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Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 3, 6)

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Miscellaneen
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aus: Journal von und für Franken, Band 3, S. 756–774
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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VII.
Miscellaneen.


1.
Aus der zum Fränkischen Kreise gehörigen Grafschaft Limburg.

Je gegründeter die aus vielen Gegenden Teutschlands erschallende Klagen über Holztheurung und Holzmangel sind, und je allgemeiner sie mit jedem Jahre werden: desto mehr muß es den Beobachter befremden, in Teutschland noch Gegenden zu finden, worin die Wälder ohne alle forstmäßige Ordnung verwaltet, und auf solche Art benutzt werden, welche geraden Weges zum Ziele führt, wenn Verderben, wenn gänzliche Ausreutung der Forsten Endzweck der Forstbesitzer ist.

Die in Schwaben liegende, und zum Fränkischen Kreise gehörige Reichsgrafschaft Limburg ist, unter andern wohlthätigen Naturgaben, mit Waldungen vorzüglich gesegnet; und in dem weiten Umfange des heiligen römischen Reichs dürften wenig oder keine Länder zu finden seyn, worin das Forstregal mehr entweihet, die Forsten weniger gehegt, gieriger benutzt und stärker verwüstet werden, als in einigen Theilen der gedachten Grafschaft Limburg. Folgende Thatsachen mögen dieses bewähren.

| Ausser dem Brenn- und Nutzholz, welches das Land und die holzarme Nachbarschaft täglich fordert und reichlich erhält; ausser der Menge Baubretter- und Stabholz, (Daubenholz) welches theils im Lande zubereitet, theils roh auf dem Kocher weit hinaus geflößt wird, – befriedigt die Reichsstadt Schwäbisch-Halle ihr ganzes Holzbedürfniß aus den Limburgischen Wäldern, und das mit Recht beliebte Hallische Salz wird bey Limburgischem Holze gesotten. – So beträchtlich die Holzmasse auch ist, welche dieser Schlund jährlich verzehrt, so würde sie dennoch, bey einer regelmäßigen Verwaltung, mit dem Flor der Wälder bestehen können, wenn sich damit nicht noch andere starke Abzüge vereinigten, und der Nachbarschaft, so wie dem Limburgischen Lande selbst, den drückenden Mangel an einem so unentbehrlichen Lebensbedürfniß ankündigten. Wir wollen der vielen und vielerley Holzwaaren, die im Lande verfertigt und weit und breit verführt werden, nicht erwähnen; nicht der Büttner- und Schreinerarbeiten, womit mehrere benachbarte Provinzen versehen werden; nicht der zahllosen Stangen und Stäbe, die jährlich ausgeführt werden, und woran die Weinrebe in Schwaben, Franken, Östreich und am Rhein sich lehnt. Auch wollen wir den inländischen Bergbau nicht in Anschlag bringen, der unter andern Umständen mit Nutzen erweitert werden könnte. – Aber die überflüßigen Ziegel- und Kalchöfen, die Theer- Pech- und Rußgruben, die zahlreichen| Kohlenhütten, die sich in einigen Districten so häufig darbieten, und – Vierzehen große Pottaschbrennereyen, die das Ländchen enthält, und den größten Theil des Jahres in raschem Gange erhält; dieses sind Umstände, die wohl würdig wären höhern Orts reiflich erwogen und ernstlich beherzigt zu werden.

Was aber alles dieses an Schädlichkeit noch weit übertrifft, was den Anwuchs hemmt, den Stamm entkräftet, und den Baum im Kern angreift, was die Schößlinge verzwergt, die Schläge vernichtet, und den jungen Anflug in der Blüthe abtödet, was, mit einem Worte, den Bäumen der auszehrende Bandwurm; den Forsten die wahre Pest ist, – dieses bestehet in dem barbarischen Gebrauche, den Stämmen das Harz auszuziehen; Schläge und Anflug zu verbrennen, um mit dem traurigen Reste emporstrebender Wälder eine kleine Strecke guten Landes zu verbessern. Ein Gebrauch, der nur mit der Gewohnheit jener Blödsinnigen verglichen werden kann, die den Baum an der Wurzel abhauen, um einige im Gipfel hangende Holzäpfel zu verschlingen. Daß besonders das Harzen im Limburgischen stark im Gange sey, ist aus dem beträchtlichen Handel, der mit diesem Producte in das Ausland getrieben wird, und daraus abzunehmen, daß ein Kübel Harz, von 10 bis 12 Pfund, an Ort und Stelle gewöhnlich um 30 Kreuzer verkauft wird.

| Sollte man von Seiten der Limburgischen Gesammtherrschaft diesem Übelstand zu steuern nicht trachten, oder nicht vermögen? Die Grafschaft hat zwar eine ziemliche Anzahl von einander unabhängiger Herren zu verehren; allein in Angelegenheiten dieser Art, die auf das Wohl und Wehe des Ganzen so großen Einfluß haben, sollte doch zu hoffen seyn, daß sie sich gemeinschaftlich vereinigen werden, einen Mißbrauch, der in seinen Folgen so verderblich ist, abzustellen.


2.

In der Nacht vom 30sten auf den 31sten October, gegen zwey Uhr, entstand in dem Anspachischen Pfarrdorf, Herren-Bergtheim, bey Uffenheim, mitten im Orte, zunächst bey der Kirche und dem Pfarrhause, eine gefährliche und wegen ihrer Veranlassung merkwürdige Feuersbrunst.

Ein Bauer ließ in seiner Schupfe, welche mit der Scheune unter einem Dache erbaut war, Flachs brechen, der im Backofen gedörrt worden war. Wegen der damahligen ungewöhnlichen Kälte bekamen die Brecherinnen zu ihrer Arbeit eine Flasche Brantewein. Dieses Getränk belebte sie ausserordentlich, und sie liessen sich mit den in der Scheunentenne dreschenden Mannsleuten in einen lauten und muthwilligen Wortwechsel ein, über welchem die erforderliche Vorsicht und Behutsamkeit, mit dem Lichte umzugehen, aus den| Augen gesetzt wurde. Sie hatten in einer Laterne eine Öllampe. Diejenige Brecherin, die der Laterne zu nächst saß, putzte den Tocht, und warf dessen glimmende Spitze auf den Boden. Da dieser mit dem Abfall von dem Flachs, einer höchst entzündbaren Materie, bedecket war, so entstand eine kleine Flamme. An der Seite hinauf lag ein Heustoß, und die Schupfe war durchgehends mit brennbaren Sachen, worunter auch dürre Reissigbüschel waren, erfüllet. Ob man gleich den brennenden Abfall des Flachses auf dem Boden leicht ersticken konnte, so war es doch unmöglich, das Heu in der Höhe, welches Feuer gefangen hatte, zu löschen. Und auf solche Weise verbreitete sich dasselbe in einigen Minuten in der ganzen Scheune. Ehe die Leute, die meistens im tiefen Schlaf lagen, zum Löschen, wobey es noch dazu an der nöthigen Anstalt fehlte, bereit waren, standen auch die zwey nächsten Scheunen im Feuer. Schon hatte die Flamme die zwey Häuser, die an beyden Enden der brennenden Scheunen standen, ergriffen; als eben die Spritze von dem nächst gelegenen ehemahligen Huttenischen, nun aber Voitischen Marktflecken Ippesheim, ankam, und weil man zu gleicher Zeit das Wasser aus einem am Dorfe gelegenen Weiher zu der Brandstätte geleitet hatte, so wurde der weiter um sich greifenden Wut des Feuers Einhalt gethan. Da die Wege ungemein gut waren, so sahe man nach einigen Stunden noch viele andere Spritzen, als von| Rothenburg, Windsheim, Markt Bergel, Uffenheim, Aub, Markt Einersheim und Hollach, ankommen, welche mit vereinigten Wasserströmen die Flamme auslöschten. Die drey Scheunen lagen nun freylich, sammt dem in sich habenden vielem Getraide und Futter, im Schutt: wenn man aber bedenkt, daß das ganze Dorf in Gefahr gewesen ist, ein Raub der Flammen zu werden, so ist dieser Verlust ein geringschätzige Sache, gegen die erhaltenen übrigen Häuser und Scheunen.
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Diejenige, welche mit der Hochfürstl. Anspachischen Polizey bekannt sind, nach welcher sich vor jedem Dorfe und Städtlein eine Flachs-Dörre und ein Brechhaus befindet, werden nicht begreifen können, woher es komme, daß man in Herren-Bergtheim den Flachs im Backofen dörre, und in den Scheunenschupfen breche. Es ist daher zu wissen, daß man in den vorigen Zeiten in Bergtheim sowohl, als in andern Anspachischen Ortschaften, aussen vor dem Dorfe ein Brechhaus gehabt habe, dessen sich die Ältesten der Gemeinde noch erinnern. Diese Einrichtung hatte aber auch, nach der Meinung der meisten Landleute in dortiger Gegend, ihre Unbequemlichkeiten. Erstlich sagen sie, werden durch die Brechhäuser die Bettelleute, die sich den Sommer über darin aufhalten, herbeygezogen. Zweytens verursache das Brechen in den gemeinschaftlichen Häusern vor dem Dorfe größere Kosten, weil man mehr Holz und mehrere Menschen dazu brauche. Im| Gegentheil könne man seinen Flachs mit mehrerer Gemächlichkeit in seinem Eigenthum dörren und brechen. Man habe nicht nöthig den Ofen um des Flachses willen zu heitzen. Man stecke ihn hinein, wenn das Brod ausgeschossen werde, da der Ofen gerade noch so viel Hitze habe, den Flachs zu dörren. So viel in einen Backofen gehe, könne die Bäurin, ohne Zuziehung vieler Weibsleute, gemächlich brechen. Und wenn nachher der nämliche Ofen nur ein wenig geheizet würde, so könne man wieder eben so viel einstecken, als man mit Gemächlichkeit in einer halben Nacht bearbeiten könne. Überdas könne dieses Geschäfft viel eigentlicher und besser verrichtet werden, weil man es übersehen könne, als wenn solches in dem gemeinen Brechhaus geschähe, da die gedingten Brecherinnen den nöthigen Fleiß nicht auf die Arbeit verwendeten. – Weil bey Menschengedenken kein Unglück in den Privathäusern durch das Brechen entstanden ist, so hat man solches bisher in den Ortschaften ausser dem Anspachischen geschehen lassen. Daß solches auch in dem berührten Dorfe Herren-Bergtheim geduldet worden ist, kommet vermuthlich daher, weil es von ausherrischen Ortschaften umgeben ist, und ausser dem Anspachischen noch viele fremde Unterthanen in besagtem Herren-Bergtheim wohnen, ohne deren Zustimmung nichts gemeinschaftliches bestimmet werden kann.
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Aller angeführten Einwendungen aber ungeachtet, wird vermuthlich von allen Dorfherrschaften| in Zukunft darauf gedrungen werden, daß das Flachsbrechen in den Privathäusern und Scheunen, wenigstens zur Nachtzeit nicht mehr geduldet werde. Denn die geringen Vortheile, welche man dabey zu haben glaubet, sind mit der Gefahr einer zu befürchtenden Feuersbrunst in keine Vergleichung zu ziehen.


3.

In dem abgewichenen Monat November haben sich in hiesiger Gegend zwey traurige Fälle zugetragen.

In dem Anspachischen Städtlein Kreglingen an der Tauber wurde eine junge Weibsperson durch einen unehelichen Beyschlaf schwanger. Aus Furcht einer harten Behandlung von Seiten ihrer Eltern, läugnete und verheimlichte sie ihre Schwangerschaft. Als sie sich aber solche nicht länger zu verbergen getrauete, so verfiel sie auf den unsinnigen Einfall, ihren Leib aufzuschneiden, und sich auf solche Weise ihrer Leibesbürde heimlich zu entledigen. Man kann sich leicht vorstellen, daß diese gefährliche Operation einen unglücklichen Ausgang genommen habe. Die Unglückliche mußte nebst dem Kinde eines schmerzhaften Todes sterben.

In dem Wirzburgischen Dorfe Herbolzheim prügelte ein Bauer, auf Veranlassung seines Weibes, seinen 20jährigen Sohn erster Ehe, derb ab. Als der Vater, vom Zuschlagen ermüdet, in die Worte ausbrach: daß er es ihm noch besser machen| wolle; so lief der Bursch zum Hause hinaus, und versteckte sich heimlich zwischen dem Haber und Heu. Weil er nicht wieder zum Vorschein kam, so glaubten seine Eltern, daß er davon gelaufen wäre. Als man nicht mehr an ihn gedachte, hörte der Vater am neunten Tage ein schwaches Husten in der Scheune. Er spürte nach, und fand seinen entwichenen Sohn, welcher sinn- und sprachlos war; über dieß waren Hände und Füsse erfroren, (denn es war eine grimmige Kälte,) und in die Fäulniß übergegangen. Nun schickte zwar der Vater nach einem benachbarten Wundarzt, um die erfrornen und faulen Glieder hinweg zu schneiden; allein der Unglückliche starb bald nach dieser Operation.

Man siehet aus diesen zwey Vorfällen, wie weit es die Furcht und Verstockung bey den Menschen bringen kann. Q. Curtius hat wohl recht, wenn er saget[1]: vbi intravit animos pauor, id solum metuunt, quod primum formidare coeperunt.


4.
Aus dem Wirzburgischen, den 14 Nov.
Den auswärtigen Mendicanten wird bey uns nach und nach das Terminiren verboten werden. Die Franciscaner von Bischoffsheim dürfen im Wirzburgischen Amt Hardheim nicht mehr terminiren. Wieder ein Schritt zur Einschränkung| des Terminirens. Vielleicht erleben wir auch noch dessen Abstellung.


5.
Bamberg, 14 Nov.

Zur Berichtigung der Nachricht wegen des Kammerzinsverwalters in dem 3. B. 4. H. Nro. 3. der Miscell. S. 507. kann ich Ihnen aus einer sichern Quelle melden, daß man noch nicht daran gedacht habe, den erwähnten Mann in den Ersatz des gestohlenen Geldes mit jährlichem Gehaltsabzuge von 200 fl. zu verurtheilen. Die Sache hängt noch in der Untersuchung, und es ist zu erwarten, welchen Ausgang sie nehmen wird.


6.
Die Stadt Wirzburg bekommt nun eine neue und gewiß beträchtliche Zierde; ein neues kräftiges Mittel, Geschmack an schönen Künsten zu verbreiten und zu nähren; einen neuen wichtigen Gegenstand, der Fremde und besonders Kenner und Liebhaber der schönen Künste anlocken, und angenehm unterhalten wird. Die Gemähldesammlung des verstorbenen Domdechants von Speyer, eines Freyherrn von Hutten, kommt hieher. Diese Familie liebte von jeher die Wissenschaften und Künste, und zugleich Franken ihr Vaterland. Die Geschichte nennt uns manchen braven Mann aus diesem edlen Geschlechte, und rühmt seine Liebe zu Künsten und Wissenschaften. Schon ist eine ziemliche Anzahl vortrefflicher Gemählde in dem Hotel dieser Familie vorhanden, die nun durch mehr als| 1000 Stücke vermehrt, worunter einige von den ersten Meistern Italiens, von einem Raphael u. a. sind, eine immer für Wirzburg gleichsam ex providentia majorum vermachte Gallerie seyn wird. Der jetzige Besitzer, selbst Liebhaber und Kenner von der Kunst, freuet sich, Einheimischen und Fremden diesen Schatz zu zeigen, und wird an gewissen Tagen jedermann freyen Zutritt dazu gestatten. Liebhaber der Mahlerey finden sonst auch noch reichen Stoff für ihren Geschmack. Am Hofe sieht man nebst dem großen Meisterstücke des Tiepolo al fresco, viele sehr schöne Gemählde in Öl. Thalia selbst räumte ihren Tempel, den sie da hatte, dieser Kunst, denn wo sonst das sehr artige Hoftheater stand, und in den zunächst daran stossenden Zimmern soll eine Bildergallerie errichtet werden. Im Dom und bey den sogenannten Reuern findet man die besten Altarblätter. Der Herr Kammerdirector und Kreisgesandter von Hartmann, der Herr Obriststallmeister von Greiffenklau, der Herr Domprobst von Bamberg, Freyherr von Guttenberg, der Herr Domdechant von Maynz, Freyherr von Fechenbach, der Herr Hofmarschall von Gebsattel, der Graf von Stadian, der Kaiserliche Kammerherr von Rostenbach werden unter den Privatpersonen die besten und gewiß sehenswürdigen Sammlungen haben. Bey den Minoriten findet man, was man gewiß nirgends mehr findet, eine Sammlung von Landschaften, die der überaus geschickte und brave Guardian| des Klosters P. Bonvita Blank, in einer Art von Mosaik, theils von Federn, theils von Schmetterlingsflügeln, theils von Moose und Baumrinde, mit der correctesten Zeichnung und reinstem Geschmacke verfertigt. Dann eine Sammlung von besonders zubereiteten Vögeln. Das physikalische Kabinet ist in zwey ganz neu dazu mit vielem Geschmack eingerichtete Säle versetzt worden. Das Naturalienkabinet ist noch zur Zeit in einem schönen Saale dicht an dem physikalischen Kabinete, auf dem Universitätsgebäude aufbewahrt, bis es, vermehrt, einstens ein eignes Gebäude, dem anatomischen Theater gegen über im botanischen Garten, erhalten wird.[2]


7.
den 28 Sept.

In dem Rittercanton Baunach sind in gegenwärtigem Jahr keine Veränderungen vorgefallen, ausser daß der ehemahlige ritterhauptmannschaftliche Secretär, Herr Thon, zum wirklichen Syndikus ist befördert worden, der sich jederzeit bey dem Herrn Chef aufhält.


8.
Herr Hofrath und Rechtslehrer Zeller zu Bamberg ist auf eigenes Ansuchen zur Schonung seiner Gesundheit von Sr. Hochfürstlichen Gnaden nach Scheslitz als Vogt versetzt worden. Vermuthlich| wird die erledigte ordentliche Rechtslehrerstelle der ausserordentliche Professor, Herr von Reider, erhalten. Wen aber dieser zum Nachfolger haben wird, ist noch nicht bekannt.


9.

Den 27sten Aug. starb Herr Johann Schmittlein, fürstl. Bambergischer wirklicher geistlicher Rath, Mitglied der Schulen- und Oberarmencommission, vorsitzendes Mitglied einer Unter-Armencommission, Capitular des kais. Stifts St. Stephan, Regent des Ernestinischen Priesterseminars, und Curatus der Pfarre St. Martin zu Bamberg. Er hatte ehehin einige Zeit bey der Universität das Kirchenrecht gelesen.


10.

Zu Bamberg starb am 11 October Herr D. Joseph Behr, fürstl. Bambergischer geistlicher Rath, der Dogmatik ordentlicher Professor und Kanonikus am Collegiatstifte zu St. Stephan, im 36sten Jahre seines Alters.


11.

Herr Hofrath und Professor, D. Joseph Maria Schneidt, zu Wirzburg hat den Charakter eines geheimen Rathes erhalten.


12.

Herr D. Philipp Rudolf Heinrich Wilhelm, bisheriger ausserordentlicher Professor des Lehenrechts, ist mit Niederlegung seiner Professur zum wirklichen Hofrath ernennt worden.


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13.

Herr Michael Adam Röl, der durch seine Schriften über die Teutsche Sprache rühmlichst sich bekannt gemacht hat, ist zum ausserordentlichen Professor in der philosophischen Facultät, und zwar im Fach der Litterargeschichte, zu Wirzburg ernannt worden.


14.

An die Stelle des verstorbenen gefürsteten Abts zu St. Emeram in Regensburg, Frobenius Forster, ist Herr P. Cölestin Steiglehner, bisheriger Professor der Physik zu Ingolstadt, der durch seine physikalische Schriften sich verdienten Beyfall erworben hat, erwählt worden. Er ist 1738 zu Sündersbühl bey Nürnberg geboren.


15.

Die erste mir zur Zeit bekannte Fränkische Verordnung, welche wegen Haltung ordentlicher Taufbücher erging, ist die für die beyden Brandenburgischen Fürstenthümer von Marggraf Georg dem frommen, d. d. Jägerndorf am Montag nach Antonii, 1533. Ich wäre begierig zu wissen, ob es irgendwo ältere Kirchenbücher gäbe.


16.
Zu Michelstadt in der Grafschaft Erbach starb am 8 Nov. Herr Johann Philipp Wilhelm Luck, Gräfl. Erbach-Fürstenauischer Consistorialrath, Hofprediger und Oberpfarrer im 64sten Jahr seines Alters. Er hat sich durch einen Versuch der| Reformations- und Kirchengeschichte der Grafschaft Erbach und Herrschaft Breuberg und einige andere Schriften als Schriftsteller bekannt gemacht.


16.

Am 19 November starb im Stift Rebdorf bey Eichstätt Herr Maximilian Münch, regulirter Chorherr daselbst, an der Wassersucht, im 48sten Jahre seines Lebens. Unser Journal verliert an ihm einen thätigen Mitarbeiter, welchem es die mit vielen unbekannten Anekdoten versehenen Nachrichten von dem Joh. Heinrich von Falkenstein zu danken hat. Ein paar von ihm mitgetheilte Aufsätze, von welchen der eine ihn zum Verfasser hat, werden künftig noch abgedruckt werden.


17.
Bamberg den 30 Oct.

Ich las im 3 Hefte des III. B. S. 365 Nro. 7. der Miscellaneen die Nachricht von den irdenen Wasserröhren, und kann zu derselben folgendes bemerken.

Auch hier haben wir irdene Röhren. Sie werden von Christoph Schreiner, Burger und Hafnermeister in der Jakobsvorstadt gefertigt. Er hat seine Brennstätte ausser der Stadt, und ist das ganze Jahr hindurch damit beschäfftigt. Dieser Mann mag der einzige Schöpfer der irdenen Wasserröhren in Franken seyn; ich kann mich aus Gründen nicht überzeugen, daß je ein| Hafner in Kitzingen dergleichen gemacht habe: denn der Stadtmagistrat daselbst würde keine Probe davon von auswärts her haben kommen lassen, wenn dieselbe zu Kitzingen gebrennt würden. Auch hätte der Bürgerrath zu Iphofen solche Röhren leichter von Kitzingen als von Bamberg verschrieben: denn vor anderthalb Jahren ließ derselbe zum Ersatze der verdorbenen hölzernen Röhren, die zu dem Stadtbrunnen leiteten, über 300 irdene bey dem obengenannten Hafner dahier verfertigen. Sie lagen einige Zeit in Kitzingen, weil anfänglich die Einlegung derselben Widerspruch litt.

Dieser letzte Umstand bringt mich sogar auf den Gedanken, daß statt Iphofen Kitzingen sey genennt worden, wo man der Ersparniß wegen soll beschlossen haben, statt der hölzernen Röhren irdene legen zu lassen.[3]

| Ob sonst irgendwo dieß Fabricat hervorgebracht werde, ist mir nicht bekannt geworden.

Ich will nun etwas von den Eigenheiten gedachter Röhren erwähnen. Sie werden in 3 Sorten eingetheilt; von jeder ist das Stück 2 Schuh lang. Im Lichten aber hat die erste fünftehalb, die zweyte zwey, und die dritte anderthalb Zoll: alle sind gewöhnlicher Weise einen halben Zoll dick. Wenn aber die Röhren in eine Gegend kommen sollen, wo das Wasser fällt oder steigt, und also einen größeren Druck hat, so muß die Dicke derselben einen ganzen Zoll betragen; sonst zerspringen sie gerne, wie dieses erst neuerlich hier zum Theil jenen Röhren widerfahren ist, die unterhalb des Mühlwöhrdwaldes zur Wasserleitung des sogenannten Gabelmanns oder des Neptunsbildniß auf dem Markte gelegt worden.

Der Preis vom Hundert der 3 Sorten ist nach Verhältniß 14, 18, 20 fl. rhein. auf dem Platze;[4] natürlich muß er steigen, wenn sie weiter| sollen geliefert werden. Aus diesem aber wird sich ergeben, daß der Preis, wenigstens hier, nicht so gar hoch, und also die Einlegung der irdenen Röhren auch im Anfang nicht sonderlich theuer sey, wenn man noch dazu bedenkt, daß das Holz nicht minder sehr im Wehrte ist.

Übrigens sind dergleichen Röhren in der Folge allemal sehr ersprießlich, und daher bestens zu empfehlen.

Der vorzüglichste Nutzen besteht wohl in der Reinlichkeit und Güte des durch sie geleiteten Wassers. Die Säuberung ist gar selten nothwendig. Um sie aber im Erforderungsfalle leichter zu bewirken, werden in einer gewissen Entfernung Schlußsteine von hartem Quader angebracht, und in diese die Röhren mit einer Kitte bevestiget, die sich mittelst glühenden Eisens wieder auflösen läßt. Die Steine sind auch vortheilhafter als bleyerne Röhren, denn diese müssen beym Herausnehmen immer beschädigt werden.[5]

Den Nutzen der irdenen Röhren mögen wohl die mehresten Bauverständigen einsehen, aber wegen Eigennutzes dieselben nicht vorschlagen, oder deren Einlegung sich widersetzen.

| Unterdessen hat man bereits vielfachen Gebrauch davon gemacht. Schon vor 14 Jahren wurden mehrere tausend zur Wasserleitung in den Fürstlichen Lustgarten Seehof verbraucht, wo man sogar die bleyernen Röhren deswegen herausnahm. Sie werden aber auch in geringerer Anzahl gebrennt; 50 Stücke kamen, wie mich der hiesige Hafnermeister versicherte, ins Dettelbacher Franziscaner-Kloster, und 500 Stück sind von Pose in Wirzburg ferners bestellt. Die 300 Stück, welche nach Iphofen kamen, waren von der Mittel-Gattung.

Letztlich habe ich noch anzumerken, daß auf der Seite der Röhre füglich eine Öffnung könne gemacht werden, um das Wasser auf die Seite zu leiten, welches ausserdem nicht wohl möglich ist.


19.

Die bisherige Conrector an dem Gymnasio der Reichsstadt Rothenburg, Herr Johann Ludwig Friedrich Betzold, hat das durch den Abtritt des Herrn M. Christian Balthasar Lehmuß, der als Pfarrer nach Wettringen gekommen, erledigte Rectorat erhalten. Herr Lehmuß, bisheriger Lehrer der dritten Classe, ist Conrector geworden.





  1. Lib. IV. cap. 16.
  2. Aus der Goth. gel. Zeit. 1791. n. 25.
  3. Der Hafnermeister Schlör in Kitzingen hat dergleichen irdene Brunnenröhren für den Capuziner-Brunnen in Ochsenfurt vor 6–7 Jahre wirklich gemacht und gebrennt. Daß der Stadtmagistrat aber auswärts vom Koblenzischen Orte Valendar – wenn ich nicht irre – dergleichen Röhren von der nämlichen Masse, aus der die Selters-Sauerwasser-Krüge verfertigt werden, zur Probe kommen ließ, geschah meines Erachtens allein wegen Vorzüglichkeit des Steingeschirrs gegen das hier in Franken gewöhnliche Hafnergeschirr. Die Masse des Steingeschirrs selbst ist zur Verbesserung des Wassers auch vorzüglicher, als die inländische. Das Rohr ist, so viel ich als Reisender wahrnehmen und erfahren konnte, in der Mitte etwa einen halben Zoll dick, und die [772] Öffnung drittehalb Zoll im Durchschnitt, wenn diese nicht größer oder kleiner bestellet wird.
    Anmerk. des ersten Einsend.
  4. Der kleine Schuh von den Valendarröhren kommt auch nicht auf 10 kr. sondern nur etwa auf achtehalb kr. bis Frankfurt, und etwa 10 kr. bis Steft oder Kitzingen; jedes Rohr ist 2 französische Schuh lang, hat an beyden Theilen eine Schraube, die mit Werg überlegt werden, um das Auslaufen zu hindern, und dann noch verkittet werden können, aber nicht unumgänglich nothwendig müssen, zumahl in gerad fortlaufender Lage.
  5. Wegen des Fallens und Steigens des Wassers wären eben die bleyerne Rohrstücke, für die man aber auch von der nämlichen Masse kann fertigen und einlegen lassen.