Norwegischer Weihnachtsbrauch
[835] Norwegischer Weihnachtsbrauch. (Mit Abbildung S. 833.) Wenn die Erde mit tiefem Schnee und harter Eiskruste bedeckt ist – das dauert in Norwegen noch ein gut Ende länger als bei uns – und die Vögel kein Körnchen mehr finden auf Feld und Flur, dann rettet sie der Menschen Barmherzigkeit vor dem Hungertode. Jedweder, ob arm oder reich, steckt zum Weihnachtsabend ein Getreidebündel mit den vollen schweren Aehren an den Dachfirst seines „Stabburs“, jenes von norwegischen Gehöften unzertrennlichen Speichers, dessen eigenthümliche Bauart unsere Abbildung veranschaulicht. Da können nun die hungernden Thierchen Einkehr halten und lustig drauf los schmausen an dem gastlich gedeckten Tisch, während die Gastgeber im Kreise der Familie das fröhliche Weihnachtsfest begehen.
Die Weihnachtsfreude weitet das Herz. Vielleicht öffnet sie auch da und dort diesem schönen norwegischen Weihnachtsbrauche die Thür, und hat der deutsche Landmann auch keinen „Stabbur“, so hat er doch sonst ein Plätzchen, darauf er sein Aehrenbündel stellen kann, den Vögeln des Himmels zur Speise, sich selbst zur Ehre.