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Nachricht von einem neu entdeckten Metall aus dem rothen Sibirischen Bleyspathe

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Textdaten
Autor: Martin Heinrich Klaproth
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Titel: Nachricht von einem neu entdeckten Metall aus dem rothen Sibirischen Bleyspathe
Untertitel:
aus: Chemische Annalen, Jg. 1798, Band 1, S. 80–82
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Erscheinungsdatum: 1798
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[80]
IX.
Nachricht von einem neu entdeckten Metall aus dem rothen Sibirischen Bleyspathe.
Vom Hrn. Prof. Klaproth.[1]

Auf Ihre gütige Anfrage, betreffend meine Erfahrungen über denjenigen metallischen Stoff, mit welchem der Bleygehalt im Sibirischen Rothbleyerze verbunden ist, theile ich hier einige wenige der selben mit.

Bey Uebergießung des zerriebnen Rothbleyerzes mit Salzsäure, wozu ich lauter vierseitige säulenförmige Krystallen anwendete, erhielt die Flüssigkeit sogleich eine safrangelbe Farbe. Kaum aber hatte ich die Mischung, zur Beförderung einer vollständigen Auflösung, in Digestion gebracht, als die Auflösung, unter Entwicklung von übersaurem salzsaurem Gas, eine schöne smaragdgrüne Farbe annahm, welche gegen die glänzende Silberfarbe der sich zugleich bildenden Krystallen des salzsauren Bleyes einen schönen Effect machte. Nachdem ich die Digestion mit genugsamer Salzsäure bis zur vollständigen Verschwindung der rothen Farbe des Erzes [81] fortgesetzt hatte, sonderte ich, nach dem Erkalten, das salzsaure Bley von der klaren grünen Auflösung ab, brachte diese durch Abdampfen in die Enge, und versetzte sie mit Weingeist; wodurch sie von einem noch dabey befindlich gebliebenen kleinen Antheile des erstern völlig befreyt wurde. Nachdem ich hierauf den Weingeist größtentheils weiter hatte verdunsten lassen, verdünnete ich die jetzt sehr dunkle smaragdgrüne Auflösung mit Wasser, und sättigte sie mit kohlengesäurtem Natron. Der Metallkalk fiel mit bläulicher, dem Spangrün sich nähernder Farbe; wovon ich hier eine kleine Probe beylege. Mit Salzsäure giebt er wieder einen smaragdgrüne, mit Salpetersäure aber eine seladongrüne Auflösung. Durch kaustisches Kali gesättigt, löst er sich, in einem geringen Uebermaaß desselben, sogleich wieder auf, und auch diese alkalische Auflösung erscheint grün. Auf der Kohle mit Phosphorglase, Borax u. s. w. geschmelzt, theilt er der Verglasung ebenfalls eine schöne grüne Farbe mit. –

Durch diese und mehrere Versuche, welche ich nach Maaßgabe von Bindheims chemischer Untersuchung des Rothbleyerzes, welche selbiger in Beob. u. Entdeck. a. d. Naturkunde B. 4. St. 3. S. 287 bis 318. mittheilte, angestellt habe, fand ich nun den größten Theil der darin von ihm bemerkten Erfahrungen bestätigt. Zugleich aber fand ich denn auch, daß Hr. Bindheim darin, daß er diesen zweyten Bestandtheil des Rothbleyerzes für Molybdän angesehn, geirret habe; vielmehr ließen mir die Erscheinungen [82] und chemischen Verhältnisse desselben mit vielem Rechte einen neuen, bis jetzt noch nicht gekannten Metallstoff vermuthen. Mangel an hinlänglichem Vorrathe dieses Erzes nöthigen mich indessen die fernern Untersuchungen vor der Hand einzustellen. Gegenwärtig hat auch Hr. Vauquelin in Paris dieses Erz bearbeitet, und ebenfalls jene Bindheimschen Erfahrungen bestätigt gefunden. Da er sie aber noch weiter fortgesetzt hat, so hat ihm solches um so mehr Gewißheit gewährt, daß dieser Stoff nicht zum Molybdan gehöre, sondern daß er als ein selbstständiges[WS 1] neues Metall angenommen werden müsse. – Nach dem Tellurium wäre dieses also das 21ste Metall. – –

  1. Auszug aus einem Briefe an den Herausgeber. Zugleich ertheilte mir Hr. K. auch die Nachricht von einem andern neuen Metall aus den Nagyager Golderzen, wovon im nächsten Stücke die ausführliche Nachricht durch seine freundschaftliche Güte erfolgen wird. C.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: stelbstständiges