Michel und seine Großmutter
„O mein Gott, o mein Gott! bist jetzt so krank, Michel!“
„Ich – ich bin – recht krank!“
„Ja, wo thut’s Dir denn weh?“
„O mein Gott! – Auf der – rechten Seiten – da kann ich’s – gar nimmer aushalten – vor lauter Wehthum!“
„Aber auf der linken, da thut Dir nichts weh?“
„O, da – da kann ich’s – gar nimmer aushalten, da ist’s, als ob mich tausend Bajonette hineinstächen!“
„Das ist ja schrecklich! Aber der Kopf thut Dir nicht weh?“
„Der Kopf? Das wollt’ ich meinen! Und die Augen, die Zähn’, die Arm’ und die Knie – – kurz, ich hab’s voreh’ zusammzählt – siebenunddreißig große und kleine Schmerzen hab’ ich.“ –
„O mein Gott! seit wann spürst denn schon was?“
„Seit ich in Frankfurt war.“
„Ja, warum hast denn nicht gleich dazu gethan? Hast ja ’s Geld, warum hast denn keinen Doktor gefragt?“
„O ja, ich hab’ die Doktoren und geheimen Räth’ gefragt – aber sie haben gesagt – die Sach’ wird sich schon machen! Und das hab’ ich gutwillig – geglaubt!“
„Also bist selber Schuld!“
„Ja, ’s geschieht mir grad recht! Ich hab’s übersehn! Jetzt hab’ ich meine Schmerzen, die Doktor und geheimen Räth’ haben mein Geld – jetzt kann nur Gott helfen, daß er die Geschicht’ wieder in Ordnung bringt – sonst heißt’s: fahr’ wohl, Michel!“