Pastor Georg Schulze
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Von allen bisher in Oberharzer Mundart veröffentlichten
Gedichtsammlungen ist die „Ewerharzische
Zitter“ des weiland P. G. Schulze nicht
nur die erste, sondern auch die sprachlich wie dichterisch
bedeutendste. Die beiden ersten Auflagen,
1879 und 1885 erschienen, sind längst vergriffen.
So ist eine neue Auflage erforderlich, die im Verlag
der Ed. Pieperschen Buchdruderei in Clausthal
als Band Nr. 7 der „Oberharzer Heimatbücher“ erscheint
und mit Auslassung alles unnötigen
Beiwerkes der früheren Ausgaben hiermit
hinausgeht.
Einige biographische Nachrichten über den Dichter im voraus. Georg Christian Friedrich Gottlieb Schulze ist am 30. Dezember 1807 als Sohn des Schullehrers Joh. Gottl. Schulze und der Marie Friedr. Henr. Schrottelius in Clausthal geboren. Er besuchte das Gymnasium daselbst und studierte vom 25. Oktober 1829 bis März 1834 in Göttingen Theologie. Er wurde dann Hauslehrer bei dem Oberstleutnant Schlüter in Brunshausen bei Stade und vom November 1839 bis März 1842 Pastor collab. bei Pastor Vahrenhorst in Achelriede bei Osnabrück. 34 Jahre alt wurde er am 1. März 1842 von Generalsuperintendent Gehricke als Pastor in Altenau eingeführt. Seiner ersten, Pfingsten 1842 mit Auguste Kipphoff aus Zellerfeld geschlossenen Ehe (er verheiratete sich nach deren Tode im Jahre 1866 zum zweiten Male mit Auguste Jürries aus Altenau) entsproß nur ein Sohn, der nachmalige Bergfaktor Wilhelm Schulze in St. Johann a. Saar. In Altenau wirkte Schulze als Pastor bis Dezember 1853. Unerquickliche Gemeindeverhältnisse nötigten ihn, sich auf die Pfarre Scharzfeld a. H. versetzen zu lassen, wo er am 2. September 1866 am Herzschlage starb. Auf seinen Wunsch ist er auf dem alten Friedhof in Altenau an der Seite seiner ersten Frau begraben.
Literarisch hat sich Schulze in vielseitiger Weise betätigt. Ausgerüstet mit großer Sprachkenntnis – beherrschte er doch vierzehn lebende bezw. tote Sprachen –, war er Mitarbeiter vom Grimmschen Wörterbuch und hat sich besonders verdient gemacht durch die Abfassung der ersten Grammatik nebst Wörterbuch der Oberharzer Mundart, die Heinrich Pröhle in Herrigs Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literatur Bd. 60 und 66 veröffentlicht hat. Zu den Märchensammlungen Niedersachsens von H. Herrig sowie den Pröhlschen „Harzsagen“ hat er wertvolle, den Oberharz betr. Beiträge geliefert. Neben einigen kleineren Gedichten besitzen wir von ihm größere Dichtungen im Hochdeutschen – „Des Bergbaues Wert“ und den „Prolog zur 25jährigen Jubelfeier des Hüttenhornistenkorps in Altenau“, die von seiner hohen dichterischen Begabung Zeugnis ablegen.
Doch das alles hätte nicht genügt, ihn zu dem Manne zu machen, “auf den der Oberharzer stolz sein kann und das Volk dort wirklich stolz ist.“ Das ist er erst geworden durch seine Veröffentlichungen in Oberharzer Mundart. Schon als Kandidat hat er Gedichte älterer Verfasser in diesem Dialekt gesammelt und unter dem Titel „Harzgedichte“ herausgegeben, die Wilh. Grimm in den „Göttinger gelehrten Anzeigen“ beurteilt hat. Dann hat er aber auch selbst eine Anzahl Gedichte in Oberharzer Mundart verfaßt, die nach Form und Inhalt zu dem Besten gehören, was die Oberharzer Literatur aufzuweisen hat. Erst nach seinem Tode ist die handschriftlich von ihm hinterlassene Sammlung als „Ewerharzische Zitter“ von Heinrich Pröhle im Westermannichen Verlage in Braunschweig herausgegeben, nachdem er sechs Gedichte daraus in Herrigs Archiv veröffentlicht und beurteilt hatte.
„In Georg Schulze sind die drei hervorstechendsten Eigenschaften des angestammten Bewohners des Oberharzes: Urwüchsichkeit, Biederkeit und Heimatliebe auf das markandeste verkörpert. Unter allen treuen Söhnen des Harzes, die es je gegeben hat, ist er unbestritten einer der treuesten gewesen“.
Nun denn Treue um Treue! Möge die neue Ausgabe seiner „Ewerharzischen Zitter“ das Andenken an den bedeutendsten Harzdichter in Treuen wachhalten und ihm zu den alten viele neue Verehrer erwerben auf dem Oberharze und weit über seine grüner Berge hinaus! Das wünscht dem Büchlein von ganzem Herzen des Dichters Landsmann und Amtsnachfolger.
Altenau, im April 1926