Med. Topographie Gmuend:073
Franz Joseph Werfer Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd | |
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[138] ansteckend zugleich ist, und indem selbst solche Menschen, die schon eine natürliche Anlage von ihren schwindsüchtigen Eltern dazu überkommen haben, eben so wenig an die Verhütung des Ausbruchs der Krankheit zeitlich und mit Ernst denken, und gewöhnlich eine gleiche Lebensart wie andere zu führen kein Bedenken tragen, so lange sie keine bedeutende Beschwerden fühlen, auch noch dazu häufig in frühern Jahren heurathen, und auf solche Weise die gleiche Anlage wieder auf ihre Kinder übertragen: so ist die immer weitere Verbreitung und das so häufige Vorkommen dieser Krankheit wohl nicht mehr zu bewundern, die höchstens nur im Falle des zufälligen Ursprungs, wenn es noch nicht zu weit damit gekommen ist, und wenn die Art und das Ursächliche derselben frühe genug erkannt und aufgefunden wird, einigermassen noch Heilung, öfter aber nur Prolongirung gestattet; sonst aber, zumal wenn sie erblichen Ursprungs ist, alle Heilung versagt, so lange der Arzt nicht im Stande seyn wird, die phthysische Disposition im Körper zu heben und umzuändern. Unter dem weiblichen Geschlecht, ledigen wie verheuratheten Standes, ist der weiße Fluß sehr frequent, und auch auf dem Lande kommt er jetzt häufiger als sonst bey demselben vor; und wohl mag eine mehr verzärtelte Erziehung einerseits, und anderseits eine weniger gezwungene, mehr freye Lebensart, so wie auch der Mißbrauch mancher sonst erlaubter und unschädlicher Genüsse die häufigere Erscheinung desselben zum Theil begreiflich machen. Diese Krankheit zieht übrigens noch manche größere Uebel bey unsern Frauen früher oder später nach sich, [139] und Hysterie, Unfruchtbarkeit und nicht selten zuletzt die Auszehrung sind gerne die Folgen davon, indem die Heilung wegen öft äußerst erschwerter, ja unmöglicher Entfernung der Ursache sehr hartnäckig und unmöglich wird. Unter den Mädchen sieht man häufig die Chlorosis vorkommen, die nicht immer den Martialien weicht, und in solchen Fällen wohl oft einen eignen pathischen Stoff zu Grunde haben mag; besonders hat man dieselbe nicht selten auch psorischen Ursprung gesehen. Blutflüsse und Abortus sind eine häufige Plage unsrer Frauen, so wie auch Krämpfe und manche Nervenleiden, besonders Hysterie, oft und häufig unter ihnen vorkommen; sonst sind auch andere Nervenkrankheiten, besonders Katalepsie, weniger Epilepsie auch hie und da der schmerzhafte Trismus des Gesichts, eine öftere Erscheinung bey beiden Geschlechtern, jedoch letzterer mehr beym weiblichen Geschlecht; und da die Ursache derselben meistens so schwer zu entdecken und zu heben ist, so kommt man mit der Heilung derselben selten voran, und es müssen dergl. Menschen oft die ganze Lebenszeit hindurch ihr mehr oder weniger schmerzhaftes, aber doch immer lästiges und sie zu manchen Geschäften und Arbeiten untüchtig machendes Leiden tragen. Nicht besser geht es dem Arzt oft mit der Heilung der atonischen Gicht, besonders wenn sich dieselbe einmal auf die Gelenke geworfen und daselbst festgesetzt hat; sie kommt nicht selten vor, verharret oft Jahrelang in unveränderlichen Zustand, und widersteht allen dagegen angepriesenen Mitteln, nur einige Linderung vermag das Quajackharz zuweilen zu verschaffen. Unsere bergichte Gegend |