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Pomologische Monatshefte:1. Band:2. Heft:Die Grumkower Winterbirn

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Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 2, Seite 41–42,
unter: Pomologie
Eduard Lucas
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Zusammenstellung
[41]
Die Grumkower Winterbirn.

Cl. III. Ord. 1. Unt.Ord. a. – Längliche Herbst-Tafelbirn, mit schmelzendem Fleisch und regelmäßigem blätterigem Kelch.

Gestalt: Sehr große, unregelmäßig birnförmig gestaltete Frucht, durch zahlreiche Beulen und Höcker, welche die ganze Wölbung uneben machen, sehr ausgezeichnet. Die stark erhabene Bauchwölbung bildet die vordere Hälfte der Frucht, deren Kelchfläche sehr unregelmäßig ist. Nach dem Stiel hin nimmt die Frucht mit einer bald starken, bald schwächern Einbiegung sanft ab und endigt in eine lange, etwas abgestumpfte Spitze. Der Längsdurchmesser der hier auf Hochstämmen erwachsenen Früchte beträgt 3½–4 Zoll, ihre Dicke 2½–2¾ Zoll.

Kelch: offen, meistens regelmäßig, die Blättchen langgespitzt, sternförmig ausgebreitet, allein nicht selten durch die starken Unebenheiten der Kelchfläche verschoben, in bald enger, bald weiter, immer etwas rostiger Einsenkung.

Stiel: stark, an der Basis fleischig, 1 bis 1½″ lang, gewöhnlich etwas gekrümmt, oft schief stehend und von Fleischhöckern umgeben.

Schale: ziemlich stark, glatt, abgerieben glänzend, vom Baum grasgrün, später etwas gelblich grün, nie wirklich gelb; die Sommerseite mitunter trüb erdroth angelaufen; Rostpunkte sind zahlreich aber unregelmäßig über den größern Theil der Frucht verbreitet, sowie sich auch einzelne Rostfiguren und zimmtfarbige Rostflecken fast an jeder Frucht zeigen. Die Punkte sind bei beschatteten Früchten grün.

Fleisch: mattweiß, überfließend vom Safte, vollkommen schmelzend, um das Kernhaus etwas körnig und in manchen Jahren (besonders bei unvollkommenen Früchten) etwas steinig, von vortrefflichem, etwas zimmtartigem Zuckergeschmack.

Kernhaus: klein mit rundlichen Kammern, gewöhnlich geschlossen, armsamig.

Kelchröhre: eine dünne bis in’s Kernhaus herabgehende Röhre.

Reife und Nutzung: Mitte bis Ende Oktober; muß Ende September gebrochen werden und hält kühl aufbewahrt bis November, in manchen Jahren bis Mitte Dezember. Diese Birn ist eine der schätzbarsten späten Herbst-Tafelbirnen für Hochstämme.

Eigenschaften des Baumes: Sommerzweige schlank, etwas knieförmig gebogen, orleansfarben und mit zahlreichen starken, [42] etwas vorstehenden Punkten versehen; Blätter länglich eiförmig, sanft zugespitzt, unregelmäßig stumpf gesägt, glatt. Der Baum wächst in der Jugend kräftig und bildet schöne Hochstämme; später bildet er eine hochgewölbte oder breitpyramidenförmige reichästige Krone, setzt sehr viel kurzes Fruchtholz an und ist bald und sehr reichlich fruchtbar.

Diese Birn gedeiht auf hohen Lagen vortrefflich und ist hier auf einem unbeschützten Standort (1200′ üb. M.) von allen Tafelbirnen die erträglichste und gesuchteste. Der Ertrag eines circa 30jährigen Baumes dahier, wurde am 24. September 1854 um 13 fl. verkauft.

Bei der Versammlung in Naumburg wurde die dort in vielen Sammlungen und in prachtvollen Exemplaren ausgestellte Grumkower Winterbirn mit unter den empfehlenswerthesten Sorten aufgezählt und zu allgemeiner Anpflanzung als Tafel- und Marktfrucht empfohlen. Andere Namen als der angeführte kamen nicht vor. Es ist die Grumkower Birn entschieden eine Sorte, deren Heimath in unseren nördlichen Gegenden zu suchen ist; die älteren und neueren französischen und belgischen Pomologen scheinen sie gar nicht zu kennen. Diel sagt in Heft 5 S. 58.: „Als eine köstliche, vielleicht originelle pommersche Frucht würde man sie bei anderen Pomologen vergeblich suchen; ich kann auch nichts ihr wahrhaft Aehnliches auffinden. Diese Birn wäre zugleich der Beweis, wie in jedem Winkel der Erde aus Kernen köstliche Früchte entstehen können.“ Diel erhielt diese Birn von dem Cantor Koberstein zu Rügenwalde in Pommern, der sie in einem Bauerngarten zu Grumkow bei Rügenwalde entdeckte. Dagegen schrieb mir ein Freund aus Lubastron in Posen: „Auf eine schöne Tafelbirn, die hier in den Niederungen an der Weichsel sehr häufig erzogen und in Quantitäten nach Petersburg versendet wird, muß ich Sie noch aufmerksam machen; sie ist hier unter dem Namen Grumgauer Birn bekannt; sie wird über 1 Pfd. schwer, reift Ende Oktober oder Anfang November und ist von sehr aromatischem Geschmack und so schmelzend, daß man sie auf der Zunge zerdrücken kann.“ Eine beigefügte Skizze der Form der Frucht läßt keinen Zweifel, daß hier die Grumkower Winterbirn gemeint sey. Auf mit diesen Sorten umgepfropften Bäumen erntete ich im dritten Jahre nach der Veredlung auch hier Früchte von fast 1 Pfd. Schwere. Ich halte diese Sorte für eine unserer allerschätzbarsten Birnen für die gewöhnlichen und selbst für rauhe Obstlagen, die in keinem Obstgarten als Hochstamm oder Pyramide fehlen sollte.

Ed. Lucas.