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Pferdemarkt in Thüringen

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Pferdemarkt in Thüringen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 308–309, 319
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[308]

Pferdemarkt in Thüringen.
Originalzeichnung von Hans W. Schmidt.

[319] Pferdemarkt in Thüringen. (Mit Illustration S. 308 und 309.) Schon seit den ältesten Zeiten haben die Bewohner Thüringens eine große Vorliebe für das edle Roß gezeigt. Hat doch selbst Thüringens letzter König Hermanfried als bestes Brautgeschenk dem mächtigen Ostgothenherrscher Dietrich silberweiße Rosse zugesandt. Diese Neigung zu dem schönsten unserer Hausthiere hat sich ungeschwächt im Thüringer Stamme fortgeerbt, und noch heutigen Tages bildet die Aufzucht von Pferden eine gute Einnahmequelle für die Landwirthe. Stolz zieht der reiche Gutsherr mit seiner Koppel überzähliger Pferde zu Markt, und auch der einfache Bauersmann treibt seinen wohlgenährten Gaul dorthin zum Verkaufe; denn der „Roßmarkt“ übt einen mächtigen Reiz auf Städter und Landbevölkerung aus; er ist ein Fest, wo Jedermann Vergnügen findet.

In langen Reihen sind sie aufgestellt, die Rosse, denen das Hausrecht gekündigt wurde. Buntscheckig und vielgestaltig ist die Schar „lebendiger Waare“, und manche Rasse ist dabei vertreten. Der junge Hengst hebt muthig seinen Kopf und begrüßt mit lautem Wiehern seine Genossen; träge steht der alte Gaul und träumt oder zupft Grashälmchen, die am Platze wachsen, und unruhig zerrt das Füllen an der ungewohnten „Halfter“.

Dazwischen stehen Gruppen neugieriger Beschauer, welche schönen Thieren ihre Bewunderung zollen und über arme Klepper spotten. Hier handelt laut, mit vielen Worten der „Roßkamm“ mit dem reichen Grundbesitzer; dort schachert ein anderer mit einem Bäuerlein, und zehn und zwanzig Mal beschauen sie das begehrte Roß. Mit Peitschenknall wird es zu raschem Lauf getrieben, um seine Haltung und Geschicklichkeit zu zeigen. Trotz alledem geschieht es doch, daß mancher Händler sich „verkauft“, zumal wenn das Geschäft in einer der geschmückten Trinkbuden abgeschlossen wurde. Besieht er dann zu Hause seinen Kauf, so kraut er sich mißmuthig hinter den Ohren und denkt und spricht: „Ich wollt’, ich hätt’ das Pferd erst an den Mann gebracht; beim Pferdekauf muß man die Augen offen halten.“[1]

  1. Sprichwörtl. Redensart.