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Pfingstgedanken (Lavant)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Pfingstgedanken
Untertitel:
aus: In Reih und Glied
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: J. H. W. Dietz
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Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons, S. 27–30
Kurzbeschreibung:
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[27]
Pfingstgedanken.


Wie waren sie so froh erschrocken,
Die Männer einfach und gering,
Wie fühlten sie die Pulse stocken,
Als Windesbrausen sie umfing

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Und es von hellen Feuerflocken

Auf ihre Häupter niederging!

[28]
Und als dem Schreck sie sich entrungen,

Da fühlte Jeder Kraft und Werth,
Da sprachen plötzlich sie in Zungen,

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Die Keiner ihnen je gelehrt,

Da ist ihr Wort beredt erklungen
Und hat die Lauschenden bekehrt.

Die Menge sah es tief betroffen,
Von ehrfurchtsvoller Scheu bewegt;

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Ihr Herz ward einer Ahnung offen,

Die wenig Träumer nur gehegt,
Und schüchtern hat ein frohes Hoffen
In ihrer Seele sich geregt:

Das Hoffen, daß auf neuen Pfaden

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Erreichbar sei das ferne Ziel,

Das allen denen, die beladen,
Noch stets in graue Nebel fiel,
Daß in der Fluth sich dürfe baden
Des festgefahrnen Schiffes Kiel.

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Die Aberweisen aber standen

Vor diesem Schauspiel tief verstimmt.
Wenn Andre eine Lösung fanden,
Die ihrem trüben Blick verschwimmt
Zu aller Zeit, in allen Landen

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Hat die Gelehrten das ergrimmt.


Sie mieden klüglich all’ und jede
Begegnung, dämmend ihren Groll;

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In Scheu vor jeder Geistesfehde

Erklärten sie das Volk für toll

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Und spöttisch klang die Flüsterrede:

„Sie sind des süßen Weines voll!“

Der alte Text, die alte Weise,
So lang’ der Erde Vesten stehn!
Sie müssen eben, laut und leise,

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Verleumden, fälschen und verdrehn;

Sie wollen stets im alten Kreise
Sich ehrfurchtsvoll beräuchert sehn.

Und wer die Hände keck und schnöde
Legt in die Wunden seiner Zeit,

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Der wird verstoßen in die Oede

Im Wege der Gerechtigkeit;
Von da zum wilden: „Tödte! Tödte!“
Ist es bekanntlich auch nicht weit.

Doch stimmten solche alten Bilder,

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Beschaut man sie im rechten Licht,

Den rechten Menschen merklich milder –
Man tödtet ja die Wahrheit nicht, –
Und wenn noch giftiger und wilder
Die alte Satzung man verficht.

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In solchen tröstlichen Gedanken

Schwillt immer wieder mir die Brust,
Wenn ins Gewirr von Laub und Ranken
Ich flüchte aus der Gassen Wust;
Im Hochgefühl der Frei’n und Franken

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Liegt doch die höchste Frühlingslust.


[30]
Und Allen, die durch grüne Breiten,

Auf denen Halmgewoge sprießt,
Im Thau der milden Frühe schreiten,
Wo sie der Blumen Duft umfließt,

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Mag das Gefühl die Seele weiten,

Das Pfingsten in die Brust mir gießt!

Anmerkungen (Wikisource)

Ebenfalls abgedruckt in:

  • Der Wahre Jacob, Nr. 75 (1889), S. 593. Gedicht signiert mit "Jacob".