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Naives Bekenntniß

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Naives Bekenntniß
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 21, S. 284
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[284] Naives Bekenntniß. Bei einer öffentlichen Gerichtsverhandlung, welche vor einigen Tagen in Wien stattfand, erklärte der Angeklagte, der Redakteur des „Teufels“ in Wien, Anton Töger, wörtlich: „Die erbärmliche Wirthschaft der hiesigen Theater hat mir die Lust des Theaterlebens verleidet und ich wendete mich der Journalistik zu. Ich trat mit einem Blatte in Verbindung und schrieb für dasselbe einen Roman. Nach der achten Fortsetzung kam ich zu dem betreffenden Redakteur, und er sprach mich barsch an: „Sie müssen den Roman abbrechen, acht Fortsetzungen schon und noch keinen Mord! Ich muß ja zu Grunde gehen, wir verlieren unsere Abonnenten! Sie müssen morden!“ – Ich schrieb demnach anstatt wie verabredet vier Bände nur zwei und mordete! Das hatte mir aber einen solchen Ekel vor der wiener Literatur beigebracht, daß ich mich entschlossen habe, gegen sie zu Felde zu ziehen. – Ein Seitenstück passirte vor einigen Jahren in Leipzig. Ein leipziger Buchhändler bestellte bei einem namhaften Schriftsteller ein Geschichtswerk, worin das Leben einen berühmten Generals geschildert wurde, der als Feldherr ganz brav, als Staatsmann aber ein Pfuscher war. Der Historiker hatte sich streng an die Geschichte gehalten und ein treues Bild aller Vorzüge und Fehler des Feldherrn geliefert. Der Buchhändler aber war anderer Meinung. Er verlangte vom Autor den alten General auch als ausgezeichneten Staatsmann geschildert, und als dieser empört ob dieses Frevels an der Geschichte, ihm das Manuscript vor die Füße warf, ließ er ruhig einen andern Schriftsteller kommen, der weniger gewissenhaft war, und beauftragte diesen mit der Vollendung des Werkes, das nun mit vollen Backen den alten General als ausgezeichneten Staatsmann lobt. Es frägt sich nun, wer dabei gewissenloser dasteht, der Buchhändler oder der willige Literat.