Meine Lebenszeit verstreicht
Meine Lebenszeit verstreicht,
Stündlich eil ich zu dem Grabe.
Und was ists, das ich vielleicht,
Das ich noch zu leben habe?
Säume nicht; denn Eins ist noth.
Lebe, wie du, wenn du stirbst,
Wünschen wirst, gelebt zu haben.
Güter, die du hier erwirbst,
Nichts wird dich im Tod erfreun;
Diese Güter sind nicht dein.
Nur ein Herz, das Gutes liebt,
Nur ein ruhiges Gewissen,
Wird dir deinen Tod versüssen;
Dieses Herz, von Gott erneut,
Ist des Todes Freudigkeit.
Wenn in deiner letzten Noth
Dann wird über Welt und Tod
Dich dieß reine Herz erheben;
Dann erschreckt dich kein Gericht;
Gott ist deine Zuversicht.
Fürchte Gott, und bet und wache.
Sorge nicht, wie früh du stirbst;
Deine Zeit ist Gottes Sache.
Lern nicht nur den Tod nicht scheun,
Ueberwind ihn durch Vertraun,
Sprich: Ich weis, an wen ich gläube,
Und ich weis, ich werd ihn schaun
Einst in diesem meinem Leibe.
Nahm dem Tode seine Macht.
Tritt im Geist zum Grab oft hin,
Siehe dein Gebein versenken;
Sprich: Herr, daß ich Erde bin,
Lehre du michs jeden Tag
Daß ich weiser werden mag!