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Melpomene/Band 1/090 Bei dem Grabe eines hoffnungvollen Knaben

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 280–281
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[280]

90. Bei dem Grabe eines hoffnungvollen Knaben.

Melod. IV.

1. Hier liegt ein armer Knabe,
Kaum fünfzehn Sommer alt,
Besiegt im stillen Grabe
Von Todes Allgewalt.

2. Er kam in Fieberschmerzen
Zu seinen Eltern heim,
Und fühlte schon im Herzen
Des Todes regen Keim.

3. Man brauchte zwar Arzneyen,
Zu lindern seinen Schmerz,
Doch, statt ihn zu befreyen
Ward mehr beklemmt sein Herz.

4. Nun ward sein Athem enger
Und ganz die Brust verschleimt,
Da hat man nicht mehr länger
Ihn zu versehn gesäumt.

5. In bitterm Schmerz bereute
Er seine Sündenschuld,
Und seine Seel erfreute
Des Höchsten Gnad und Huld.

6. Zuletzt erlag der Knabe
Der Krampf- und Gichterwuth,
Worauf er nun im Grabe
Von seinen Leiden ruht.
[281]
7. Doch besser ists dem Kinde
Wenn es in Unschuld stirbt,
Eh es das Gift der Sünde
An Leib und Seel verdirbt.

8. Denn Ärgerniß verführet
Die Kinder hier so leicht,
Eh sie das Gute rühret,
Und ihr Schutzengel weicht.

9. Denn was sie sehn und hören,
Ist voll der Bosheit nur,
Und von den besten Lehren
Verschwindet jede Spur.

10. Doch weh dem frechen Sünder
Mit seinem Ärgerniß,
Wodurch er fromme Kinder
In ihr Verderben riß.

11. Er wär demselben besser,
Wenn er zu Grunde gieng
Im tiefesten Gewässer,
Eh ihn die Höll umfieng.

12. Bedenk daher, o Sünder!
Die Strafe kommt gewiß;
Verführ doch keine Kinder
Mit deinem Ärgerniß.