleich ablaufend, die Breite in der Mitte. Die Nath drückt den Rücken wenig und theilt ziemlich gleich. Der Nabel liegt oben in der Mitte unvertieft.

Der Stiel ist behaart, dünn, 5 Linien lang, sitzt in einer weiten, tiefen Höhle in der Mitte.

Der Duft ist dünn und bläulich.

Die Farbe ist bläulich-roth, mit einzelnen Punkten besetzt. Die Haut ist dick abziehbar.

Das Fleisch ist goldgelb, weich, sehr saftig, von einem sehr edlen, aromatischen Geschmacke.

Der Stein löst sich nicht gut, ist ovalrund, 8 L. hoch, 7 breit, 5 dick, oben und unten ziemlich gleich rund, oben eine Spur einer Spitze, die Breite in der Mitte, der Rücken etwas mehr ausgebogen, dessen Mittelkante erhoben, nach unten erweitert und scharf, die Backen etwas afterkantig, die Bauchfurche seicht.

Die Frucht zeitigt im zweiten Drittel des Septembers.

Die Prinz von Wales-Pflaume ist eine sehr schöne, oft mehr als mittelgroße, delikate Frucht, aller Aufmerksamkeit werth.

Ich erhielt davon Zweige von Herrn Heinrich Behrens in Lübeck. Eine amerikanische Frucht.

270. Die Große Frühzwetsche. I. Rang. I. Kl. I. Ord. I. Unt.-Ord.

Eine große, oft sehr große, dunkelblaue, ovale Zwetsche.

Der Baum wächst kräftig, ist gesund, trägt aber selten strotzend.

Die Frucht ist ansehnlich groß, 2′′ hoch, 1′′ 5′′′ breit, 1′′ 4′′′ dick. Die Gestalt ist oval, oben und unten stumpfspitz, der Rücken mehr erhoben, auf beiden Seiten flach gedrückt; die größte Breite liegt in der Mitte. Die Nath drückt den Rücken fast gar nicht und theilt meistens gleich. Der Nabel liegt oben in der Mitte, nicht auf der Spitze, die sich gegen die Bauchseite erhebt.

Der Stiel ist behaart, dünn, 11 Linien lang, sitzt in einer engen, mäßig tiefen Höhle auf der Spitze.

Der Duft ist dick und blaulich.

Die Farbe ist dunkelblau, worauf kleine, weißliche Punkte nicht zahlreich erscheinen, Lederflecken kommen oft ziemlich zum Vorschein. Die Haut ist dick, leicht abziehbar.

Das Fleisch ist weißgelb, härtlich, saftig, von einem süßen, weinsäuerlich-zwetschenartigen, edlen Geschmack.

Der Stein liegt hohl im Fleische, 1′′ 2′′′ hoch, 8′′′ breit, 4′′′ dick, ist einseitig lanzettförmig, oben und unten scharfspitz, der Rücken hoch aufgeworfen, die Mittelkante nach unten etwas erhoben und scharf, die Backen auffallend schmal, stark rauh, die Bauchfurche schmal, seicht, die Ränder zackig, die Breite in der Mitte.

Die Frucht zeitigt um den halben September.

Die Große Frühzwetsche ist eine ansehnlich große, schöne, gute Zwetsche, woran Jedermann sein Wohlgefallen haben wird. Die Italienische Zwetsche, die ihr an der Größe, Form und Farbe ähnlich ist, unterscheidet sich dadurch, daß diese an beiden Seiten, jene am Rücken und Bauch zusammengedrückt ist.

Ich erhielt davon Zweige von Dittrich aus Gotha im Jahre 1840 unter dem Namen Rothe Dattelzwetsche, und habe davon, ehe dieFrucht gehörig geprüft werden konnte, an einige pomologische Freunde Zweige abgegeben, die ich hiemit aufmerksam mache. Die Rothe Dattelzwetsche, die man auch Rothe Feigenpflaume, Prune figue, nennt, konnte der Verfasser bisher noch nicht erhalten, [75] und mangelt in seiner Pflanzung. Die von ihm in den Vereinigten Frauendorfer Blättern 1844 beschriebene Frucht war nicht die echte Rothe Dattelzwetsche.

305. Die Jefferson-Pflaume. I. Rang. II. Kl. I. Ord. V. Unt.-Ord.

Eine mittelgroße, gelbe, rundlich-ovale Damaszene.

Der Baum treibt stark, und scheint sehr fruchtbar zu seyn.

Die Frucht ist mehr als mittelgroß, 1 Z. 5 L. hoch, 1. Z. 4½ L. dick und breit. Die Gestalt ist kurz oval, oben und unten gleich abgerundet, um die Mitte rund, Rücken und Bauch sind gleich erhoben. Die Nath drückt den Rücken kaum kenntlich und theilt meistens gleich. Der Stempelpunkt liegt oben in der Mitte flach. Der Stiel 1 Z. lang, ist dünn, kahl und sitzt in einer engen, seichten Höhle.

Der Duft ist weißlich und dünne.

Die Farbe ist etwas grünlich-gelb, zuletzt dunkelgelb, an der Sonnenseite roth angelaufen, roth gefleckt und punktirt.

Die Haut ist dick, gut abziehbar.

Das Fleisch ist gelb, saftig, härtlich, von einem zucker-süßen, recht angenehmen Geschmacke.

Der Stein löst sich nicht gut, ist 9 L. hoch, 8 breit, 5 dick, einseitig umgekehrt eiförmig, oben abgerundet, unten vorgeschoben, stumpfspitz, der Rücken stark ausgebogen, dessen Mittelkante etwas erhoben, fast scharf, die Backen rauh, afterkantig, die Bauchfurche weit und seicht, die Breite des Steins in der Mitte.

Die Frucht zeitigt um den halben September.

Die Jefferson ist eine schöne, regulär gebaute, ziemlich große, gute Frucht, hat aber doch nicht den hohen Werth, den ihr das Journal der Londoner Gartenbau-Gesellschaft vom Jahr 1848 I. Band beilegt; das Fleisch löst sich nicht gut vom Stein, und ist nicht so erhaben, als jenes der Großen, grünen Renklode; dennoch verdient diese Frucht allgemein verbreitet zu seyn; hält sich lange am Baume, ohne weich und geschmacklos zu werden.

Ich erhielt davon einen Baum von Herrn Heinrich Behrens in Lübeck. Siehe Ver. Frauendorfer-Blätter, 1849, S. 381 und 1852, S. 6. Eine amerikanische Frucht. Jefferson war Präsident der Verein. Staaten von Nordamerika.