Med. Topographie Gmuend:101
Franz Joseph Werfer Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd | |
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[194] 27″. 12‴, 0, und der tiefste 27″. 1‴, 0. Die größte Wärme war den 31ten +24°, die geringste den 8ten +12°, am Morgen +8°. Diesen Monat wurde verzugsweise das gastrische System krankhaft ergriffen, und Erbrechen, Brechdurchfälle, und zuletzt Dysenterie nebst verschiedenen andern Abdominalbeschwerden fiengen an die herrschenden Krankheiten zu werden. Der bisherige katarrhalische-rheumatische Krankheitscharakter schien sich schnell in den biliösen verloren zu haben, und in allen vorkommenden Fiebern, und selbst in dem Seitenstich und andern Brustaffectionen war dieser Charakter unverkennbar vorwaltend; nur hie und da in der Heiserkeit, dem Husten, in den Halsentzündungen und leichten Rheumatismen war derselbe noch einigermaßen erkennbar. Die Brechwurz, Rhabarbarina und Mittelsalze waren jetzt immer die zweckdienlichsten Mittel, und nur bey starken Nervenirritationen, und den daher rührenden öfter sehr schmerzhaften Zufällen waren Opiata in kleinen Gaben nothwendig. Flechten, Krätze, und bey Kindern besonders Aphten und der Milchschorf, und wieder die Lungensucht waren die meist vorkommenden chronischen Uebel, und einigemal sahe man auch die Katalepsie und Manie. Unter 65 Kranken d. M. starb ein 62jähriges Weib an der Lungensucht, und ein 50jähriger Mann an der Auszehrung von unheilbaren Fistelgeschwüren. Der Juny fieng mit großer Hitze an, und am zweyten Tag stieg am Nachmittag ein heftiges Hochgewitter im Westen auf, zog gerade über der Stadt her, führte große und häufige Schlossen mit sich, und richtete an verschiedenen Orten und Gegenden [195] vielen und großen Schaden an, worauf es einige Tage regnete, ganz kühl und frisch war; sonst war die Hitze und Tröckne den ganzen Monat hindurch anhaltend groß, und nur die öftern Gewitter und Regen mit darauffolgender kurzen Kühle unterbrachen dieselben von Zeit zu Zeit. Der Wind kam von S. und S. W. Der Barometerstand war sehr veränderlich, und der höchste war 27″. 13‴, 0, der tiefste 27″. 1‴, 0. Die größte Hitze hatten wir den 2ten +27°, und die geringste am 13ten +14°, des Morgens +8°. Die Brech- und Ruhrdurchfälle waren diesen Monat seltner; desto häufiger aber wurden die obern Theile des Körpers, die Brust, der Hals und die Augen entzündungsartig ergriffen, so wie auch sehr hartnäckige Katarrhe mit verborgenen Entzündungen, besonders der Brustorgane mehr zum Vorschein kamen, die alle mehr oder weniger von dem vorwaltenden gallichten Charakter beherrscht wurden, und auch die gleiche, schon im vorigen Monat angezeigte Heilmethode mit nöthiger Berücksichtigung der Lokalzufälle erheischten. Der Bluthusten, die stärkste Hüft- und Gelenkschmerzen verloren sich auf genommene Mittelsalze und Abführungsmittel, und in allen vorkommenden Fieberanfällen leisteten dieselben abwechselnd gegeben immer gute Dienste. Von chronischen Krankheiten waren dießmal die Apolexie, welche gewöhnlich in Hämiplegie übergieng, die Katalepsie, die Wassersucht, so wie auch wieder die Lungensucht, und bey Kindern die Würmer mehr vorkommend. Gestorben sind von 60 Kranken d. M. ein Kind und eine ledige Weibsperson an der Dysenterie, und ein Knabe am Wurmfieber. |