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Mein Freund

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Textdaten
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Autor: Otto Ernst
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Titel: Mein Freund
Untertitel:
aus: Siebzig Gedichte
S. 44
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1907
Verlag: L. Staackmann
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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Mein Freund.


Als ich jüngst im Garten wandelte,
Ward mir unverhoffte, tiefe Freude:
Aus dem tiefen Dunkel wirrer Zweige
Winkten mir zwei Blumen wie zwei Augen.

5
Näher trat ich, durchs Gebüsch mich zwängend –

Sieh, im düst’ren Schatten alter Bäume,
Fast erdrückt vom wuchernden Holunder,
Stand ein armer Strauch der Alpenrose.
Zwischen seinen krummen, mag’ren Ästen

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Spann ihr feucht Gespinnst die ewige Nacht;

Abgetrennt von Luft und Sommersonne,
War er leidend Jahr um Jahr gewachsen;
Doch aus Leidensnächten hob er Blüten,
Starke, lächelnde, betränte Blüten,

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Seines Ringens Ende, still empor.


Und den Gärtner rief ich: „Diesem Strauche
Gib den besten Platz in meinem Garten.
Tu es bald – ich hab es ihm versprochen.“

Alle Wohner meines Gartens lieb ich,

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Halm und Bäume, Frucht- und Schattensträucher;

Doch mit diesem in des Abends Schweigen
Sprech’ ich Worte wie von Mensch zu Mensch.