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Modenbericht (Illustrirte Zeitung, 1843, Heft 3)

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Modenbericht
Untertitel:
aus: Illustrirte Zeitung, Nr. 3 vom 15. Juli 1843, S. 48
Herausgeber: Johann Jacob Weber
Auflage:
Entstehungsdatum: 1843
Erscheinungsdatum: 1843
Verlag: J. J. Weber
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: MDZ München, Commons
Kurzbeschreibung:
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Modenbericht.

Eine der bizarresten Benennungen in der Mode ist wohl „à la vieille!“ Die Mode, die Koketterie der Schönheit, die Caprice der Jugend, in Zusammenhang mit vieille! Und doch hat dieser Gegensatz etwas sehr Ansprechendes, und wenn die Mode à la vieille sich so jung und granziös ausnimmt, wie z.B. diese,

Hut à la vieille.

so kann sie schönen zwanzigjährigen Gesichtern mit Recht empfohlen werden. Man hat jetzt Alles à la vieille – Mäntelchen, Hüte, Garnituren, Fichus. Man kann auch sagen: à la grand’mère oder à la Marie-Antoinette. Die Strohhüte mit gefälteltem Bande gehören zu dem Hübschesten, was eine Dame vom Stande tragen kann.

Mit Reiherfedern von zwei Farben

Hut mit zweifarbigen Reiherfedern.

verwendet man zugleich zweifarbige Bänder. Es ist dies kein Negligé, aber doch so einfach, daß es recht gut zur Morgentoilette getragen werden kann.

Aus dem Humann’schen Atelier ist vor Kurzem eine der elegantesten Amazonenkleidungen hervorgegangen.

Dieser Anzug ist ernst, einfach und correct. Es ist eine Amazone für die weibliche Rennbahn, ein dem Zweck gemäß geschlossenes Kleid ohne Spitzen oder sonstigen Ausputz.

Dazu gehört eine in der Werkstatt des Hrn. Verdier erfundene modische Neuigkeit, welche bald in den Händen aller schönen Reiterinnen sein wird, der unter dem Namen: ombrelle-cravache ans Licht getretene Sonnenschirm, dessen Stiel in eine Gerte ausläuft.

Im Uebrigen sind die neuen Kleidermoden bis jetzt noch ziemlich dürftig ausgefallen; etwas Bestimmtes bieten blos die Amazonen mit Aufschlägen und die Redingote à la vieille, alles Uebrige besteht nur in ungewissen Versuchen, und wir müssen den Neuerungssüchtigen zum Trotz behaupten, daß die glatten Kleider für den Sommer die Herrschaft behalten werden.

Die Redingote à la vieille hat ein hohes Leibchen und ist der ganzen Länge nach vorn herunter mit einer einfachen Garnitur versehen.

Oberrock à la vieille.

Die schwarzen Camails machten den Anfang; jetzt kommen sie auch in andern dunkeln Farben zum Vorschein, sowie auch schon die schwarzen Spitzen, die weißen Spitzen und der weiße Mousselin ihr Recht in dieser Beziehung geltend gemacht haben.

Unter den Stoffen herrschen die gestreiften und großcarrirten Taffete; die Streifen und Carre’s können mehr oder weniger breit sein, letztere sieht man besonders häufig in schottischem Geschmack.

Die Zusammenstellung der Farben und Schattirungen ist sehr willkürlich und man billigt die widerstrebendsten Combinationen, ohne etwas Bizarres darin zu finden.

Vorzugsweise gern beschäftigen wir uns mit den Kindermoden. Ueberall wo die Kindheit unsere Aufmerksamkeit beansprucht, finden wir ein Schauspiel für das Auge und einen Reiz für das Gemüth. Die ungehinderten, natürlichen Erregungen dieser kleinen naiven Welt verfehlen nie den lebhaftesten Eindruck, und wo anders sollte man die ungekünstelte Grazie suchen, als auf diesen frischen, lachenden Gesichtern mit ihren hellen Augen – Spiegeln der Schönheit und unverdorbenen Herzensgüte!

Man besuche nur ein Kinderfest und beobachte die kleine fröhliche Menge, wie sie lachend und geputzt sich unter den Augen der stolzen Mütter umhertreibt. Jede der Letztern hat ihren ganzen Scharfsinn bei der Toilette ihrer Kinder aufgeboten, damit ihr Töchterchen das geschmackvollste und ihr Söhnchen das netteste Kleid trage. Die Eitelkeit einer Mutter ist ja so natürlich, so liebenswerth; es ist dies die einzige Eitelkeit, die man gesteht, deren man sich beinahe rühmt.

Der Sommer hat wieder eine Menge neue Kindercostüme hervorgerufen, welche ihren Ursprung größtentheils der Phantasie der Mutter und der Individualität des Kindes verdanken und sich daher auf die mannigfachste Weise von einander unterscheiden.

Kleine Mädchen von 7–8 Jahren machen sich sehr hübsch in Camails von schottischem Taffet, weißen Mousselinekleidern, Batisthöschen und Strohhüten mit schottischem Bande.

Größere Mädchen von 11–13 Jahren steht die ziemlich häufig vorkommende Zusammenstellung von lila Barègekleidern mit weißem Mousselinecamail und Reisstrohhut sehr gut.

Wir haben ein Zwillingspaar gesehen, welches die mütterliche Liebe höchst geschmackvoll und bis auf den, durch das verschiedene Geschlecht bedingten Unterschied ganz gleich ausgestattet hatte. Das Mädchen trug ein Kleid von Nanking, welches um die Taille vermittelst einer Schnur zugezogen war; die glatten Aermel reichten nicht ganz bis auf das Handgelenk hinab und ließen dann einen darunter befindlichen Mousselienärmel hervortreten, welcher in weiten Falten bis auf die Hand herabfiel, wo er durch ein gesticktes Manschettenband festgehalten ward. Die Brust und ein Theil des Halses wurden durch eine Mousselinechemisette bedeckt. Der Knabe trug ebenfalls eine Nankingblouse mit einer Zugschnur um die Taille, die Aermel waren aber griechisch gespalten und die Chemisette hatte einen battistenen Ueberschlagkragen.

Wir geben hier eine Kindermode,

die sich vorzüglich durch die vortheilhafte Einrichtung der Aermel empfiehlt. Dieselben können lang, oder auch kurz mit langen Handschuhen getragen werden, weshalb diese Kleider sich sowohl für den Spaziergang als für die Tafel eignen.


Lächerliche Moden.

Hüte au Colon d’Algérie.

Schon seit einiger Zeit haben einige Herren von überfeinstem Ton, um ihre zarten Gesichter gegen den Sonnenbrand zu schützen, Hüte wie oben getragen; sie dienen in diesem Sommer zugleich als Regenschirme.