Otto III. in Carls Grabe
Otto III. in Carls Grabe.
Chron. noval. III. 33. Cf. Walch, hist. canon. C. M. p. 19. |
Als nach langen Jahren Kaiser Otto III. an das
Grab kam, wo Carls Gebeine bestattet ruhten, trat
er mit zwei Bischöfen und dem Grafen Otto von
Laumel (der dieses alles berichtet hat,) in die Höhle
ein. Die Leiche lag nicht, wie andre Todte; sondern
saß aufrecht, wie ein Lebender auf einem Stuhl. Auf
dem Haupte war eine Goldkrone, den Scepter hielt er
in den Händen, die mit Handschuhen bekleidet waren,
die Nägel der Finger hatten aber das Leder durchbohrt,
und waren herausgewachsen. Das Gewölbe
war aus Marmor und Kalk sehr dauerhaft gemauert.
Um hinein zu gelangen, mußte eine Öffnung gebrochen
werden; sobald man hineingelangt war, spürte
man einen heftigen Geruch. Alle beugten sogleich die
Knie, und erwiesen dem Todten Ehrerbietung. Kaiser
Otto legte ihm ein weißes Gewand an, beschnitt
ihm die Nägel, und ließ alles Mangelhafte ausbessern.
Von den Gliedern war nichts verfault, außer von der
Nasenspitze fehlte etwas; Otto ließ sie von Gold wieder
herstellen. Zuletzt nahm er aus Carls Munde einen
[174] Zahn, ließ das Gewölbe wieder zumauern, und ging
von dannen.
Nachts darauf soll ihm im Traume Carl erschienen seyn, und verkündigt haben: daß Otto nicht alt werden, und keinen Erben hinter sich lassen werde.