Pfingstoffenbarung
Pfingstoffenbarung.
Welch ein wonnesames Weben
Rührt mich herzbewegend an?
Geist der Pfingsten, fühlt mein Leben
Wieder sich in deinem Bann?
Und der Windhauch Farben schneit!
Weckst du wieder deine Zeugen
Hoher Geist der Herrlichkeit?
Ach, das war ein schläfrig Träumen,
Unter starren Winterbäumen
Ohne Blatt und ohne Lied:
Bis der Lenzgewitter Mahnen
Ging vor deinem Siegeslauf
Pflanzten laue Lüfte auf.
Und nun brennt’s auf dunklen Schollen,
Lodert’s in der Aeste Grün:
Plötzlich muß mit wundervollen
Jedem Veilchenkelch entrungen,
Schwimmt es in die Welt als Duft,
Und der Tulpen Feuerzungen
Rufen’s in die weiche Luft:
Macht dich nicht vom Staube frei;
Liebe heißt das ew’ge Leben,
Das die Ketten bricht entzwei.
Liebe will dir Wunder zeigen,
Höchstes Glück wird nur dein Eigen,
Wenn du Liebesarme regst.“
Die Jehova sich vertrauten,
Die verbannt vom Tempelthor –
Klingt die Botschaft in das Ohr,
Und die Herzen, sie begreifen’s;
Augen schau’n sich selig an;
Tausend kleine Vögel pfeifen’s:
Durch die Seelen wogt ein Wallen,
Wie ein Rausch von jungem Wein;
In die schönen Wunderhallen
Zieh’n die gläub’gen Schaaren ein,
Jeder, was der Sinn ihm weist:
Also schickt der Herr des Lebens
Pfingsten seinen heil’gen Geist.
Victor Blüthgen.