Neunzig Jahre gemeinnütziger Thätigkeit
Neunzig Jahre gemeinnütziger Thätigkeit.
Ein volkswirthschaftlicher Schriftsteller hat vor etwa 20 Jahren die damaligen Herzogthümer Schleswig-Holstein ein wahres Kalifornien für Studien auf dem Gebiete praktischer Socialwirthschaft, des Staats- und Privatrechts genannt. Dieses Wort gilt bis zum heutigen Tage. Wir brauchen nur ein paar Thatsachen hervorzuheben, um dafür den Nachweis zu liefern. Schleswig-Holstein besitzt zweifellos die buntesten Güter- und Erbrechtsverhältnisse in Staat und Reich. Die Zusammensetzung seiner Bevölkerung ist von außerordentlicher Mannigfaltigkeit, und die Sprachdialekte weichen so sehr von einander ab, daß der gemeine Mann sich oft kaum mit seinem zehn Meilen von ihm entfernt wohnenden Landsmann verständigen kann. Der schmale Streifen Land, den die Provinz von Osten bis Westen bildet, enthält ganz verschiedenartige Bodenverhältnisse, und kaum minder wechseln die klimatischen Bedingungen ab. Die Provinz zählt unter allen preußischen Provinzen die wenigsten Analphabeten, ebenso nimmt sie die günstigste Stellung im Staate in der Verbrecherstatistik ein. Gleichzeitig aber liefert sie das größte Kontingent für das – Irrenhaus; nicht weniger zählt sie die meisten – Selbstmörder.
Schleswig-Holstein finden wir dann aber gleichfalls obenan in Preußen durch die Zahl seiner Sparkassen, die Zahl der Sparer und die Höhe des von diesen jährlich zurückgelegten Vermögens. Dabei ist zu bemerken, daß die Entwickelung der Sparkassen in Schleswig-Holstein eine durchaus andere gewesen und in der Hauptsache auch geblieben ist, als in allen übrigen Theilen des Staates und in manchen andern Landen des Reiches. Ein von jeher lebhaft entwickelter Sinn für genossenschaftliches Handeln[1] hat sich hier schon fast ein Jahrhundert hindurch glänzend bewährt. Vollständig aus der eigenen Initiative der Bevölkerung ohne jede gesetzliche Regelung, ohne alle behördliche Kontrole, so sind die allermeisten schleswig-holsteinischen Sparkassen entstanden, von denen 1796 die erste errichtet wurde und deren es nach und nach über 200 geworden sind. Keine städtische Gemeinde giebt es ohne Sparkasse, und über 150 ländliche Gemeinden können wir nennen, die sich ebenfalls einer solchen Anstalt erfreuen.
Speciell auf diesem Gebiete der gemeinnützigen Thätigkeit wollen wir eine der bemerkenswerthesten Schöpfungen, die in vielfacher Richtung zur Lehre dienen mag, unsern Lesern kurz vorführen: „Die Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde“ in Kiel. Vor mehr als 90 Jahren wurde diese Institution durch den traurigen und unleidlichen Zustand hervorgerufen, in welchem sich damals die öffentliche Sorge für die Armen und den Unterricht der armen Kinder in Kiel befand. „Gebrechliche und Brotlose, aber zugleich auch Faule und Lüderliche belästigten die Einwohner auf den Straßen und in den Häusern, und die ohne Unterricht aufwachsenden Kinder der Armen wurden von früh an zu allen Bettlerkünsten erzogen,“ so hieß es in einem Aufruf der neu errichteten Gesellschaft.
Den ersten Anstoß zur Abhilfe dieser Mißstände gab eine am 1. November 1791 veröffentlichte Ansprache des Armendirektoriums der damals kaum 7000 Einwohner zählenden Stadt, in welcher der Wunsch nach Errichtung eines „Instituts zur Unterweisung der armen Kinder in der Religion und anderen nützlichen Kenntnissen, zur Bildung ihres Fleißes, sowie zur Arbeit der erwachsenen Armen“ ausgesprochen war. Lebhaften Anklang fand diese Aufforderung sofort bei einer kleinen Anzahl wohldenkender Männer, welche am 16. Juni 1792 sich erboten, die Ausführung der Sache in die Hand zu nehmen, die Einwohnerschaft für dieselbe zu interessiren und zu versuchen, durch eine freiwillige Subskription die Mittel für eine Arbeitsanstalt und eine Schule für arme Kinder aufzubringen. Die Armenbehörde nahm das Anerbieten dankbar an, und schon am 27. Juni 1792 konnte für die obigen Zwecke ein Verein gebildet werden, der sich „Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde“ nannte und am Schluß des Jahres bereits 66 Mitglieder aus allen Ständen der Stadt zählte.
[571] Für ihre Wirksamkeit theilte die Gesellschaft die Stadt in Bezirke, an deren Spitze ein „Vorsteher“ gestellt wurde, unter welchem mehrere „Pfleger“ wirkten. Vier Ausschüsse: eine Versorgungs-, eine Arbeits-, eine Schul- und eine Krankenkommission wurden gewählt. Schon 1793 erwarb man ein großes Haus und richtete in demselben eine Lehr- und Arbeitsanstalt ein. Nachdem am 24. Mai 1793 der Gesellschaft die staatliche Anerkennung ertheilt war, wurden am 3. Juni desselben Jahres die neue Armenanstalt und das Freischulhaus feierlich eingeweiht.
Freilich waren damals die Zeiten für derartige Bestrebungen ungemein günstig. Humanitätsfragen beschäftigten lebhaft die gebildeten Kreise, und so entfalteten auch die Kieler Gelehrten und Universitätslehrer eine aufopferungsvolle Thätigkeit für die neugegründete Gesellschaft, die selbst über eine eigene Zeitschrift verfügte, die „Kielische gemeinnützige Nachrichten“ (1776 gegründet), welche dann als „Wochenblatt zum Besten der Armen in Kiel“ bis 1879 bestanden hat.
Das Bestreben der Gesellschaft ging vor Allem darauf hin, die Armen womöglich wieder zur Selbständigkeit zu bringen, die Kinder derselben aber durch Ausbildung und Erziehung zu brauchbaren Mitgliedern des menschlichen Gemeinwesens zu machen.
Die Arbeitskommission hatte darum die Aufgabe, arbeitsfähigen eingezeichneten Armen durch Spinnen und Stricken Arbeit zu verschaffen und den Kindern in der Arbeitsschule Anleitung zu dieser Beschäftigung geben zu lassen. In richtiger Würdigung der Verhältnisse wurde im Jahre 1795 außerdem eine Sonntagsschule für Erwachsene eingerichtet, welche Gesellen, Lehrlinge und Dienstmädchen aufnahm, um deren Schulunterricht zu vervollständigen. Zur Aufsicht über die aus der Freischule entlassenen Knaben und Mädchen, namentlich solche, die elternlos waren oder deren Eltern nicht zur Erfüllung ihrer Pflichten geeignet erschienen, setzte man ferner 1798 eine Aufsichtskommission ein, deren Mitglieder schon in den beiden ersten Jahren bei 54 Knaben und 70 Mädchen Elternstelle vertraten.
Hand in Hand mit diesen Bestrebungen ging alsbald die Ausführung eines anderen Planes. Schon im Jahre 1793 beschäftigte sich die Gesellschaft mit der „Erwägung der zweckdienlichsten Vorschläge, um die Quellen der Verarmung am Orte zu verstopfen“. Man berief wiederum eine Kommission zur näheren Prüfung dieser Angelegenheit, die namentlich zwei Wünsche formulirte: „Erstens um zu verhüten, daß Dienstboten, Arbeiter und Andere ihr Erworbenes verschwenden oder durch unsicheres Ausleihen verlieren möchten, solle eine Sparkasse, bei der die kleinsten Summen sicher zinsbar untergebracht und im benöthigten Falle jederzeit wieder erhoben werden könnten, errichtet werden, und zweitens eine Leihkasse für gewerbtreibende Bürger ins Leben treten, um diesen in vorkommenden Fällen aus der Verlegenheit zu helfen, damit sie nicht durch Verpfändung des Ihrigen oder durch abgedrungene wucherische Zinsen muthlos gemacht und außer Thätigkeit gesetzt werden möchten.“ Im Laufe der Jahre 1794 und 1795 wurden dem Publikum mehrere hierauf bezügliche Vorschläge unterbreitet. Endlich konnte unterm 27. Mai 1796 die Kieler Sparkasse, die erste ihrer Art in Schleswig-Holstein, als eröffnet angekündigt und die Leihkasse als baldigst folgend versprochen werden. Gleichzeitig wurde für die Thätigkeit eine Reihe wohldurchdachter Festsetzungen getroffen, die in den Hauptgrundzügen bis auf den heutigen Tag maßgebend geblieben sind – Regeln, so gründlich erwogen, daß sie noch jetzt für jede kleinere Sparkasse als Basis gebraucht werden könnten. Schon der erste veröffentlichte Jahresbericht hebt hervor: „Bald darauf (nach dem Inslebentreten der Sparkasse) sahen wir mit großer Freude, wie uns so reichlich kleinere und größere Summen als Darlehen gebracht wurden. Die Meisten gaben ihr Geld auf Zins und Zinseszinsen hin.“
Ganz langsam ging die Entwickelung im ersten Jahrzehnte, aber beständig fortschreitend. Die Leihkasse ließ nicht lange auf sich warten. Gemeinsinnige Männer zeichneten Verlustaktien zur Deckung etwaiger Verluste; unterm 4. Juni 1798 erschien ein königliches „Placet“, welches der neuen Schöpfung gewisse Vorrechte einräumte, und am 4. März nächsten Jahres begann dieselbe ihre Thätigkeit. Auch hierfür trat sofort ein umfangreiches Statut in Kraft, welches ebenso sehr für die Vorsicht und den klaren Blick der Verwaltung wie für den humanen Geist derselben spricht.
So steht bereits die Spar- und Leihkasse zu Kiel als eine vollständig abgeschlossene Organisation vor Schluß des letzten Jahrhunderts da – zu einer Zeit, wo im Uebrigen nur sechs Sparkassen überhaupt bekannt waren. Bei Ablauf der ersten drei Jahre schloß die Verwaltung mit einem Verluste von einigen hundert Mark. Wie hat sich indeß im Laufe der Zeit gerade diese Einrichtung entwickelt! Am Schlusse des neunundachtzigsten Rechnungsjahres, ultimo März 1885, enthielt die Sparkasse über 17 Millionen Mark Einlagen, und es hatte dieselbe gegen 19 Millionen Kapitalien ausgeliehen. Das Reinvermögen derselben stellte sich auf rund anderthalb Millionen, der Reingewinn für das Vorjahr auf 154 234 Mark.
Den Fortgang der Gesellschaft im Einzelnen zu schildern, würde den uns bemessenen Raum weit überschreiten. Zu einer Umgestaltung des Kieler Armenwesens kam es erst 1871 in Folge Ausführung des Reichsgesetzes über den Unterstützungswohnsitz, durch welches das Armenwesen ausschließlich den Gemeindebehörden zufiel. Nur die 1793 errichtete Freischule war schon vorher, 1861, in die städtischen Schulen Kiels eingegliedert worden.
Der Gesellschaft blieb jetzt keine andere Wirksamkeit übrig, als die Beschlußfassung über die Ueberschüsse der Spar- und Leihkasse. Sollte sie trotzdem als ein lebendiger Organismus weiter bestehen, so genügte es nicht, sich auf die bloße Vertheilung der Ueberschüsse und die Verwaltung der ihr verbliebenen Spar- und Leihkasse zu beschränken. Es galt vielmehr, sich neue Aufgaben zu stellen. Dies geschah nun, indem eine Anzahl von Ausschüssen neu gebildet und einige der früheren entsprechend umgestaltet wurden, und es bedarf nur einer kurzen Umschau auf das gegenwärtige Arbeitsfeld der Gesellschaft, um zu erkennen, daß die letztere durch jene Entlastung von der Armenpflege nicht nur nichts verloren, sondern im Gegentheil viel gewonnen hat.
Wie die alten Satzungen der Gesellschaft, wenn auch mit allerlei Aenderungen, noch bis zum heutigen Tage bestehen, so ist auch aus der früheren Organisation Verschiedenes übernommen. Es giebt wie dereinst eine Centralleitung, mit einem „Wortführer“ an der Spitze, und es bestehen noch immer die periodischen Plenarversammlungen. Unter diesen wirken die Ausschüsse für die Centralverwaltung und eine stattliche Reihe von Kommissionen für die gemeinnützige Thätigkeit. Und wie groß und vielgestaltig ist das Gebiet, auf dem hier der echte Bürgersinn mit unermüdlichem Eifer die Leiden der Unglücklichen zu mildern sucht! Da steht obenan die Helferkommission, welche, nach den Pfarrbezirken der Stadt in vier Abtheilungen gegliedert, in Verbindung mit dem Frauenverein für Armen- und Krankenpflege der Unterstützung verschämter Armen sich widmet. Sie verausgabt durchschnittlich 20000 Mark im Jahre, wovon ihr 14000 Mark aus Gesellschaftsmitteln zufließen. Die Aufsichts- und Erziehungskommission hat sich den Schutz der aus den Freischulen entlassenen, hier in die Lehre oder in Dienst getretenen Kinder, die sonstiger Obhut entbehren, zur Aufgabe gestellt. Die Arbeitskommission sorgt für Arbeitsbeschaffung, sei es durch Nachweis von Beschäftigung, sei es durch unmittelbare Gewährung von Arbeit, sie hat seit Jahren bereits Hausfleißkurse in den verschiedenen städtischen Schulen, ferner sogenannte offene Abende für Stopfen und Flicken – in denen 400 Mädchen aus den Freischulen in der so wichtigen Kunst des selbständigen Ausbesserns ihrer und ihrer Angehörigen Kleidungsstücke unterwiesen werden – errichtet: dieselbe Kommission hat endlich im Vorjahre den ersten Knabenhort in Schleswig-Holstein ins Leben gerufen. Die Schulkommission führt die Aufsicht über die Frauengewerbeschule – in ihrer Unterrichtsweise und ihren Erfolgen eine Musteranstalt – für welche die Gesellschaft im Vorjahre ein eignes Gebäude zum Werthe von über 60 000 Mark hat aufführen lassen. Die Kommission für die warmen Bäder erleichtert es jährlich mehr als 12 000 Personen, der Wohlthat eines Warmbades theilhaftig zu werden, indem sie von den wirklichen Kosten eines solchen (30 Pfennig) je 25 Pfennig beiträgt und die betreffende Karte für 5 Pfennig alten Unbemittelten abläßt. Für die Volksküche ist erst im April d. J. ein neues Gebäude mit einem Kostenaufwande von über 80 000 Mark fertig gestellt worden, welches durch seine ausgezeichneten Einrichtungen (es befindet sich daselbst unter Anderem der aus der Berliner Hygiene-Austellung so allgemein anerkannte Becker’sche Dampfkochapparat) eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges bildet. Hunderte von kleinen Leuten erhalten hier täglich gegen eine billige [572] Vergütung eine nahrhafte Kost; aber auch hier wird der Grundsatz beobachtet: kein Almosen. Die Volksküche hat noch alljährlich einen Reinertrag abgeworfen, der bei dem Bau des Hauses mit verwandt worden. Die Anlage des letzteren ist so getroffen, daß gleichzeitig in den oberen Stockwerken eine Mägdeherberge aufgenommen werden konnte. Die Kommission für die Ferienkolonien sendet seit 1881 während der Sommerferien Abtheilungen von armen, schwächlichen Kindern der Freischulen in die Umgegend der Stadt, um dort Stärkung ihrer Gesundheit zu finden. Bisher wurde in der Unterbringung der Kinder das Gruppensystem vorgezogen, während man diesjährig auch einen Versuch mit der Aufnahme in Familien machte, der sich glänzend bewährt hat. Die jüngste, an letzter Stelle genannte Kommission hat vor wenig Wochen gemeinsam mit dem Kieler Lokalverein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke die erste Kaffeeschenke am Platze eingerichtet.
Die Gesellschaft besitzt ein schönes, 1873 und 1874 erbautes eigenes Haus, in welchem bis jetzt die Sparkasse ihren Sitz hat und die Gesellschafts- und die meisten Kommissionssitzungen abgehalten werden. Für die Spar- und Leihkasse wird jedoch eben gegenwärtig ein großer Neubau ausgeführt.
Einzelne Kommissionen unterhalten sich selbst; die Mehrzahl dagegen ist natürlich auf die Unterstützung durch die Gesellschaft aus den Ueberschüssen der Spar- und Leihkasse angewiesen. Wie oben angegeben, betrug der Reingewinn im Vorjahre 154 234 Mark. Hiervon fließt die Hälfte dem Deckungsvermögen, der Reserve, der Sparkasse zu, während die andere Hälfte der Gesellschaft „zu gemeinnützigen Zwecken“ zur Verfügung gestellt wird. Mit der größten Gesammtsumme im Laufe der Jahre ist das Kieler Stadtkloster, eine Stiftung für alte Bürgerwittwen und Bürger, berücksichtigt worden, nämlich mit 110 600 Mark. Zum Bau einer neuen Arbeitsanstalt wurden 96 685 Mark hergegeben. Die Warteschule hat bisher 49 338 Mark, der Frauenverein 39 150 Mark, die Gewerbeschule 31 644 Mark, die Idiotenanstalt 20 895 Mark, die Pensionszulagekasse der städtischen Lehrer 18 000 Mark, das Kieler Mutterhaus zur Ausbildung von Krankenpflegerinnen [573] 14 200 Mark erhalten. Für die durch die Sturmfluth des Jahres 1872 Beschädigten in Kiel wurden seiner Zeit über 20 000 Mark bereit gestellt; behufs Gewährung von warmem Frühstück an arme Kinder während der Wintermonate (in der Volksküche) sind seit zwei Jahren die Mittel hergegeben worden etc. Es giebt kaum eine einzige Bestrebung von wahrhaft gemeinnützigem Charakter in Kiel, der die Gesellschaft nicht hilfreich beigetreten ist. Insgesammt sind solchergestalt bis jetzt rund 1 125 000 Mark zur Verwendung gelangt! Für außerordentliche Fälle hält die Gesellschaft noch einen besonderen Reservefonds bereit, der nichts mit demjenigen der Sparkasse gemein hat und zur Zeit 90 000 Mark beträgt.
In dieser Art ist die Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde in Kiel während der „neuen Aera“, seit 1871 thätig gewesen. Sie versteht eine große Zahl brauchbarer Kräfte in den Dienst des Gemeinsinnes, der christlichen Liebesarbeit zu stellen. In einzelnen Kommissionen, so in der Helfer-, Arbeits- und Volksküchen-Kommission erweisen sich Frauen als die treuen Mithelferinnen auf diesem Gebiete. Von der Gesellschaft im Ganzen darf endlich gesagt werden, daß in ihrem Kreise kein Unterschied der politischen Parteistellung und des Bekenntnisses gilt, daß als Mitglied Jeder willkommen, der an diesem schönen Werke mit arbeiten will.
Die Stadt Kiel mag mit Recht stolz darauf sein, ihren von nah und fern kommenden Gästen nicht allein die Naturschönheiten in nächster Umgegend, sondern auch die in der dortigen „Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde“ verkörperten herrlichen Früchte fast ein Jahrhundert hindurch bewährter humanitärer Bestrebungen, die auf der Grundlage durchaus freier Initiative aufgebaut sind, zeigen zu können. Glücklich die Gemeinde, die in der Erfüllung der vielfachen wichtigen Aufgaben, welche unsere Zeit stellt, eine solch’ werthvolle Stütze findet!
- ↑ Dasselbe hat sich, nur noch viel früher, insbesondere auch im Versicherungswesen geltend gemacht, in welchem in Schleswig-Holstein durchaus einzigartige Verhältnisse bestehen.