Morgen am Zürichersee
[688] Morgen am Zürichersee. (Zu dem Bilde S. 681.) Eine Perle der nördlichen Schweiz ist er, der Zürichersee, mit seinem Kranze von Städten, Dörfern und Villen und mit seiner stillen Insel Ufnau, die einst Ulrich von Huttens letzte Seufzer vernahm, und wer unter unsern Lesern noch nicht aus eigener Anschauung den schönen Fleck Erde kennt, der hat doch durch Hörensagen eine Vorstellung von seinen Reizen und seiner Anmuth bekommen. Der Maler unseres Bildes freilich zeigt uns den See in einem anderen Charakter. Eine einsame Stelle des Ufers hat er sich ausgesucht, von der aus keine menschliche Wohnstätte sichtbar ist. Nur ein Fährboot benützt den frischen kühlen Morgenwind, mit seiner Last über den See zu segeln; eine Herde stattlicher Rinder ist von der angrenzenden Weide herausgetreten in das Geröhricht des Strandes, um seinen Morgentrunk zu thun. Noch bedeckt ein grauer Schleier den Himmel, aber fern im Osten beginnt es zu leuchten und das nahende Tagesgestirn umrändert die Wolken mit purpurnem Saume. Auf der ganzen Landschaft liegt der Zauber der schlaferquickten Natur, eine köstliche Frische und Ruhe weht uns aus dem stimmungsvollen Bilde entgegen.