Zum Inhalt springen

O wonnevolle Jugendzeit

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Otto Kamp (Text), Otto Lob (Melodie)
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: O wonnevolle Jugendzeit
Untertitel: Filia hospitalis
aus: Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Herausgeber: Ludwig Eichrodt
Auflage: 26
Entstehungsdatum: 1885
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Moritz Schauenburg
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Lahr/Schwarzwald
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Allgemeines Deutsches Kommersbuch, S. 265-266
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

O wonnevolle Jugendzeit
mit Freuden ohne Ende,
mit Minnefahrten weit und breit,
wo sich die Schönste fände.
Ich grüße dich, du junges Blut,
bin jedem hübschen Weibe gut,
|: und doch ist nichts aequalis[1]
der filia hospitalis.[2] :|

Ich kam als krasser Fuchs[3] hierher
und spähte in den Gassen,
wo mir ein Bett und Zimmer wär,
den langen Leib zu fassen.
Fand Sofa nicht, noch Stiefelknecht[4]
und doch war mir die Bude recht,
|: denn keine ist aequalis
der filia hospitalis. :|

Sie ist ein gar zu herzig Kind
mit ihren blonden Zöpfen,
die Füßchen laufen wie der Wind
im Schuh mit Quast und Knöpfen;
die Schürze bauscht sich auf der Brust,
allwo ich schau, ist eitel Lust,
|: und keine ist aequalis
der filia hospitalis. :|

Im Haus herrscht sie als guter Geist
und zeigt's an jedem ersten:
Der einzge Schüler war verreist,
die Kasse mir am leersten.
Da wurd ihr Wort mir Schutz und Schild
und stimmte den Philister[5] mild,
|: drum ist auch nichts aequalis
der filia hospitalis. :|

Vier Mieter hat sie: Der Jurist
besucht nur feine Kreise,
der Mediziner ist kein Christ,
der Theolog – zu weise.
– Doch mir, mir dem Philologus[6],
gab sie in Züchten einen Kuß,
|: und keine ist aequalis
der filia hospitalis. :|

Auf eines hält sie scharfe Acht
und läßt nicht mit sich spaßen:
wer je der Magd den Hof gemacht,
würd nimmer ihr mehr passen.
Zwar das Mamsellchen[7] am Büffet
ist höchst pikant und äußerst nett –
|: und dennoch nicht aequalis
der filia hospitalis. :|

Du rheinisch Mädchen, wüßt ich doch,
was Gott mit uns beschlossen? –
Ich schanz mir in den Kopf ein Loch
und ochse[8] unverdrossen.
Und wärst du mir auch nie beschert,
zeitlebens bleibst du hochgeehrt,
|: weil keine dir aequalis,
dir filia hospitalis. :|

Worterläuterungen

  1. aequalis – vergleichbar.
  2. filia hospitalis – „Haustochter“, die Tochter des Vermieters einer Studentenbude.
  3. krasser Fuchs – vorläufiges Mitglied einer Studentenverbindung im ersten Semester.
  4. Stiefelknecht – ein Hilfsmittel zum leichteren Ausziehen von Stiefeln.
  5. Philister – ein ehemaliger Student, Alter Herr einer Studentenverbindung.
  6. Philologus – Student der Sprach- oder Literaturwissenschaft.
  7. Mamsellchen – Verniedlichungsform von Mamsell, eine Hausgehilfin oder Wirtschafterin.
  8. ochse – studentischer Ausdruck für „eifrig, verbissen lernen“.