Ossians Sonnengesang
O die du, rund wie meiner Väter Schild,
Wandelst, Sonne, dort oben!
Woher dein ewig Licht? Von wannen quillt
Dein Stralenstrom? Mit Majestät erhoben
Die dunkeln Gestirne vom tagenden Himmel:
Frostig bleich fliehet der Mond ins Abendwellengewimmel
Finster vor deinem allherrschenden Blik!
Einsam gehst du, angethan mit Lichte! –
Von den Bergen stürzt die stolze Fichte;
Berge selbst zerstäuben für der Zeit;
Gen Himmel steigt und niederfällt das Meer:
Aber du jauchzest unwandelbar herrlich daher.
Wenn Orkane heulen durch der Felsen Rize;
Hagel regnet, wenn der Donner kracht,
Und die Welt der Sturm begräbt in Nacht; –
Schauest du aus deiner Wolkenwiege,
Aber ach! für Ossian vergebens
Lächelst du, du Quelle alles Lebens,
Nimmer sieht er deinen goldnen Stral
Niederfliessen in das Morgenthal,
Niederwiegen in des Abends Arme!
Doch, o Sonne, wirst auch du vielleicht –
Sonne ach! wie Ossian verschwinden?
Daß auch deine Jugendkraft entweicht,
Daß du schläfst in deiner Wolkengruft,
Hörest nimmer, wenn der Morgen ruft!
O so freu’ dich deiner Jugendschöne!
Bleich und unhold ist des Alters Mine,
Durch zerrißne Winterwolken bricht,
Wenn hinauf der Nebel strömt am Hügel,
Durch die Ebne rasselt Nordwinds Flügel,
Und in Mitte seiner Fahrt