Zum Inhalt springen

Orpheus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Pseudo-Orpheus
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Orpheus
Untertitel: Pseudonymes Vermächtnis
aus: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel S. 729–730, 1314
Herausgeber: Paul Rießler
Auflage:
Entstehungsdatum: 2. Jahrhundert v. Chr.
Erscheinungsdatum: 1928
Verlag: Dr. B. Filser
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Augsburg
Übersetzer: Paul Rießler
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[729]
41. Orpheus

a)
Justin

Auch Orpheus, der sonst 360 Götter aufführt,
mag uns in seinem Buch „Testamente“
für Gottes Einheit zeugen.
Nach dem zu schließen, was er in diesem Buche schreibt,
scheint er den früheren Irrtum zu bereuen.

1
„Nur den Berechtigten will ich erzählen.

Ihr Ungeweihten alle, schließt die Tore!

2
Du aber hör, Musäus,

du Enkel des Lichtbringers Menes!

3
Ich sing ja nur von Wahrem.
4
Laß durch den früheren Glauben nicht

des ewigen Lebens dich berauben!

5
Schau auf das Gotteswort

und bleib bei ihm!

6
Richt so des Herzens geistiges Gefäß!
7
Dann schreite rüstig deinen Pfad!

Schau einzig auf den Weltenherrscher!

8
Nur Einer ist von selbst gezeugt;

von Einem stammen alle ab.

9
Er selber aber weilt in ihnen;

doch sieht ihn nie ein Sterblicher.

10
Er selber aber sieht sie alle.
11
Und er verhängt aus guter Absicht Leiden über Sterbliche,
12
den blutigen Krieg und tränenreiche Leiden.
13
Doch gibt es keinen andern außer ihm,

dem großen Herrscher.

14
Ihn selber schau ich nicht,

hüllt er sich doch in Wolken.

15
Die Sterblichen besitzen alle

nur sterbliche Augensterne.

16
Sie sind zu schwach,

um Zeus, den Allverwalter, zu erblicken.

17
Er selber sitzt im ehernen Himmel
18
auf goldenem Thron; mit seinen Füßen tritt er auf die Erde.
[730]
19
Die Rechte legt er auf des Meeres Grenzen überall.
20
Es zittern ja die großen Berge rings umher.


b)
Aristobul
1
Nur den Berechtigten will ich erzählen.

Ihr Ungeweihten alle, schließt die Tore!

2
Du aber hör, Musäus,

du Enkel des Lichtbringers Menes!

3
Ich sing ja nur von Wahrem.
4
Laß durch den früheren Glauben nicht

des ewigen Lebens dich berauben!

5
Schau auf das Gotteswort

und bleib bei ihm!

6
Richt so des Herzens geistiges Gefäß!
7
Dann schreite rüstig deinen Pfad!

Schau einzig auf den Weltenschöpfer,
den Unsterblichen!
Ein alter Spruch lehrt so von ihm:

8
Nur Einer ist sich selbst genügend;

von ihm hängt alles ab.

9
Er selber aber kreist in ihnen;

doch ihn schaut keine sterbliche Seele.

10
Nur mit dem Geist wird er geschaut.
11
Und er verhängt aus Güte

kein Leiden über Sterbliche.

12
Ihm aber folgen Gunst und Haß.

Und Krieg und Pest
schauen tränenreiche Leiden.

13
Doch gibt es keinen andern.

Du aber schauest alles sonder Mühe,
wenn du ihn siehst.
Zuvor will ich dir hier auf Erden,
mein Kind, vermelden,
wann ich des starken Gottes Tritte
und seine starke Hand bemerke.

14
Ihn selber schau ich nicht,

hüllt er sich doch in Wolken.

Erläuterungen

[1314]
41. Zu Orpheus

Es ist ein angebliches Vermächtnis des alten berühmten Sängers Orpheus an seinen Sohn Musäus. Darin widerruft er am Ende seines Lebens alle seine übrigen Gedichte, die der polytheistischen Gotteslehre gewidmet sind, und verkündet den allein wahren Gott. Das Ganze ist jüdischen Ursprungs. Bei Justin Coh. ad Gentes 15 liegt eine kürzere Rezension (a) vor; eine längere (b) wird von Aristobul bei Euseb Praep. ev. XIII 12, 5 mitgeteilt. Justin geht auf Ps. Hekatäus um 200 v. Chr. zurück, Aristobul auf jüdische Quellen (Le Muséon 37, 1924 S. 36).

16 Zeus. Dieser Name könnte dafür angeführt werden, daß in dieser justinischen Rezension nicht ein jüdisches Werk, sondern ein echt „orphisches“ Stück vorliegt; dann wären die Rezensionen bei Clemens Alex. und Aristobul christlich interpoliert.

Anmerkungen (Wikisource)

Siehe auch folgende Artikel aus Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft zu dem hier dargebotenen Text: