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Nox portentis gravida

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Textdaten
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Autor: Hugo von Hofmannsthal
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Titel: Nox portentis gravida
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 21–22
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1896
Erscheinungsdatum: 1922
Verlag: Insel Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld und Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck in: Blätter für die Kunst (Berlin), Dritte Folge, 4. Band, August 1896
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Bearbeitungsstand
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NOX PORTENTIS GRAVIDA


In hohen Bäumen ist ein Nebelspiel,
Und drei der schönen Sterne funkeln nah:
Die Hyazinthen an der dunkeln Erde
Erinnern sich, daß hier geschehen werde,

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Was früher schon und öfter wohl geschah:

Daß Hermes und die beiden Dioskuren,
Funkelnd vor Übermut, die luftigen Spuren
Der windgetragenen Grazien umstellen
Und spielend, mit der Grausamkeit der Jagd,

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Sie aus den Wipfeln scheuchen, ja die Wellen

Des Flusses nahe treiben, bis es tagt.

Der Dichter hat woanders seinen Weg,
Und mit den Augen der Meduse schauend
Sieht er das umgelegene fahle Feld

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Sogleich entrückt und weiß nicht, wie es ist,

Und fügt es andern solchen Orten zu,
Wo seine Seele wie ein Kind verstellt,
Ein Dasein hat von keiner sichern Frist
In Adlersluft und abgestorbner Ruh.

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Dort streut er ihr die Schatten und die Scheine

Der Erdendinge hin und Edelsteine.

Den dritten Teil des Himmels aber nimmt
Die Wolke ein von solcher Todesschwärze,
Wie sie die Seele dessen anfällt, der

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Durch Nacht den Weg sich sucht mit einer Kerze:

Die Wolke, die hinzog am nächsten Morgen,
Mit Donnerschlag von tausenden Gewittern
Und blauem Lichte stark wie nahe Sonnen

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Und schauerlichem Sturz von heißen Steinen,
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Die Insel heimzusuchen, wo das Zittern

Aufblühen ließ die wundervollsten Wonnen;
Vor ungeheurer Angst erstorbenes Weinen
Der Kaufpreis war: daß in verstörten Gärten,
Die nie sich sahen, sich fürs Leben fanden

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Und trunken sterbend, Rettung nicht begehrten;

Daß Gott entsprang den Luft- und Erdenbanden,
Verwaiste Kinder gleich Propheten glühten
Und alle Seelen wie die Sterne blühten.