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Nach fünfundzwanzig Jahren

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Textdaten
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Autor: Albert Traeger
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Titel: Nach fünfundzwanzig Jahren
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 52, S. 865
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1877
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[865]
Nach fünfundzwanzig Jahren!

Vergangen sind nun fünfundzwanzig Jahre,
Seit dieses Blatt hinaus in’s Weite trieb,
Und längst zog heimwärts auf der stillen Bahre
So mancher Freund, der’s las, und der’s beschrieb,
Und ob wir neue immerdar gewannen,
Die Schaar der Treuen täglich sich vermehrt,
Ach! Vieles nahmen Jene mit von dannen,
Das, unersetzlich, niemals wiederkehrt: –
In tiefe Wehmuth muß es uns versenken,
Wenn uns’rer Todten heute wir gedenken.

Und blicken wir auf unser eig’nes Leben:
Kein steter Frühling hat uns angelacht,
Manch’ rauher Sturm ließ auch das Blatt erbeben,
Oft drohte schon des Winters finst’re Nacht;
Doch sei vergessen, was wir je gelitten!
Auch uns’re Mühen krönt der schönste Lohn;
Es ist vollbracht, wofür auch wir gestritten,
Wofür auch wir erfahren Haß und Hohn –
Die lange Schmach der Zwietracht ist vernichtet,
Und neu geeinigt Deutschland aufgerichtet.

Mit allen Fasern haben wir gehangen
An dir, geliebtes, heil’ges Vaterland,
Die rastlos wir um die Getrennten schlangen
Des deutschen Geistes unzerreißbar Band;
Wir haben Noth und Leid mit dir getragen;
Wir kämpfen ohne Wanken immerfort,
Bis du dereinst wirst hoch und herrlich ragen,
Des Rechtes und der Freiheit Felsenhort,
Und daß dein Ruhm von Jahr zu Jahr sich mehre,
Das sei in Zukunft uns’re höchste Ehre!

Doch eine Stätte haben wir erlesen –
Dort ruhen wir am allerliebsten aus;
Dort blüht im Keime still das deutsche Wesen,
Am deutschen Herd im echten deutschen Haus;
Wo hart sich müht der Vater für die Seinen,
Im trotz’gen Knaben schon der Muth sich bäumt,
Ein deutsches Lied die Mutter singt den Kleinen,
Der blonden Jungfrau blaues Auge träumt –
Hier ist des deutschen Lebens Halt und Mitte,
Im Heiligthum der deutschen Zucht und Sitte.

Das ist die Heimath uns’rer stolzen Siege,
Die letzte Hoffnung in der höchsten Noth,
Und haben uns’res Glückes keusche Wiege
Die jüngsten Tage frevelhaft bedroht –
Des Schwindels wilde Jagd, die dumpfe Reue,
Es überwand sie die gesunde Kraft;
Bei seiner Arbeit ist das Volk auf’s Neue,
Die ehrlich nur im eig’nen Schweiße schafft,
Und ob die Frucht einst and’re Schnitter mähen,
Der Zukunft Ernte gilt auch unser Säen.

Albert Traeger.