Mein Vorsatz
Wie sehr lieb ich mein Mädchen nicht!
Sie hat ein allerliebst Gesicht,
Zu schön, um es recht zu beschreiben:
Doch daß, wenn sie mir untreu wär,
Das laß ich wohl bleiben.
Ich trinke gern ein Gläßgen Wein,
Schenkt mir Freund oder Mädchen ein,
Darzu laß ich mich niemals treiben:
Und morgen mir die Stirne rieb:
Das laß ich wohl bleiben.
Und theilte gern auch Gnaden aus
Doch daß durch niedrigen Gewinn
Ich reicher würd, als ich jetzt bin:
Das laß ich wohl bleiben.
Mit einer Frau von vielem Geld,
Würd ich mich allenfalls beweiben:
Doch daß ich Schwägern demuthsvoll
Viel Reverenze machen soll,
Das laß ich wohl bleiben.
Das mich bequem und reichlich nährt,
Darwider werd ich mich nicht sträuben:
Doch soll ichs durch Laqueyn erflehn,
Mich krank in Antichambern stehn?
Auch bin ich keines Menschen Feind,
Die oft durch Thorheit uns betäuben:
Doch daß ich aus der Narren Zahl
Das laß ich wohl bleiben.
Noch wallt die Freud in meiner Brust;
Noch hab ich viel zu leben Lust,
Wenn mich die Welt nicht will vertreiben:
Wenn schon so früh die Parce käm:
Das laß ich wohl bleiben.