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Neue Trompeterlieder

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Textdaten
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Autor: J. V. v. Scheffel
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Titel: Neue Trompeterlieder
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 704
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[704]

Neue Trompeterlieder.

Von
J. V. v. Scheffel.
(Aus des Dichters Nachlaß.[1])


     Lied jung Werners.

Der Wächter rief die Mitternacht
Im Städtlein unten am Rheine,
Da stand ich auf des Eggbergs Höh’,
Auf moosigem Gesteine.

5
Kienfackel, die als Leuchte mir

Den finstern Pfad erhellet,
Die hab’ ich dort mit starker Faust
Hoch in die Luft geschnellet.

Der Wächter unten schlug ein Kreuz,

10
Er sah die Funken zischen:

„Behüt’ uns, heil’ger Fridolin,
Vor Geistern und Irrwischen!“

Mein Lieb im Thal, erbange nicht,
Die flammenden Gespenster,

15
Sie sind aus keckem Herz ein Gruß

Nach deinem Erkerfenster.


     Lied Margaretas.

Er sah mich an so fragend,
So treu, so stumm, so still,
Er sah mich an – ich weiß nicht,
Was er nur von mir will.

5
Ich werd’s ihm jetzt verbieten.

Die Welt ist groß und schön,
Und drin ist außer mir noch
Viel andres anzusehn.

Und doch – ’s möcht’ ihn betrüben,

10
Das ginge ja nicht an;

Ich glaub’, ich muß ihn lieben,
Den schlanken, fremden Mann.


     Aus Welschland.

Es ist ein Schnee gefallen,
Ein Schnee im welschen Land,
Hell glänzen rings die Berge
Im weißen Festgewand.

5
Den Kindern auf der Gasse

Solch’ Freude lang nicht ward.
Es fliegt dem Kapuziner
Der Schneeball in den Bart.

In Sommersgluthen lag ich

10
Beengt, bedrängt, versengt,

Verschmachtend wie die Blume,
Die lang kein Thau getränkt.

Und fruchtlos wollt’ dem Auge
Des Heimwehs Thrän’ entfliehn,

15
Sie trocknet auf der Wimper,

Eh’ sie zum Trost gediehn.

Drum heiß’ ich, scharfer Winter,
Dich tausendmal willkomm,
Vom Schnee umstöbert athmet

20
Sich’s leicht im alten Rom.


Durchweh’ mit deinem Hauche
Mir Lockenhaar und Kleid,
Und sing’ mir ’was von Tannen
Und deutscher Weihnachtsfreud’.


  1. Mit freundlicher Erlaubniß der Verlagshandlung (A. Bonz & Comp. in Stuttgart) der demnächst erscheinenden Sammlung nachgelassener Scheffelscher Gedichte „Aus Heimath und Ferne“ entnommen.