Ostermärchen (Steiger)
[22] Ostermärchen
Schwermütig sitzt auf seinem Ei
Der deutsche Osterhase.
Er fühlt, der Winter ist vorbei,
Und schnuppert mit der Nase.
Die langen Löffel schwenken,
Gedankenvoll, wie Deutsche sind,
Wenn sie an gar nichts denken.
Sobald die rechte Stunde schlägt,
Dem Hasen, der da Eier legt,
Ist’s nur ein Kinderplunder.
Er lümmelt drauf und sitzt und schwitzt,
Bis aus zerknickter Schale
Und piept und quiekt: „Bezahle!“
Erst glotzt er’s an, als wär’s ein Traum,
Dann schlägt er schnell im Grase
Dreimal den schönsten Purzelbaum:
Ich weiß von nichts. Ich habe zwar
Sie eben ausgebrütet;
Doch hat bis heut mir der Notar
Die Kosten nicht vergütet.
Kein Wort von Alimenten!
Ein Hase, der da Junge warf,
Zählt nicht zu den Studenten.
Er kann zwar, wenn es gut ihm deucht,
Doch sollen, was heraus da kreucht,
Die anderen bezahlen.“
Edgar Steiger