Nemesis (Neuffer)
Nemesis.
Dein letzter Sprößling, mächtiger Staufen, zog
Voll Siegeshoffnung einst aus der Heldenburg,
Wo herrschend seine Väter hausten,
Freudig und stolz in sein fernes Erbland.
Schon winkt der Thronsaal. Eil’, o Neapolis!
Dein König kommt, mit Lieb’ und Treue
Eil’ ihm entgegen, dem Heldenenkel.
Du säumst? Er kommt, ein Jüngling voll hohen Sinns
Ein Alter, reich an Glanz und Größe,
Eine beglücktere Zeit beginnen.
Noch säumst du? Ha, Treubrüchige, hast du ganz
Dein falsches Herz dem Gallier zugewandt?
Greifst du den Erben des Throne, und legest
Verruchte Ketten deinem Gebieter an,
Und schleppest ihn in schreckliche Kerkernacht,
Und durch das blut’ge Beil des Heukers
Der Stamm der Helden, so wird der Königsmord
Vollbracht! – Da faßt Entsetzen die Fürsten all’
Auf ihren Thronen, und die Völker
Seh’n das Verbrechen mit Grau’n und Mitleid.
Kein Opfer sühnt den Staub des Gemordeten;
In Ruhe thront der Kronenräuber,
Glanz und Gewalt ist der Lohn der Unthat,
Indeß der Geist des Grausamgetödeten,
Vollendet hat, unreif zum Orkus
Schwebt, und den stygischen Strand umirret.
Weltalter sind im zögernden Zeitenlauf
Dahingefloh’n; Jahrhunderte sind indeß
Lange verübt ist der blut’ge Frevel,
Bedeckt vom grauen Flor der Vergangenheit;
Kein leises Ahnen, daß noch ein Rächertag
Erscheine, hob der Menschen Herzen. –
Vergessen Götter alter Verschuldungen,
Und früher, später trifft ihr gerechter Zorn
Ein Haupt, das fallen muß zur Sühne
Voriger Frevel. Das war verborgen
Die Kron’ erkämpften. Denn da der mächtige
Gefallen war, da schufen jenem
Spornende Furien blinden Wahnsinn,
Daß, da ihm Land und Zepter verbürget war,
Und nicht von Trug und Schanden abließ,
Bis er es büßte mit seinem Blute.
Da sank sein Haupt, ein Opfer verjährter Schuld;
Ein zweiter Throndieb, wieder ein Gallier,
Gräuel zu sühnen mit spätem Tode.
Nun erst erlöst vom Ufer der strengen Styx
Nach langer Zeit, unglücklicher Konradin,
War dir’s vergönnt, zu deinen Vätern
Hin nach Elysiums Au’n zu schweben.
Neuffer.