Nachts (Hornthal)
Erscheinungsbild
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Nachts.
Wenn ich so einsam in der Kammer sitze,
Hoch über mir die Sternendeck’ seh’ breiten,
Die Lust fern höre durch die Gassen schreiten,
Und fern nur schau’ des Frühlings Freudeblitze:
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Da frag’ ich mich, was meinem Herzen nütze Denn all’ dieß Späh’n in nie gemessne Weiten,
Dieß rastlos Kämpfen gen der Erde Neiden,
Dieß endlos Ringen zu des Lichtes Sitze?
Und glauben möcht’ ich, all’ das sey vergebens,
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Die Freude nah’ mir nie auf meinen Wegen, Und nie werd’ mir ein Ziel und Lohn des Strebens.
Doch kehr’ ich weinend dann in mich zurücke,
So ahn’ ich tief, mir blüh’ der Zukunft Segen:
Ich sehe Dich, wie Dich der Brautkranz schmücke.
Dr. J. P. v. Hornthal.