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Pariser Bilder und Geschichten/In einem Versteigerungshaus

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Textdaten
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Autor: Ludwig Kalisch
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Titel: Pariser Bilder und Geschichten/In einem Versteigerungshaus
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 110–112
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Pariser Bilder und Geschichten.

In einem Versteigerungshaus.
Von Ludwig Kalisch.

Es giebt in Paris eine Anstalt, wo man vergleichende Kunstgeschichte und Alterthumskunde, Psychologie und Physiognomik studiren und sich mit einem großen Stück Pariser Leben bekannt machen kann. Diese Anstalt ist das Hôtel Drouot, in welchem die öffentlichen Versteigerungen stattfinden. Es wird deshalb auch Hôtel des Ventes (Verkaufshaus) genannt. Es ist ein massives, feuerfestes Gebäude, das seinen Erbauern, den Commissaires Priseurs, fast eine halbe Million gekostet. Solcher Commissaires Priseurs oder Taxatoren giebt es in Paris achtzig. Wie die Wechselagenten bilden auch sie eine geschlossene Körperschaft, ohne deren Vermittelung keine öffentliche Versteigerung gestattet ist. Sie erhalten zehn Procent von der Bruttoeinnahme, und zwar fünf Procent von dem Verkäufer und eben so viel von dem Käufer. Da nun in den öffentlichen Versteigerungen in Paris jährlich über dreißig Millionen Franken umgeschlagen werden und bei der zunehmenden Bevölkerung der Hauptstadt die Zahl der Versteigerungen fortwährend wächst, so wird natürlich die Stelle eines jener Taxtoren stark gesucht. Allein eine solche Stelle ist deshalb schwer zu erlangen, weil sie sehr theuer ist. Es giebt unter den Pariser Commissaires Priseurs gar manche, die ihre Stelle nicht für dreihunderttausend Franken verkaufen würden. Das Geld allein würde indessen auch nicht genügen. Der Bewerber hat sich an den Justizminister zu wenden, und die Ernennung wird von dem Staatsoberhaupt unterzeichnet. Der Candidat muß einen makellosen Namen haben und gewisse Kenntnisse besitzen. Er hat vor einer Commission ein Examen zu bestehen und dann vor der Kammer der Corporation einen Eid zu leisten. Da nun die Zahl der Commissaires Priseurs auf achtzig beschränkt ist, so sind diese Stellen sehr selten und werden gewöhnlich nur durch Todesfälle erledigt.

Die Corporation der Commissaires Priseurs datirt von 1816. Bis dahin wurden die Versteigerungen von den Huissiers (Gerichtsdienern) abgehalten, und da ging es selten ohne Unfug ab. Die Trödler verschworen sich unter und gegen einander; Händel mancher Art entstanden und gar oft wurden die zu versteigernden Gegenstände beschädigt. Jetzt ist der Versteigerer sicher, sein Interesse gewahrt zu sehen.

Das Versteigerungshaus besteht aus einem einzigen Stockwerke und aus einem Hofraum mit anstoßenden Schuppen. In den Sälen zu ebener Erde werden nur die schweren und ordinären Gegenstände versteigert, während im oberen Stockwerke, wo sich zu beiden Seiten eine Reihe mehr oder minder großer Säle hinzieht, prachtvolle Möbel, Bijouterieen und Kunstwerke losgeschlagen werden. Zu ebener Erde finden die Versteigerungen für die niederen Volksclassen statt, während die Kunst- und Luxusgegenstände, die im oberen Stockwerk unter den Hammer kommen, natürlich nur der Börse der Wohlhäbigen und der Millionäre zugänglich sind. Indessen wird das Hôtel Drouot nicht blos von Kauflustigen besucht; ein großer Theil des Publicums, welches sich in demselben hermtuzutreiben pflegt, besteht aus armen und reichen Müßiggängern, aus Leuten, die keine Beschäftigung finden, oder keine zu suchen brauchen.

In jedem Saale thront auf einer Tribüne der Commissaire Priseur mit einem elfenbeinernen Hammer in der Hand. Ihm zur Seite sitzt ein Secretär. In den Sälen, wo Pretiosen und Kunstwerke versteigert werden, befindet sich auch ein Sachverständiger, der den Ansatzpreis bestimmt. Es versteht sich von selbst, daß jeder Saal je nach den Gegenständen, die dort zur Versteigerung kommen, sein eigenes Publicum hat. Die Räume, wo Hausgeräthe versteigert werden, sind am stärksten besucht. Wer [111] sich in Paris billige Möbel verschaffen will, holt sich gewöhnlich aus dem Hôtel des Ventes seinen Bedarf. Angehende Aerzte, Advocaten, junge Beamte und viele andere Leute, deren Besitzthümer im Reiche der Hoffnung liegen, kaufen dort die Sieben Sachen, um die Blößen ihrer Wohnung zu bedecken. Wer in einen solchen Saal tritt und die Spiegel und Teppiche, die Divans und Sessel, die Wanduhren, Lampen und Candelaber erblickt, der wird zu gar mancher Betrachtung veranlaßt. Könnten diese Geräthe sprechen, welche Geschichte würden wir hören! In Paris erleiden Menschen und Dinge die merkwürdigste Schicksale, und kein Poet verräth hier so viel Phantasie wie das wirkliche Leben. Gar viele der Geräthe, welche hier so kunterbunt durch einander stehen und liegen, haben bereits den verschiedensten Besitzern angehört; und wer kann sagen, wie oft sie noch die Eigenthümer wechseln werden? Vielleicht, daß derjenige, der diesen prachtvollen Lehnstuhl zuerst besessen, in irgend einem abgelegenen Winkel von Paris auf einem Strohlager gestorben; vielleicht, daß die Dame, die in diesem venetianischem Spiegel einst ihre Reize bewunderte, jetzt in einer Pariser Vorstadt welkes Gemüse oder faule Fische feil bietet! – Es passirt auch häufig genug, daß ein Besucher des Auctionshôtels unter den dort aufgehäuften Gegenständen alte Bekannte wiederfindet, Möbelstücke, die er in der Stunde der Noth losgeschlagen, oder die ihm ein unerbittlicher Executor entrissen.

Doch lassen wir diese Betrachtungen und treten wir in einen der Säle, wo Kunstgegenstände versteigert werden. Wie die Waare, so ist auch hier das Publicum viel interessanter. Alles, was Paris an wirklichen und eingebildeten Kunstkennern und Kunstfreunden besitzt, ist hier vertreten. Hier findet man auch die Leute, die von der Sammelwuth ergriffen sind. Die Leidenschaft der Einen besteht darin, eine reiche Sammlung von Dolchen zu besttzen; Andere sammeln Tabaksdosen; wieder Andere schwärmen für chinesische Theetassen. Ich kenne einen sonst vernünftigen Mann, der eine Sammlung von Fetischen besttzt und seit einem Menschenalter täglich das Hôtel Drouot und alle Pariser Trödler besucht, um irgend eine fratzenhafte Gottheit zu entdecken und damit seine Sammlung zu bereichern. Seine Wohnung ist ein wahres Pandämonium. Die dem Menschen angeborene Liebe zum Besitz äußert sich auf unzählige Weise und wird nicht selten zu der sonderbarsten Manie. Jeder wahre Sammler hält natürlich seine Collection für die schönste. Er liebt dieselbe mit einem wahren Fanatismus und grollt Jedem, der diesen Fanatismus nicht theilt. Vor mehreren Jahren machte ich die Bekanntschaft eines Spaniers. Er wohnte in meinem Hause und ich begegnete ihm fast täglich auf der Treppe. Man kann sich keine possirlichere Gestalt denken. Er war spindeldürr, hatte eine lange spitze Nase, die fast das Kinn berührte, und unter seinen struppigen Brauen blitzten die kleinen grauen stechenden Augen unheimlich hervor. Sein Anzug war noch sonderbarer als seine Gestalt. Er war stets in einen verschossenen Teppich gehüllt und trug einen breitkrämpigen spitzen Hut, der wer weiß wie viel Geschlechter hatte entstehen und vergehen sehen. Niemand wußte zu sagen, wo er speiste. Er holte sich jeden Morgen eine Schale Milch und ein Weißbrod, und man behauptete, daß dies seine einzige Nahrung bildete. Von den Hausleuten wurde er „l’adorateur de Venus“, der Anbeter der Venus, genannt und auf meine Frage nach der Ursache dieses Spitznamens wurde mir geantwortet, daß der Spanier ein Sammler von antiken Kunstwerken sei und unter diesen eine Venus besitze, welcher er die größte Bewunderung zolle. Man bemerkte mir zugleich, daß der sonderbare Kauz, der sich nicht satt esse, sehr reich sei, aber sein ganzes Vermögen in seine Sammlung stecke.

Kurz darauf, als ich im Louvre bewundernd vor der Venus von Milo stand, kam er auf mich zu, und indem er sein Vergnügen ausdrückte, einen Kunstfreund in mir kennen zu lernen, bat er mich, am folgenden Morgen seine Sammlung zu sehen. Er wartete meinen Besuch nicht ab, sondern fand sich am andern Morgen bei mir ein. Ich folgte ihm in seine Wohnung, die einer Rumpelkammer glich. Unzählige Fragmente in Bronze und Marmor lagen rings umher gestreut oder aufgehäuft. In der offenen Alkove bemerkte ich eine Matratze auf dem Boden. Sie bildete die Schlafstätte des sonderbare Mannes. Da er nie die Fenster öffnete, so war die Luft so drückend, daß sie mir fast den Athem benahm. Ein kleiner gichtbrüchiger Tisch und ein Rohrstuhl, an dem das Rohr in Fetzen herumhing, bildeten das ganze Mobiliar. Dieser Stuhl stand in der Mitte des Zimmers vor der mit einem durchlöcherten rothseidenen Unterrock halbumhüllten Göttin der Schönheit. Der Spanier bat mich, auf besagten Stuhl mich zu setzen, und nachdem ich dies mit aller Vorsicht gethan, nahm er die seidene Umhüllung von der Statue. Dieselbe war in der That ein schönes Werk, dem ich die gebührende Bewunderung zollte. Der Spanier fand jedoch die Temperatur meiner Bewunderung nicht hoch genug. Er überreichte mir daher eine Loupe und indem er mich auf die Einzelnheiten des Kunstwerkes aufmerksam machte, suchte er mir zu beweisen, daß es nicht seines Gleichen habe. Er zählte mir dabei alle Venusse auf, die aus den classischen Werkstätten Griechelands hervorgegangen und nun in den Museen und Sammlungen in mehr oder minder fragmentarischem Zustande zerstreut sind, warf noch einige sehnsüchtige Blicke auf seine Venus und bedeckte dieselbe wieder mit dem durchlöcherten rothseidenen Unterrock.

Ich sah ihn noch mehrere Male nach diesem Besuche. Eines Morgens, als er nicht wie gewöhnlich seine Ration Milch und Brod holte, wurde die Hausmeisterin stutzig. Man klopfte an seine Thür. Keine Antwort! Als man das Zimmer öffnete, fand man den Spanier entseelt vor der Venus neben dem umgestürzten Rohrstuhle zu Boden gestreckt. Der Arzt erklärte, daß der Unglückliche sich durch unzulängliche Nahrung den Tod zugezogen. –

Kommen wir wieder zu den Versteigerungen zurück. Es fehlt bei denselben niemals an Leuten, die sich in der bloßen Absicht einstellen, die Preise in die Höhe zu schrauben. Diese Scheinkäufer nent man „Chauffeurs“ (Heizer). Diese Chauffeurs sind bei den Versteigerungen ungefähr, was die Claqueurs in den Pariser Theatern sind. Wenn z. B. ein schönes Gemälde unter den Hammer kommt, betrachtet der Chauffeur dasselbe so lange wie möglich und scheint seine Bewunderung nicht unterdrücken zu können. Er bietet mit großem Eifer, der im Verhältniß zum Gebote der Anderen wächst, und wenn das Feuer der Kauflust am hellsten flackert, d. h. wenn er sieht, daß der Preis am höchsten emporgeschraubt, zieht er sich mit traurigem Kopfschütteln zurück und überläßt das Feld dem Gegner, der nicht selten seinen Sieg bereut. Es versteht sich von selbst, daß ein solcher „Heizer“ seine Absicht nicht verräth, und ebenso leicht wird man begreifen, daß er nicht immer seinen Zweck erreicht. Das Publicum des Hôtel des Ventes besteht aus schlauen, durchtriebenen Leuten, die sich nicht blenden und berücken lassen. Indessen giebt es doch dann und wann Einige, die in die Falle gehen. Es sind dies besonders die eingebildeten Kunstkenner, die sich die Miene geben, als ob sie an einem einzigen Pinselstrich einen Meister von dem anderen unterscheiden können. Hier, wie sonst im Leben, werden gewöhnlich diejenigen am ersten angeführt, die sich durch ihre Klugheit gegen jeden Irrthum gerüstet glauben.

Wie vorsichtig man im Hôtel des Ventes sein muß, mag folgender Fall beweisen. Einer meiner Landsleute saß einst bei einer Gemälde-Versteigerung mit dem Katalog in der Hand an dem langen Tisch, der sich vor der Tribüne des Commissaire Priseur befindet, als eine hinter ihm stehende schöne Dame mit einem sehr aristokratischen Aeußern ihn leise auf Französisch fragt, ob er Englisch verstehe? Auf seine bejahende Antwort bittet ihn die Dame in englischer Sprache, auf das Bild zu bieten, das so eben unter den Hammer kommt. Ein wahrer Gentleman, erklärt sich mein Landsmann sogleich bereit, ihren Wunsch zu erfüllen. Bald findet er sich im Kampfe mit einer Unzahl Kauflustiger, und nach einigen Minuten hat er, den Einflüsterungen der unbekannten Schönen gehorchend, sämmtliche Mitbewerber überboten. Jetzt erst fällt es ihm ein, daß er sich von seiner Galanterie zu schnell habe hinreißen lassen, daß die Dame, die er nicht kannte, vielleicht die Eigenthümerin des Bildes sei und er sich als unfreiwilliger Besitzer desselben sehen könne. Seine Artigkeit geräth in Streit mit seiner Befürchtung und er zögert, den Kampf mit den zahlreichen Kauflustigen fortzusetzen. Die verstohlenen Blicke der reizenden Dame werden aber immer unwiderstehlicher, und wie von einem holden Zauber getrieben, bietet er immer darauf los, bis ihm endlich das Bild - eine Landschaft mit Trauerweiden und einem Ententeich - zu einem lächerlich hohen Preise zugeschlagen wird. Er sieht sich nach der Dame um, diese aber war wie ein mitternächtlicher Geist bereits verschwunden. Der Geprellte schämt sich zu sagen, daß er das Opfer einer Intrigue ist. [112] Er bezahlt das Bild und hat noch obendrein den Verdruß, als er sich mit den Trauerweiden und dem Ententeich unter dem Arm entfernt, die spöttischen Bemerkungen des Publicums zu hören.

Nicht selten bemerkt man auch bei den Kunstversteigerungen eine Frau in Trauer. Die Gegenstände, die zur Auction kommen, bilden die ganze Hinterlassenschaft ihres Gatten. Er war Künstler und der Tod hat ihn hinweggerafft, bevor er zu Ehre und Ruhm gelangen konnte. Die arme Wittwe betrachtet mit schwermüthigen Blicken die Skizzen und Zeichnungen, an die sich so manche süße Erinnerungen knüpfen und von denen sie sich nun auf immer trennen soll. Sie betrachtet aber auch das Publicum und sucht unter demselben einige bekannte Gesichter. Es haben sich in der That mehrere Freunde ihres Gatten eingefunden, um als wohlwollende „Heizer“ die Kauflust zu erwecken. ihre Bemühungen sind jedoch umsonst. Die Kunstfreunde wenden sich achselzuckend ab, und nur einige Trödler verstehen sich dazu, um einen Spottpreis die Werke zu erstehen, durch welche der Verstorbene die Unsterblichkeit zu erlangen hoffte.

Werden nun die erfahrensten Leute zuweilen angeführt, so werden die unerfahrenen nicht selten bei ihren Käufen vom blinden Glück begünstigt. Vor mehreren Jahren bemerkte einer meiner Freunde im Hôtel Drouot ein altes Spinet von zierlichem Bau und mit einigen Medaillons geschmückt, die unter einer dicken Staubkruste versteckt waren. Die Käufer zeigen sich sehr kalt, und das Instrument wird meinem Freunde zu einem Spottpreise zugeschlagen. Er hatte kaum Zeit seinen Kauf zu bedauern, als ein ältlicher Mann hastig in den Saal tritt, meinen Freund auf die Seite nimmt und diesen bittet, ihm das gebrechliche Instrument abzutreten Nach langem Hin- und Herreden werden sie Handels einig. Mein Freund steckt sehr zufrieden einen erklecklichen Profit in die Tasche, und der Alte läßt noch viel zufriedener das Spinet nach seiner Wohnung bringen. Die Medaillons waren nämlich von dem Großvater des alten Herrn gemalt.

Noch glücklicher war ein junger Mann, der im Hôtel Drouot einen eisernen Schrank kaufte und, als er ihn zu Hause von einem Schlosser ausbessern ließ, in einem geheimen Fache dieses Möbelstückes über hunderttausend Franken an Geld und Werthpapieren fand. Niemals war das Glück blinder und einfältiger gewesen; denn der junge Mann ist sehr reich.

Das Resultat der Versteigerungen hängt natürlich von der Gunst und Ungunst der Umstände ab. Ist das Geld im Ueberfluß vorhanden, so stellen sich die Käufer zahlreich ein und es werden hohe Preise erzielt, besonders für Kunst- und Luxusgegenstände. Solche günstige Zeiten werden soviel wie möglich für freiwillige Versteigerungen benutzt. Gar mancher Millionär, der sich das Ansehen eines begeisterten Kunstfreundes giebt und für seine Bildergalerie zu schwärmen scheint, schlägt diese wie eine gewöhnliche Waare los, wenn er dabei einen bedeutenden Geldprofit zu machen hofft. Auch beliebte Theaterprinzessinnen lassen dann und wann aus Speculation ihre Mobilien versteigern. Niemand, der nur einigermaßen einen Namen in der Dandy-Welt hat, darf bei einer solchen Versteigerung fehlen, oder dieselbe verlassen, ohne einen Gegenstand käuflich an sich gebracht zu haben.

Wer zum ersten Male nach Paris kommt und diese Weltstadt etwas weniger oberflächlich sehen will, als dies gewöhnlich zu geschehen pflegt, sollte nicht unterlassen, das Hôtel Drouot zu besuchen. Er wird dort die absonderlichsten Vertreter aller Schichten der Gesellschaft finden und seine Menschenkenntniß mehr als sonstwo bereichern.