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Naturwissenschaftlicher Unsinn in den Tageszeitungen

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Textdaten
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Autor: Karl Ruß
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Titel: Naturwissenschaftlicher Unsinn in den Tageszeitungen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 516
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[516] Naturwissenschaftlicher Unsinn in den Tageszeitungen. 1. „Ein Schwan kämpfte schwer mit den wogenden Eisschollen. Immer wieder hob er sich empor, doch stets brach das dünne, scharfe Eis und er stürzte zurück. Mit letzter Kraftanstrengung hatte er noch einmal eine Scholle erklommen, schon jubelten die mitleidig theilnehmenden Zuschauer, da krachte die Eisdecke von neuem, der Schwan fiel abermals zurück und versank in der tiefen, wilden Fluth.“ Fragen wir da nicht unwillkürlich: was ist schwerer, ein Pfund Federn oder ein Pfund Eisen? – 2. „Das bedauernswerthe Mädchen konnte ihren Liebeskummer nicht überwinden, sie ward des trostlosen Lebens überdrüssig und griff zu dem Gift, welchem die Dienstmädchen sich meistens zuwenden, sie trank Oleum.“ Eine solche Angabe ist leider fast täglich in den Berliner Zeitungen zu finden. Nun aber bedeutet das lateinische Wort Oleum bekanntlich Oel, und zwar hier Rüb- oder Brennöl, während das gemeinte Gift Olium, Schwefelsäure, ist. – 3. „Er schläft wie eine Ratte“ und „er stiehlt wie ein Marder“, das sind Redensarten, die man täglich hören und lesen kann und die doch keinen rechten Sinn haben. Die Ratte, vornehmlich die jetzt fast allenthalben heimisch gewordene Wanderratte, ist bekanntlich wie eins der schädlichsten und lästigsten, so auch eins der muntersten Thiere. Mit jener Redensart meint man gewöhnlich den Iltis, welcher auch der „Ratz“ genannt wird, aber auch bei ihm ist jenes Wort nicht zutreffend, denn er ist in Wirklichkeit keineswegs ein Thier, welches sich durch vielen und festen Schlaf auszeichnet. Noch weniger zutreffend ist die Redensart vom Marder als Dieb. Unsere beiden Marder, Stein- wie Hausmarder, sind, wenn sie in einen Geflügelstall, Taubenschlag u. a. eindringen, die furchtbarsten Mörder, die es giebt, denn sie beißen meistens sämmtliche Hühner oder Tauben todt; aber gestohlen. d. h. fortgeschleppt findet man höchstens ein einziges Stück. Widersinnig ist es nun, vom „Geld“-, „Bücher“- oder wohl gar „Paletotmarder“ zu reden!

Möchte man sich beim Gebrauch solcher Redensarten doch immer ihre Berechtigung klar machen. Dr. Karl Ruß.