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Mechanische Baumwoll-Weberei von Zimmermann & Co. in Netzschkau

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Mechanische Baumwoll-Weberei von Zimmermann & Co. in Netzschkau
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 1, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 1, Seite 185–186
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Mechanische Baumwoll-Weberei von Zimmermann & Co. in Netzschkau.

[185]
Mechanische Baumwoll-Weberei von Zimmermann & Co. in Netzschkau.


Dieses Etablissement liegt am nordwestlichen Ende der Stadt Netzschkau im Voigtlande, und an dem Haltepunkte der sächsisch-bairischen Staatseisenbahn, und umfaßt zur Zeit

ein Hauptgebäude, wo in den zwei unteren Sälen mechanische Weberei, in dem dritten Saale aber Kammgarnspinnerei betrieben wird; noch befindet sich hier das Comptoir und eingebaute Lagerräume; ferner
ein Maschinen- und Kesselhaus.

Außerdem sind für die Zwecke des Etablissements noch verschiedene Räumlichkeiten in der Nachbarschaft gemiethet. In nächster Zeit werden übrigens dieselben mittelst umfänglicher Neubauten im Etablissement selbst beschafft werden.

Von der Eisenbahn führt ein eigenes Schienengleis bis in den Fabrikhof, auf welchem die Güter direkt von oder zu der Fabrik geführt werden können.

Um die Fabrik befinden sich Hof- und Niederlagsräume, sowie eine Gartenanlage.

Als Branchen umfaßt das Etablissement

die mechanische Weberei baumwollener Stoffe und
die Kammgarnspinnerei.

Die Haupterzeugnisse der mechanischen Weberei sind:

a) gute Futtergaze in verschiedenen Qualitäten,
b) Cambric’s in vier Qualitäten,
c) Calico’s aus starken Garnen in mehreren Breiten,
d) Jaconnet’s aus feineren Garnen,
e) Satin’s und
f) Shirtings in verschiedenen Qualitäten.

Die Kammgarnspinnerei produzirt

Kettengarne und Einschlag in verschiedenen Nummern und feinen und feinsten Qualitäten.

Von vorgenannten Erzeugnissen sind die mit a, c, e und f bezeichneten die gefragtesten und beliebtesten. Halbfabrikate, wie die Kammgarne, sind weniger dem Wechsel unterworfen und immer gefragt.

Der Hauptabsatz dieser Artikel geht in die Zollvereinsstaaten mittelst direkter Versendung. Messen werben von der Fabrik nie bezogen.

Das Etablissement besitzt eine zwanzigpferdekräftige Horizontal-Dampfmaschine mit Transmissionen, und diese treibt

für die Weberei

hundert mechanische Webestühle mit den nöthigen Spul-, Scheer-, Schlicht- und Hilfsmaschinen;

für die Spinnerei

sieben Spinnstühle, vier Fleyer, zwei Strecker, eine Blättmaschine und einige Hilfsmaschinen.

[186] Fortwährend sind in der Fabrik beschäftigt zwei Comptoiristen, ein Maschinist mit Gehilfen und siebenundachtzig Fabrikarbeiter; hierzu kommen zeitweise noch vier Handwerksleute.

Besitzer dieses Etablissements sind die Herren

Ferdinand Richard Ludwig,
Moritz Gustav Zimmermann und
Friedrich Wilhelm Uebel.

Die genannten Herren sind auch die Gründer dieses Etablissements. Im Jahre 1855 entwarfen sie den Plan zu demselben und brachten ihn auch im nächsten Jahre glücklich zur Ausführung. Noch 1856 wurden einige englische und französische Maschinen aufgestellt und in Betrieb gesetzt, allein sie entsprachen in Bezug auf die Leistungsfähigkeit ihrem Zweck nicht vollkommen, und dieses veranlaßte die Unternehmer zur Construction neuer Webemaschinen, was ihnen nach einigen Versuchen auf das Vollständigste gelang. Die so bewirkte Verbesserung wurde bald darauf von der Regierung patentirt, was auch von einer zweiten von den Unternehmern hergestellten Verbesserung an einer Schlichtmaschine in nächster Zeit bestimmt zu erwarten ist.

Nach diesem patentirten Systeme wurden nun alle übrigen Maschinen in der Fabrik des Herrn Richard Hartmann in Chemnitz ausgeführt und mit denselben das Etablissement in dem Jahre 1858 vollständig ausgerüstet.

Mit ihren verbesserten Maschinen sind die Unternehmer vollkommen zufrieden, denn dieselben entsprechen den davon gehegten Erwartungen auf das Vollständigste; sie übertreffen die Leistungsfähigkeit anderer Maschinen um ein Dritttheil, erzeugen sehr schönes Tuch und sind geeignet, alle Arten baumwollene glatte und gemusterte Stoffe, als auch wollene, halbwollene und leinene Artikel zu weben.

Herr Richard Hartmann in Chemnitz ist übrigens mittelst Vertrags ermächtigt, erwähnte verbesserte, der Firma Zimmermann und Co. patentirte Maschinen auch für Andere zu bauen.

Seit der Errichtung des Etablissements war nirgends eine Industrieausstellung, deshalb konnte eine solche auch nicht beschickt und keine officielle Prämie erlangt werden; dafür stehen aber der Firma die ehrenvollsten Zeugnisse der Abnehmer ihrer Waaren zur Seite.